13.3.10
"Der Ort, wo meine Residenz hinkommt ..."
Bruchsal erinnert 2010 mit Jahresprogramm an seine Zeit als
Fürstensitz der Bischöfe von Speyer
Bruchsal (pa). Wenn die Rede auf das "glanzvolle Zeitalter" des
nordbadischen Bruchsal kommt, dann ist für gewöhnlich
das 18. Jahrhundert gemeint, als die Stadt zur Residenz der Speyerer
Fürstbischöfe wurde und binnen kurzem einen enormen
wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Der Bau des Barockschlosses
zog nicht nur bekannte Künstler und Architekten nach Bruchsal,
sondern war auch Fundament einer positiven und gedeihlichen Stadtentwicklung
insgesamt.
„
Daran hat sich in gewisser Weise gar nicht so viel verändert“,
sagt Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick und führt
aus: „Das Bruchsaler Schloss mit seinem imposanten barocken
Innenleben ist das Bauwerk, das für die Außenwirkung
unserer Stadt auch in der Gegenwart eine ganz besondere Bedeutung
besitzt. Schloss und Stadt Bruchsal stehen bis auf den heutigen
Tag in einer lebendigen und vitalen Beziehung.“
Mit seinen Museen und rund 50.000 Besuchern Jahr für Jahr
ist das Schloss in touristischer Hinsicht der wichtigste Anziehungspunkt
im Herzen der Stadt. Ein Pfund, mit dem zu wuchern sich lohnt:
Das beweisen jetzt zwei gemeinsam entwickelte Programmbroschüren
der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
und der Stadt Bruchsal.
Äußerer Anlass ihres Erscheinens: Genau 200 Jahre
ist es her, seit mit Philipp Franz Wilderich von Walderdorff
der letzte
in Bruchsal residierende Fürstbischof starb. Mit ihm endete
die Epoche der Residenzstadt. Begraben wurde Walderdorff neben
seinen Vorgängern in der Gruft der Bruchsaler Peterskirche – und
das bischöfliche Schloss verfiel für viele Jahrzehnte
in einen sprichwörtlichen Dornröschenschlaf. Nun wird
im Rahmen des umfangreichen Jahresprogramms – mit einer
Festwoche im April und abwechslungsreichen Veranstaltungen über
das ganze Jahr – nach den mannigfaltigen Verbindungen zwischen
den Fürstbischöfen und der Stadt Bruchsal gefragt.

Bischof Wilderich von Walderdorff, der letzte Fürstbischof
von Speyer (reg. 1797-1802). Öl
/ Leinwand
Foto: Staatliche Schlösser und Gärten
In Führungen und Vorträgen, Ausstellungen und Konzerten,
kirchlichen und weltlichen Programmbeiträgen spiegelt sich
die ganze Breite und Vielfalt dieser Geschichte(n) wider. Ab
April ist im Schloss eine Sonderpräsentation zu sehen, die – unter
anderem mit ausgewählten persönlichen Stücken
aus dem Familienbesitz der Grafen von Walderdorff – an
den letzten Fürstbischof erinnert. Ausgewiesene Experten
berichten über das Leben der Bruchsaler Regenten, ein Mittelalterfest
belebt anfangs Mai den Park um den Bergfried des Alten Schlosses
in der Stadtmitte, und auch dem letzten Hofkapellmeister am Hof
der geistlichen Herren wird eine Veranstaltung gewidmet sein:
Johann Evangelist Brandl, der im frühen 19. Jahrhundert
als einer "der bedeutendsten und achtungswerthesten Componisten
unserer Zeit" galt. Seine Kompositionen stehen zwischen
den Welten – sie weisen bereits über die klassische
Formsprache hinaus und nehmen zugleich Elemente der Romantik
vorweg. Brandls Geburtstag jährt sich im November 2010 zum
250. Mal.
Bei der Präsentation des städtischen Jahresprogramms
wies Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick
darauf hin, dass vieles, was Bruchsal heute an Bau- und Kunstdenkmälern
vorzuweisen habe, mit den Bischöfen von Speyer verknüpft
sei. Das umfangreiche Programm trägt daher ein Zitat des
Schlossbauherrn und Fürstbischofs Schönborn als Titel: „Der
Ort, wo meine Residenz hinkommt ...“ Es enthält fast
40 unterschiedliche Veranstaltungen, Konzerte, Themenführungen
und Exkursionen in und um Bruchsal an über 80 Terminen zwischen
März und Dezember.
Höhepunkt des „Bischofs-Jahres“ wird der Zeitraum
zwischen 18. und 20. April 2010 sein, wenn sich Fürstbischof
von Walderdorffs Todestag zum 200. Mal jährt. „Für
die Staatlichen Schlösser und Gärten ist das Jahr eine
Station auf dem Weg zum Wiedererstehen der Fürstbischöflichen
Residenz“, so Michael Hörrmann, der Geschäftsführer
der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.
Die Beletage des Bruchsaler Schlosses wird derzeit vom Land instandgesetzt.
Sie soll künftig wieder einen Eindruck davon geben, was
das Schloss einmal war: eines der herausragenden Denkmäler
der Mitte des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Ab 2012 werden
im Bruchsaler Schloss dann einzigartige Meisterwerke des Spätbarock
zu sehen sein, etwa die einzigartigen Rokokomöbel und die
berühmten Tapisserien aus der Schlosseinrichtung der Bruchsaler
Fürstbischöfe.
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