26.7.10
Musikalische Artistik: MozART Group
Klamauk machen kann jeder. Und ein Instrument spielen und die
Leute damit zum Lachen bringen, das kann auch (fast) jeder. Was
aber die vier Musiker der polnischen „MozART Group“ am
Freitag (23.7.) im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses lieferten,
war mehr als das – es war geradezu artistisches Kabarett.
Artistisch, weil es schon mehr als „nur“ die Beherrschung
des Instruments erfordert, wenn man ein Duett gleich auf der
Violine
des Nachbars spielt. Oder die Violine so am Bogen des Nebenmanns
entlangführt, dass es klingt wir „echt“ gespielt.
Und was das Kabarett angeht, konnte man sich nicht satt sehen
an den vielfältigen Möglichkeiten, wie den Instrumenten
(und den Notenständern, den Geigenbogen, der Kapuze des
Anoraks, dem Kontrabass-Ständer) Musik entlockt wurde. Mozarts
Klassiker „Eine kleine Nachtmusik“ als Hillbilly-Fiedler
war da noch das zahmste.

Die vier Musiker der polnischen MozartGroup: die Geiger Filip
Jaslar und Michal Sikorski, der Bratscher Pawel Kowaluk und
der Cellist Boleslaw Blaszczyk (Bild: MozartGroup)
Das Attribut „Gelungener Abend“ wäre flach,
nichtswürdig, steif, fantasielos gegenüber dem, was
die vier Musiker boten. Sie spielen einfallsreich, witzig, mit überraschenden
Effekten – beginnen mit einer Chopin-Etüde und enden
in einem virtuellen Schlagzeugsolo. Und nicht nur das ist virtuell,
aber musikalisch inszeniert, da stockt auch mal der Plattenspieler,
da artet eine Sonate in einen Fechtkampf aus. Mit dem Geigenbogen,
aber, wie gesagt,. musikalisch inspiriert.
Eigentlich artet jedes Musikstück aus – in eine geniale
Umsetzung des Themas, unterstützt, nein, gespielt, genial übertragen
in eine Welt, in der Musik nicht nur das ist, was auf dem Notenblatt
steht, sondern in der Musik in jeder Handbewegung, in jedem Takt
steckt, der geklopft, gezupft, gestrichen oder auch getanzt wird.
Überflüssig zu erwähnen, dass auch die "normalen" Stücke wunderbar
gespielt waren, denn wirklichen Klaumauk kann nur ein Könner
machen.
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