11.4.12
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen:
Start in eine neue Saison
Im Juni fällt die UNESCO-Entscheidung
Seit Oktober ist Sandra Moritz die Leiterin der Schlossverwaltung
von Schwetzingen. Das erste halbe Jahr in der Führung dieses
hochkarätigen Kandidaten für die UNESCO-Welterbeliste
bot den Anlass zu einer Bilanz. Moritz konnte bei einem Pressegespräch
am 27. März vom erfolgreichen Start mit Rekordzahlen berichten.
Zugleich gab sie zusammen mit Andreas Falz, dem Stellvertretenden
Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten,
einen Ausblick auf die Saison 2012. Wichtigstes Thema in diesem
Jahr: Im Frühsommer fällt die Entscheidung der UNESCO,
ob das Ensemble von Altstadt, Schloss und Schlossgarten Schwetzingen
in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wird.

Südlicher Zirkelbau und Schloss im März 2012
„Vor allem eine Phase der Orientierung“ seien die
ersten sechs Monate im neuen Amt gewesen, so Sandra Moritz. Die
Schwetzinger Schlossverwaltung ist eine der größeren
unter den Ortsverwaltungen der Staatlichen Schlösser und Gärten – kein
Wunder, gehört Schwetzingen mit Schloss und Garten doch zu
den Spitzenobjekten des Landes, was die Besucherzahlen angeht.
2011 genossen fast eine dreiviertel Million Menschen den Charme
der einstigen Sommerresidenz der Kurfürsten – mit exakt
737.122 Gästen über 47 % mehr als im vorhergehenden Jahr.
Zu den ersten Herausforderungen, die die neue Teamchefin zu meistern
hatte, gehörte der weihnachtliche Kunsthandwerkermarkt im
Ehrenhof, der 2011 zum ersten Mal stattfand. „Dank des eingespielten
Teams in Schwetzingen“, so Moritz, wurde die Veranstaltung
ein voller Erfolg. Über 63.000 Besucherinnen und Besucher
nutzen die Gelegenheit, die weihnachtliche Atmosphäre direkt
vor der festlichen Kulisse von Schloss Schwetzingen zu erleben.
Der Kunsthandwerkermarkt ist einer der Gründe für die
gestiegenen Besucherzahlen im letzten Jahr. Ebenfalls auf dem Plus-Konto:
der goldene Herbst und das gute Wetter an traditionellen Ausflugsterminen
wie Ostern und Pfingsten. Für konstante Besucherzahlen im
Schloss sorgte über den Winter „Das stille Örtchen“,
die lebendige Ausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten
zu Körperhygiene und Schönheitspflege im 18. und 19.
Jahrhundert.
Führungen und Veranstaltung 2012. Auch für dieses Jahr
gehen die Staatlichen Schlösser und Gärten von einem
konstant hohen Interesse der Bevölkerung aus. Dazu tragen
originelle Kinderaktionen bei wie das „Osterhoppeln“ im
Schlossgarten am 8. April oder das Bastelprogramm zum Muttertag „Göttin
Hera, König Heinrich und Muttertag“ am 5. Mai sowie
eine neue Sonderführung aus Anlass des Jubiläums „900
Jahre Haus Baden“. Viele Gäste werden zum „Schlosserlebnistag“ am
17. Juni erwartet. Dieser landesweite Festtag, der 2012 zum zweiten
Mal stattfindet, steht in diesem Jahr unter dem Titel „Fantastische
Tore“. Sandra Moritz: „Hier in Schwetzingen öffnen
wir am Schlosserlebnistag die Tore zum Reich der antiken Götter“.
Verschiedene Führungen für Jung und Alt, Vorleseaktionen
im Minervatempel, ein Götterspiel am Badhaus und ein Konzert
des Chors Quattro Forte lassen das Reich der Götter wieder
lebendig werden. Ab Ende April füllen drei Kunstausstellungen
die Orangerie (bis Ende Juli). Am 8. Juli heißt es beim Abschlusskonzert
des Mannheimer Mozartsommers 2012 „Schloss in Flammen“.
Synchron zur Musik von Mozart erleuchtet ein festliches Feuerwerk
den nächtlichen Himmel.
UNESCO-Welterbe: Entscheidung im Juni. Andreas Falz, der Stellvertretende
Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten,
gab den Termin bekannt: „Ende Juni fällt die Entscheidung“.
Dann wird ein Gremium der UNESCO bei einer Versammlung in St. Petersburg
entscheiden, ob das einzigartige Ensemble von Altstadt, Schloss
und Schlossgarten Schwetzingen unter dem Namen „Kurfürstliche
Sommerresidenz Schwetzingen“ künftig auf der Welterbeliste
der UNESCO stehen wird. In Schwetzingen beleuchtet jetzt noch einmal
eine Vortragsreihe der Staatlichen Schlössern und Gärten
Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule
Schwetzingen, dem Verein „Badische Heimat“, dem Kulturamt
Schwetzingen und dem Stadtarchiv Schwetzingen die kostbaren Facetten
des Welterbe-Kandidaten Schwetzingen. Dabei werden unter anderem
Orte präsentiert, die bereits mit dem begehrten Prädikat „Welterbestätte“ ausgezeichnet
wurden. Führungen im Schlossgarten und eine abschließende
Podiumsdiskussion am 19. Juni runden das Informationsangebot zum
weltweiten Verfahren für die Öffentlichkeit ab.
Der Schlossgarten 2012. Betreuung, Pflege, Rekonstruktion. Prof.
Dr. Hartmut Troll, bei den Staatlichen Schlössern und Gärten
zuständig für die historischen Gärten, gab detaillierte
Informationen bekannt, was derzeit für den Schlossgarten auf
dem Arbeitsprogramm steht. Als Teil des UNESCO-Antrags wurde im
letzten Herbst bereits die sogenannte „Quincunx“-Pflanzung
im Schwetzinger Schlossgarten wiederhergestellt. Erstmals taucht
diese besondere geometrische Pflanzung bereits im Plan des Gartenarchitekten
Friedrich Ludwig von Sckell im Jahr 1783 auf. Benannt ist sie nach
der Anordnung der Bäume: Das Pflanzmuster folgt dem Muster
des Würfelbildes der Augenzahl Fünf. Gestalterisch und
räumlich hebt die Quincunx künftig das Zentrum des nördlichen
Bosketts hervor. Grundlage für die Pflanzung waren zeitgenössische
Unterlagen. Im Schlossgarten stehen noch wenige alte Ulmen, eine
davon am historischen Ort der Quincunx. Dieser Baum stammt noch
aus der Zeit der ersten Anlage des Gartens. Daher entschieden sich
die Staatlichen Schlösser und Gärten für die widerstandsfähige
Flatterulme als Baumart für die Wiederherstellung der Quincunx-Pflanzung.
176 Ulmen erweitern jetzt den Baumbestand des Schlossgartens.
Im Frühjahr werden die Sanierungsarbeiten am Moscheeweiher
beendet sein. Dann können die Schwetzinger Karpfen wieder
in ihr heimisches Gewässer zurückkommen. Zurzeit bietet
sich noch ein seltener Anblick zwischen Moschee und Merkurtempel:
die Sicht auf den Seegrund und sogar auf die Reste der bei den
Bauarbeiten entdeckten historischen Fundamente der ehemaligen Drehbrücke.
Vor über 40 Jahren wurde das Ufer zuletzt befestigt und war
daher entsprechend sanierungsbedürftig. Die neu gesetzte Trockenmauer
aus Wasserbausteinen wird nach der Sanierung vollständig von
Wasser überdeckt sein, so dass die derzeitigen Sanierungs-
und Festigungsmaßnahmen unsichtbar sein werden.
Der Schlossgarten fordert die laufende Betreuung. Nicht nur solche
herausragenden Projekte gehören zur Arbeit der Schlossgärtner
in Schwetzingen. Darauf wies Andreas Falz hin. Der leidenschaftliche
Kurpfälzer präsentierte eindrucksvolle Zahlen für
den Schlossgarten: Zu den laufenden Arbeiten der Betreuung und
Pflege gehört etwa der regelmäßige Schnitt von über
15 Kilometern Formhecken, die Pflege von 650 Kübelpflanzen
und der Formschnitt von rund 880 Linden. Eine Aufgabe für
ein ganzes Heer von Gärtnern ist die Bepflanzung der Rabatten
des barocken Kreisparterres. Für den Sommerflor sind hier
rund 25.000 Sommerblumen zu setzen. Für die erste Pracht des
Frühjahrsflors sind es sogar über 70.000 Zwiebelgewächsen
und Frühlingspflanzen, die zur einmaligen Wirkung des berühmten
Gartens beitrage.
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