31.3.09
Kabale und Liebe am Mannheimer Hof
Nein, es ist nicht die klassische Konstellation nach Schillers
Drama, die in einer Sonderführung in den Prunkräumen des Mannheimer
Schlosses wieder auflebt. Es sind die ganz normalen Hofgeschichten
um Liebe, Eifersucht und höfische Intrigen, die das Leben am
Mannheimer Hof ebenso wie an allen anderen Höfen prägten. Und
sie stehen im Vordergrund der neuen Sonderführung "Mannheimer
Hofgeschichten - amourös und pikant", die das Führungsprogramm
in der kurpfälzischen Residenz bereichern.

Philipp Kranz und Dr. Gabriele Gerigk im Kostüm des Hofgesellschaft
des 18. Jahrhunderts bei der Kostüm-Sonderführung im Mannheimer
Schloss.
Die Führung beginnt mit Karl Philipp, dem Begründer der Mannheimer
Residenz und seiner dritten Gemahlin Violante von Thurn und Taxis.
Sie ar ihm "nur" morganatisch angetraut, teilt aber in der Gruft
der Mannheimer Schlosskirche seine letzte Ruhe. Seine drei Enkeltöchter
wurden politisch verheiratet - zur Stützung des Status im Wittelsbacher
Gesamthaus. Die lebenslustige Ältere, Elisabeth Auguste, Erbin
des Neuburger Herzogtums Berg, heiratete den Erben der Kurpfalz,
Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach, was beide nicht an einem geradezu
ausschweifenden Liebesleben am Mannheimer Hof hinderte. Beide
hatten ihr Vergnügen, der Kurfürst mit der Tänzerin Josefa Seyfert
auch "natürliche" Kinder, für die er im übrigen mit geradezu
väterlicher Liebe sorgte. Einer allerdings hatte das Nachsehen.
Freiherr von Eberstein wurde mit einer Pistole, vor Verliebtheit
rasend, im Schlafzimmer der Kurfürstin aufgegriffen - und verbrachte
den Rest seines Lebens in einem Weinheimer Kloster. Das höfische Leben allerdings war nur die eine Seite der Medaille
- die andere Seite war eine völlig katastrophale medzinische
Versorgung, die auch am Hof nicht besser war als in der Stadt
selbst. Elisabeth Augusta verlor ihr Kind, den erhofften Erben
der Kurpfalz, die Wasserqualität in der Stadt war übelst, so
dass der Hof (der es sich leisten konnte) das Trinkwasser aus
Heidelberg herankarren ließ.
Aus großherzoglicher Zeit, dem zweiten Schwerpunkt in der Geschichte
des Mannheimer Schlosses, sind solche amourösen Abenteuer nicht
bekannt. Hier war es eher die Frühzeit der Verbindung zwischen
dem künftigen badischen Großherzog Karl und Napoleons Adoptivtochter
Stéphanie Beauharnais, die den Zeitgenossen Anlass zu Klatsch
und Tratsch gab. Die junge, den Pariser Glanz gewöhnte Stéphanie
am badischen Hof in der Provinz - zwei Welten prallten hier aufeinander.
Und doch war Stéphanie nach dem Tod ihres Mannes in Mannheim,
wo sie ihren Witwensitz nahm, eine beliebte und geachtete Fürstin.
Die Mannschaft von Service-Center verstand es wieder einmal,
in einer abwechlungsreichen und informativen Sonderführung
die Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner dem Publikum
nahe
zu bringen. |