9.10.12
Neuerwerbungen für Schloss
und Schlossgarten Schwetzingen
Großformatige Zeichnungen zeigen die Moschee im 18. Jahrhundert
Seltene Zeichnungen aus dem 18. Jahrhundert sind jetzt im Zirkelbau
des Schwetzinger Schlosses zu sehen. Die Staatlichen Schlösser
und Gärten konnten mit Unterstützung der Staatlichen
Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg fünf Ansichten, Schnitte
und Grundrisse der berühmten Gartenmoschee erwerben. Die
detaillierten Zeichnungen zeigen die Moschee noch im selben Jahrzehnt
ihrer Entstehung und sind damit ein wichtiges Dokument für
die Erhaltung des einzigartigen Baudenkmals in seinem Originalzustand.

Moschee, Frontansicht
Insgesamt sind es fünf großformatige Blätter,
die noch bis Dezember im südlichen Zirkelbau des Schwetzinger
Schlossgartens zu sehen sind. Die aquarellierten Federzeichnungen
zeigen Ansichten, Grundrisse und Schnitte der berühmten
Gartenmoschee, alle signiert von Anton Graff, ein Blatt mit „Schwetzingen
1799“ datiert. Anton Graff, ein junger Baumeister und Sohn
des Schwetzinger Hofschreiners Adam Graff, war Gehilfe im Baubüro
des Moscheearchitekten Nicolas de Pigage (1723–1796) und
dürfte daher die originalen Baupläne des Architekten
für seine detailgenauen Zeichnungen unmittelbar gekannt
und benutzt haben. Vermutlich waren die Zeichnungen als Vorarbeit
für Kupferstiche gedacht, mit denen man im 18. Jahrhundert
vorbildliche und ungewöhnliche Bauwerke europaweit bekannt
machte.
Franz Anton Graff hatte Architektur studiert und sich nach dem
Tod von Nicolas de Pigage um die Nachfolge auf der Position des
Oberbaudirektors der Kurpfalz beworben. Um Kosten zu sparen,
wurde er schließlich nur als Bauinspektor eingestellt,
die Leitung der kurpfälzischen Baudirektion wurde nicht
besetzt. Von ihm stammen außerdem die Vorlagen zu den Stichen
im ersten gedruckten Gartenführer von Schwetzingen von Zeyher
und Roemer. Vor wenigen Jahren dienten seine Zeichnungen des
Badhauses als präzise Vorlagen für die Restaurierung
dieses Gebäudes im Schwetzinger Schlossgarten.
Die Ansichten sind indessen nicht nur schöne historische
Stücke. Mit ihrer hohen Genauigkeit in der Darstellung sind
sie wichtige Arbeitsgrundlagen für die Erforschung und Betreuung
der Schwetzinger Gartenmoschee. Besonders die gut erhaltenen
Kolorierungen geben einen Hinweis auf die ursprüngliche
Farbfassung der Moschee.
Mit der Gartenmoschee besitzt der Schwetzinger Schlossgarten
etwas absolut Einzigartiges: Solche exotischen Bauwerke schmückten
zwar einige der großen Gärten im Europa des 18 Jahrhunderts,
allen voran Kew Gardens in der Nähe von London. Das englische
Vorbild wurde auch in vielen kontinentalen Gärten der Zeit
nachgebaut, allerdings nur als Staffagebauten, kleiner und aus
vergänglichem Material, als Kulisse für die Orientmode
des Rokoko. Erst mit der Aufklärung wuchs das Interesse
an fremden Religionen und orientalischer Philosophie. Sie standen
als. Die Denker dieser Zeit waren interessiert an fremden Religionen
und fasziniert davon, in orientalischen Philosophien Gemeinsamkeiten
im Denken zu finden. Für den Bauherrn der Schwetzinger Moschee,
den Kurfürsten Carl Theodor, war die Auseinandersetzung
mit den geistigen Strömungen seiner Zeit so wichtig, dass
sie als Zeichen für die Toleranz und Offenheit der Aufklärung
gelten kann. Die Schwetzinger Gartenmoschee ist nicht nur die
größte jemals errichtete Gartenmoschee, sondern heute
der einzig Bau, der sich erhalten hat.

Moschee, Grundriss des Hauptgebäudes
Andreas Falz, der stellvertretende Geschäftsführer
der Staatlichen Schlösser und Gärten, wies bei der Übergabe
der bedeutenden Neuerwerbungen auf die beständige Arbeit
der Staatlichen Schlösser und Gärten für den berühmten
Schwetzinger Garten hin, ohne die Schwetzingen sich nicht als
strahlende Sommerresidenz der Kurfürsten zeigen könne.
Besondere Anstrengung zeigten die Bauverwaltung und die Schlossgärtner
mit ihrer beständigen Pflege des Gartens.
Der Ankauf der neuen Ausstellungsstücke für Schloss
Schwetzingen und ihre Restaurierung wurde ermöglicht durch
die Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg, die die
Staatlichen Schlösser und Gärten seit vielen Jahren
unterstützt.
Die Zeichnungen werden im südlichen Zirkelbau am Schwetzinger
Schlossgarten in der „Gartendokumentation“ präsentiert.
Öffnungszeiten:
10-16 Uhr (Winterzeit).
Ö
ffnungszeiten des Schlossgartens im Winter: 9 – 16.30 Uhr.
Der Eintritt in die Gartendokumentation und die Besichtigung
der Moschee sind im Schlossgarten-Eintritt enthalten.
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