13.9.12
Den Alamannen im Hegau auf der Spur - Archäologische
Ausgrabungen in Watterdingen beendet
Vor wenigen Wochen wurden die archäologischen
Ausgrabungen einer Alamannensiedlung im Gewerbegebiet von Tengen-Watterdingen
(Landkreis Konstanz) abgeschlossen. Anlass war die archäologische
Voruntersuchung eines Baugrundstücks, auf dem eine neue Produktionshalle
für
Dreh- und Frästechnik der Fa. Konrad Preter gebaut werden
soll.
Seit der Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald
im Sommer 2009 die ersten archäologischen Fundstellen im neuen
Gewerbegebiet „Breitenplatz“ in Tengen-Watterdingen
entdeckt hat, rückten die Archäologen immer wieder an,
um neue Bereiche des Gewerbegebietes und einzelne Baugrundstücke
vor deren Überbauung zu untersuchen. „Es hat sich schon
bei den ersten archäologischen Untersuchungen gezeigt, dass
wir hier eine hochkarätige Fundstelle vor uns haben, die nicht
nur die Geschichte von Watterdingen in einem neuen Licht erscheinen
lässt, sondern auch von überregionalem historischen Interesse
ist“, äußert sich der Kreisarchäologe begeistert über
die jüngst gewonnenen Ausgrabungsergebnisse.

Glasperlen einer Halskette aus dem Grab eines Kleinkindes,
das bereits 2011 bei Ausgrabungen in Watterdingen entdeckt wurde.
Das
Kind wurde um 500 n. Chr. mitten in der alamannischen Siedlung
bestattet, Bild: Regierungspräsidium Freiburg, Ref.
26 - Denkmalpflege, Foto: Jürgen Hald
Das inzwischen weitgehend überbaute Gelände des ersten
Abschnitts des Gewerbegebietes war schon vor über 1600 Jahren
ein beliebter Siedlungsplatz gewesen. Die Archäologen konnten
die Reste einer über zwei Hektar großen Siedlung der
Alamannen freilegen. Etwa 1800 Einzelfundstellen, bei denen es
sich meist um die Fundamentgruben der Pfosten ehemalige Häuser
handelt, erlauben es, die Grundrisse von Wohnhäusern, Speicherbauten
und Handwerkerhütten zu rekonstruieren. Schon seit dem 4.
Jahrhundert n. Chr. bestanden an diesem Platz immer wieder weilerartige
Siedlungen aus mehreren Bauerngehöften. Die Siedlung existierte
mindestens bis ins 7. Jahrhundert n. Chr. und dürfte eine
der Keimzellen des späteren Watterdingens gewesen sein. „Siedlungen
dieser Frühphase der alamannischen Besiedlung sind bislang
noch selten entdeckt worden. Viele dürften unter den heutigen
Orten liegen und sind durch spätere Überbauung vermutlich
schon stark zerstört. Großflächige Einblicke in
eine gut erhaltene Alamannensiedlung sind auch landesweit bisher
nur selten möglich gewesen, so dass die Untersuchungen hier
in Watterdingen auch überregional auf wissenschaftliches Interesse
stoßen“, meint Hald zur Bedeutung der Ausgrabungsergebnisse.
Die ältesten Siedlungsspuren reichen allerdings noch wesentlich
weiter zurück. Schon vor etwa 3000 Jahre müssen hier
Bauern der späten Bronzezeit erste Häuser errichtet haben.
Besonders interessant haben sich bei den jüngsten Untersuchungen
die Reste von zwei Feuergruben erwiesen. In den Gruben hat es sehr
heiß gebrannt, wie der von der Hitze angeziegelte Boden,
die viele Holzkohle und die zahlreichen verbrannten Steine zeigen,
die man in den Gruben fand. Die genaue Funktion dieser Gruben ist
noch nicht geklärt. Möglicherweise waren es Gargruben
für große Festessen oder Einrichtungen um Getreide zu
darren. Bereits im Frühjahr war der zweite Erschließungsabschnitt
des Gewerbegebietes von der Kreisarchäologie und der Denkmalpflege
des Regierungspräsidiums Freiburg unter die wissenschaftliche
Lupe genommen worden.
Durch die vorgezogenen Ausgrabungen haben sich keinerlei Verzögerungen
ergeben, so dass sich auch Bürgermeister Helmut Groß sehr
zufrieden über den zügigen Arbeitsablauf und die neu
gewonnenen Erkenntnisse zeigt: „Ohne die Ausgrabungen hätte
wir keine detaillierten Informationen aus der ältesten Geschichte
von Watterdingen gewinnen können. Sie sind nicht nur für
die Identität des Ortes, sondern auch für die frühmittelalterliche
Geschichte des Hegaus von großem Interesse.“
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