13.7.09
Fisch auf dem Speiseplan unserer Vorfahren
Bereits vor 40 000 Jahren haben sich Menschen größtenteils
von Fischen ernährt. Dies hat ein internationales Team von
Forschern jetzt nachgewiesen. Die Wissenschaftler analysierten
dazu Kollagen aus einem Knochen des Skeletts eines der ältesten
Menschen Asiens, das in der Tianyuan-Höhle in der Region
Zhoukoudian nahe Peking gefunden worden war. (PNAS, 7. Juli 2009)
Süßwasserfisch gehört heute bei vielen Völkern
der Welt zu den Hauptnahrungsmitteln und gilt als besonders gesund.
Doch wann begannen unsere Vorfahren zu fischen und ganzjährig
diesen wertvollen Eiweißlieferanten zu verspeisen? Mithilfe
chemischer Analyse von Knochenkollagen können Wissenschaftler
herausfinden, ob Fisch nur ab und zu oder regelmäßig
gegessen wurde. Dafür untersuchen die Forscher die Verhältnisse
von Stickstoff- und Schwefelisotopen im Kollagen.

Unterkiefer des 40 000 Jahre alten menschlichen Skeletts
aus der Tianyuan-Höhle: Analysen des Knochenkollagens zeigen,
dass dieser Mensch regelmäßig Fisch konsumiert hat.
Bild: Hong Shang / Chinesische Akademie der Wissenschaften, Peking
Ziel der Wissenschaftler war es, die Hauptkomponenten der Nahrung
des 40 000 Jahre alten Tianyuan-Menschen zu bestimmen. Um dies
herauszufinden, führten die Forscher Isotopenanalysen durch. "Analysen
von Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen eines Knochens des Tianyuan-Menschen
und der tierischen Überreste aus dem archäologischen
Kontext deuten darauf hin, dass Ersterer sich überwiegend
von tierischen Eiweißen ernährt hat", erklärt
Michael Richards vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre
Anthropologie. "Die hohen Stickstoffisotopenwerte legen
den Konsum von Süßwasserfisch nahe." Zusammen
mit Kollegen von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften,
der Universität von British Columbia (Kanada) und der Washington
University in Saint Louis (USA) bestimmte Richards zusätzlich
die Schwefelisotopenverhältnisse von Landtieren und Süßwasserfischen
aus der Region Zhoukoudian und verglich sie mit denen des Tianyuan-Menschen.
Die Ergebnisse zeigen: Fisch war ein regulärer Bestandteil
des Speiseplans moderner Menschen noch bevor archäologische
Funde von Fischfangwerkzeugen dies belegen. Die damals lebenden
Menschen müssen also einen beträchtlichen Aufwand in
Kauf genommen haben, um Fische zu fangen. Der Übergang zu
einer Ernährungsweise, die größtenteils auf Fischfang
basiert, zeigt, wie knapp die Nahrungsmittelressourcen der expandierenden
Population moderner Menschen gewesen sein muss, als sie Europa
besiedelte. "Unsere Studie liefert den ersten Beweis dafür,
dass frühe moderne Menschen in China Süßwasserressourcen
als Nahrungsgrundlage genutzt haben. Dies ändert unser Verständnis
von der Lebensweise und Demographie unserer Vorfahren",
sagt Richards.
Barbara Abrell, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften
e.V.
|