30.7.09
Nibelungenlied wird UNESCO-Weltdokumentenerbe
Komitee für das "Memory of the World"-Programm
tagt in Barbados
Das Internationale Komitee für das UNESCO-Programm "Memory
of the World" hat heute dem UNESCO-Generaldirektor die Aufnahme
des Nibelungenliedes in das Register des Weltdokumentenerbes
empfohlen. Die Dichtung gilt als herausragendes Beispiel der
europäischen Heldenepik – vergleichbar mit der griechischen
Troia-Sage. Das UNESCO-Register listet die drei wichtigsten und
vollständigsten Handschriften des Nibelungenlieds. Sie werden
in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, der Badischen
Landesbibliothek in Karlsruhe und der Bibliothek des Klosters
St. Gallen in der Schweiz aufbewahrt. Das UNESCO-Komitee tagt
vom 29. bis 31. Juli 2009 in Bridgetown, Barbados.
"Die UNESCO hat mit dem Nibelungenlied bereits den elften
deutschen Beitrag in ihre Schatzkammer der Geistesgeschichte
aufgenommen. Es ist eine einzigartige Sammlung der wichtigsten
Dokumente der Weltkultur“, sagte Prof. Dr. Joachim-Felix
Leonhard, Staatssekretär a.D. und Vorsitzender des Deutschen
Nominierungskomitees, der an der Tagung in Bridgetown teilnimmt. „Dieses
'Gedächtnis der Menschheit' digital aufzubereiten und über
das Internet öffentlich zugänglich zu machen, ist Kern
dieses UNESCO-Programms. Bibliotheken, Archive und Museen aus
Deutschland und vielen anderen Ländern arbeiten in einem
weltweit einmaligen Netzwerk zusammen.“

Nibelungenlied
und Klage - Handschrift A. Alpenländisch,
Ende 13. Jh.
Bayrische Staatsbibliothek München
Das Nibelungenlied erzählt von der Liebe des Drachentöters
Siegfried zur burgundischen Königstochter Kriemhild und
ihrer Heirat, von Siegfrieds Tod durch Hagen und Kriemhilds Rache
mit Hilfe des Hunnenkönigs Etzel, die zum Untergang des
Burgunder-Reiches führt. Das Nibelungenlied wurde um 1200
von einem unbekannten Dichter im Auftrag des Passauer Bischofs
Wolfger von Erla niedergeschrieben. Die Sage besteht aus etwa
2.400 Strophen und basiert auf vorwiegend mündlichen Überlieferungen.
Historischer Hintergrund ist der Sieg der Hunnen über die
Burgunder im Jahr 436 n. Chr.
Die Heldendichtung aus der mittelhochdeutschen Literatur war
im 16. Jahrhundert in Vergessenheit geraten. Die moderne Rezeption
begann erst wieder im Jahr 1755, als eine der Handschriften des
Nibelungenlieds in Schloss Hohenems im österreichischen
Vorarlberg wiederentdeckt wurde. Im 19. Jahrhundert hatte das
Nibelungenlied große Bedeutung als nationales Epos. Richard
Wagner brachte es in seinem Musikdrama "Ring des Nibelungen" auf
die Opernbühne. Das Epos wurde mehrfach verfilmt, erstmals
im Stummfilm von Fritz Lang in den Jahren 1922 bis 1924.
Das Deutsche Nominierungskomitee für das Memory of the
World-Programm hatte das Nibelungenlied im März 2008 zur
Aufnahme in das UNESCO-Register des Weltdokumentenerbes vorgeschlagen.
Alle zwei Jahre können die Mitgliedstaaten Vorschläge
für das „Memory of the World“-Register bei der
UNESCO einreichen. Über die Aufnahme beschließt das
Internationale Komitee, dessen vierzehn Mitglieder vom UNESCO-Generaldirektor
berufen werden. Dieser trifft die endgültige Entscheidung über
die Anerkennung als UNESCO-Weltdokumentenerbe. Zum „Memory
of the World“ gehören wertvolle Buchbestände,
Handschriften, Partituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdokumente
aus aller Welt.
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