14.3.12
Zum 100. Jahrestag der Schiffskatastrophe
Bruchsal ergründet den „Mythos TITANIC“
Zahlreiche Veranstaltungen setzen sich mit dem Schiffsunglück
vom April 1912 auseinander / Ausstellung im Deutschen Musikautomaten-Museum
dokumentiert so genannte „Titanic-Orgel“
(stbr) Vor genau 100 Jahren, in der Nacht auf den 15.
April 1912, sank der Luxusliner Titanic auf seiner Jungfernfahrt
im Nordatlantik nach der Kollision mit einem Eisberg. Über
1500 Opfer forderte das Schiffsdrama, das die Welt schockierte
und veränderte: Der Glaube an die Allmacht der Technik und
an die unbegrenzte menschliche Herrschaft über die Natur fand
ein jähes Ende. Das Sinken des Schiffes wurde später
auch als Menetekel des Untergangs der alten Gesellschaftsordnung
gedeutet. Die Titanic wurde zum Mythos, der bis heute nachwirkt.
Diesen Mythos zu hinterfragen und wieder lebendig werden zu lassen,
haben sich die Stadt Bruchsal und das Deutsche Musikautomaten-Museum
(DMM) am 100. Jahrestag zum Ziel gesetzt. Zwischen März und
September 2012 richten sie gemeinsam eine Veranstaltungsreihe aus.
Denn auch in Bruchsal stößt man auf historische Spuren
des Titanic-Mythos: Das im hiesigen Barockschloss beheimatete DMM
zählt die so genannte "Titanic-Orgel", der eine
besondere Legende anhaftet, zu seinen bedeutendsten Ausstellungsstücken.
Außerdem bietet sich von hier aus ein Abstecher in das zehn
Kilometer entfernte Schloss Gondelsheim an: Dessen Speiseraum soll
gestalterische Parallelen zur Inneneinrichtung des Unglücksschiffes
aufweisen.

Die so genannte "Titanic-Orgel" im Deutschen Musikautomaten-Museum
in Bruchsal. Zur Orgel gehören 70 Notenrollen mit einigen
erlesenen Künstlereinspielungen. © Badisches Landesmuseum,
Foto: Thomas Goldschmidt
„
An Beispielen wie diesen zeigt sich anschaulich das dauerhafte
Nachwirken des ‚Mythos Titanic’. Selbst in unserer ‚Binnenregion’ konnten
sich solche historischen Bezüge zu diesem Unglücksschiff
erhalten“, sagt Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia
Petzold-Schick. „Und deshalb ist der tragische Jahrestag
für uns zugleich der Moment, in dem es solche Mythen auch
zu hinterfragen gilt.“ Die Veranstaltungsreihe der Stadt
Bruchsal und des DMM mit Filmvorführungen, Vorträgen,
Lesungen und einer durch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club
begleiteten Exkursion zum „Titanic-Zimmer“ im Schloss
Gondelsheim nimmt die verschiedenen Aspekte dieser oft ins Mythische
verklärten Schiffskatastrophe näher unter die Lupe. Volkshochschule
und Stadtbibliothek in Bruchsal wirken am gemeinsamen Programm
ebenso mit wie die Badische Landesbühne, das Amateurtheater
Koralle, die Bruchsaler Tourismus, Marketing & Veranstaltungs
GmbH (BTMV) sowie der Titanic-Experte Christian Amrhein.
Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe freilich steht die vom
DMM konzipierte Sonderausstellung „Die ‚Titanic-Orgel’.
Eine Legende im Rampenlicht“, die am 30. März eröffnet.
Das Museum, das eine der bedeutendsten Sammlungen von Musikautomaten
weltweit beherbergt, nimmt den 100. Jahrestag der Katastrophe zum
Anlass, der Geschichte seines wohl bekanntesten Ausstellungsstückes
nachzuspüren. Der Prototyp dieser Selbstspielorgel, hergestellt
von der Freiburger Firma Welte, galt bereits auf der Turiner Weltausstellung
1911 als technische Meisterleistung. Zu spät, so die Legende,
sei das für die Titanic in Auftrag gegebene Saloninstrument
fertig gestellt worden – und ruht deshalb heute nicht auf
dem Meeresgrund.
Was davon lässt sich nachweisen? „Mit geradezu kriminalistischem
Spürsinn und in Kooperation mit Experten in Deutschland, England
und den USA hat die Ausstellungskuratorin Brigitte Heck die Provenienzgeschichte
dieses berühmten Sammlungsstücks neu bewertet“,
erläutert Susanne Schulenburg. Die Kaufmännische Direktorin
des Badischen Landesmuseums betont außerdem, dass die Sonderausstellung
den Auftakt zu einem ereignisreichen Jahr im DMM bilde: „Mit
einer großen Investition werden wir 2012 die Neugestaltung
des DMM in Angriff nehmen. Im April erscheint der schon lange erwartete
Museumsführer und noch dieses Jahr im Herbst wird der erste
Abschnitt der neu ausgerichteten Dauerausstellung fertiggestellt
sein.“ Bis voraussichtlich Ende 2013 sind die gesamten Baumaßnahmen
abgeschlossen. „Ein neu gestalteter Bereich mit Bezug zur
Gegenwart präsentiert den Besuchern dann Musik abspielende
Geräte wie Grammophone, Jukebox und Minidisc-Player“,
so Schulenburg.
Mit dem Projekt „Mythos TITANIC“ setzt Bruchsal seine
mittlerweile gut eingeführte Reihe themenbezogener Veranstaltungsprogramme
fort, die sich in der vergangenen Zeit zu einem kulturellen Erfolgsfaktor
für die Stadt im überregionalen Auftreten entwickelt
hat. Seit 2008 konzentrieren sich die Themenhefte Jahr für
Jahr immer auf einen anderen, konkreten Schwerpunkt – und
machen doch in der Zusammenschau der schon behandelten Themen deutlich,
welche historische Vielfalt und damit zugleich auch aktuellen kulturelle
Potenziale eine Stadt wie Bruchsal aufzuweisen hat.
Auszüge aus dem Programm „Mythos TITANIC“ 2012
in Bruchsal
30. März – 30. September: Sonderausstellung „Die ‚Titanic-Orgel’.
Eine Legende im Rampenlicht“ (Deutsches Musikautomaten-Museum,
DMM)
14. April: Radtour „Dem Mythos der Titanic auf der Spur“ (Bruchsaler
Tourismus-, Marketing und Veranstaltungs GmbH)
15. April: Szenische Lesung „100 Jahre Titanic“ (Badische
Landesbühne)
22. April: Vortrag „Titanic: Mythos und Wirklichkeit“ (Christian
Amrhein, Titanic Informations Center Deutschland)
27. April: Vortrag und Lesung „Vision einer Katastrophe?“ (Amateurtheater
Die Koralle und Stadt Bruchsal)
28. April: VHS-Kochkurs „Das letzte Dinner auf der Titanic“ (VHS
Bruchsal)
6. Mai: Sonderführung und Kurzkonzert „Titanic-Orgel“ (DMM)
13. Mai: Stummfilmvorführung „In Nacht und Eis“ (DMM)
20. Mai: Internationaler Museumstag mit freiem Eintritt und Sonderführung
zur Ausstellung „Titanic-Orgel“ (DMM)
Service und Information
Informationen zu sämtlichen Veranstaltungen sowie Exemplare
der Programme „Mythos TITANIC“ und „Die ‚Titanic-Orgel’.
Eine Legende im Rampenlicht“ sind zu erhalten bei folgender
Adresse:
Stadt Bruchsal, Hauptamt, Abt. III (Kultur und Veranstaltungen)
Kaiserstraße 66, 76646 Bruchsal
Tel. 07251/79-380, -183 und -103
Fax 07251/79-11-380
E-Mail: Thomas.Adam@Bruchsal.de
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