26.6.08
Zauberhafter Blick in die höfische Welt des
Rokoko
Ausstellung der "Venezianischen Messe"
in Stuttgart
Das 250jährige Gründungsjubiläum der Ludwigsburger Porzellanmanufaktur
2008 ist Anlass zweier korrespondierender Ausstellungen in Stuttgart.
Zum einen präsentiert das Landesmuseum Württemberg
die um 1770 in der Manufaktur Herzog Carl Eugens entstandene "Venezianische
Messe". Sie ist einerseits besonderer Ausdruck der Italienbegeisterung
des Herzogs, andererseits eine Erinnerung an die Verkaufsmessen
im venezianischen Stil, die zunächst in Ludwigsburg, von 1776
bis 1793 dann auf dem Marktplatz in Stuttgart stattfanden. Das
landesmuseum besitzt insgesamt 72 Teile der Messe, die normalerweise
im Keramikmuseum in Schloss Ludwigsburg ausgestellt sind.
Die in Miniaturformat ausgeformten Verkaufsbuden und Figürchen
haben den Reiz von Spielzeug, liefern darüber hinaus jedoch eine
Fülle an kulturgeschichtlichen Informationen.
Dazu gelang es dem Museum, die 1995 in der Markgrafen-Auktion
an einen Privatsammler verkauften 120 Stück aus badischem
Besitz als Leihgabe für die Ausstellung zu bekommen, so dass
die Präsentation im Landesmuseum ein kleines Universum sowohl
höfischer Lust als auch bürgerlichen Alltagsgeschehens
spiegelt.
Die zweite Ausstelllung in der Staatsgalerie beruht auf dem Bestand
von ca. 450 Entwurfszeichnungen und rund 2.000 Blatt Druckgraphik,
die das Kupferstichkabionett aufbewahrt. Aus diesem bedeutenden
Bestand präsentiert die Ausstellung etwa 50 ausgewählte Entwurfszeichnungen
für Gefäße, Figurengruppen und für die Bemalungen.

Kavalier und Dame, Anonyme Zeichnung, 1759 © Staatsgalerie
Die unverwechselbaren und für die Manufaktur charakteristischen
Entwürfe Gottlob Friedrich Riedels, wie etwa das Service mit Schuppenmuster,
üppig ausgestaltete Prunkgefäße oder seine originellen figürlichen
Monatsdarstellungen, bilden den Kern der Präsentation. Einen weiteren
Höhepunkt stellt eine Gruppe von Gefäßen mit geflügelten oder
gehörnten Drachenköpfen dar, vermutlich Schöpfungen des berühmten
Hofmalers Nicolas Guibal.
Beide Ausstellungen sind bis zum 21. bzw. 28. September zu sehen.
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