13.7.09
Ältester Schmuck der Menschheitsgeschichte
in Marokko gefunden
Bei Ausgrabungen in Marokko ist der bisher älteste,
datierbare Schmuck der Menschheit gefunden worden: fingernagelgroße,
perforierte und mit Ocker verzierte Nassarius-Muscheln.
Die Grotte des Pigeons bei Taforalt in Marokko, von der UNESCO
zum Weltkulturerbe erklärt, gewährt immer wieder Einblicke
in das Leben der ersten modernen Menschen in Afrika. Eine Begräbnisstätte
wie auch Funde von Schmuck und den Knochen erlegter Tiere belegen,
dass die Höhle über lange Zeit als Anlaufpunkt diente.
Bei den Ausgrabungen unter Leitung von Prof. Nick Barton (Institute
of Archaeology, University of Oxford) und Dr. Abdeljalil Bouzzougar
(Institut National des Sciences de l'Archéologie et Patrimoine,
Rabat, Marokko) fanden sich nun die ältesten, als Schmuck
verwendeten Nassarius-Muscheln.
Nur fingernagelgroße, perforierte und teilweise mit rotem
Ocker verzierte Muscheln - so muss man sich den Schmuck unserer
Vorfahren vorstellen. Die neu entdeckten Muscheln müssen,
ausgehend von bereits datierten Muscheln aus höheren Sedimentschichten,
die 82 000 Jahre alt sind, noch älter sein. Damit wäre
der Schmuck bedeutend älter als die in der Blombos Höhle
in Südafrika gefundenen Muscheln derselben Art, deren Alter
von 72 000 Jahren belegt ist. Die ältesten Funde solcher
Schmuckstücke in Europa sind gerade einmal 40 000 Jahre
alt.

Durchbohrte Nassarius-Muscheln. ©
Institute of Archaeology, University of Oxford/Ian Cartwright
Besonders faszinierend an diesen Schmuckstücken ist die
Tatsache, dass ähnliche Stücke in einer geographisch
so weit entfernten Region gefunden wurden. Die seit 2005 an dem
Projekt beteiligte Archäologin Dr. Elaine Turner vom Römisch-Germanischen
Zentralmuseum erklärt, dass das Alter der in Marokko gefundenen
Muscheln nahe legt, dass Menschen schon vor mehr als 82 000 Jahren
eine fortgeschrittene symbolische Kultur entwickelt hatten: Für
sie war mehr von Bedeutung als nur den täglichen Überlebenskampf
um Nahrung, Wasser und den Schutz vor Raubtieren.
Dominik Kimmel, Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit
Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) - Forschungsinstitut
für Vor- und Frühgeschichte |