21.6.13
RAF – Terror im Südwesten
Sonderausstellung
im Haus der Geschichte Baden-Württemberg
(hdgbw) – Im Haus der Geschichte Baden-Württemberg
wird derzeit die deutschlandweit erste große
historische Ausstellung zur Roten Armee Fraktion gezeigt: „RAF – Terror
im Südwesten“. Die bis 23. Februar 2014 dauernde Sonderschau
in Stuttgart thematisiert die Gewalt der RAF sowie die Reaktionen
von Staat und Bevölkerung auf den Terror.
„Die RAF ist ein deutsches und in besonderem Maße
auch ein baden-württembergisches Thema, das die Menschen bis
heute umtreibt“, sagte Museumsleiter Dr. Thomas Schnabel
zur Eröffnung.
Viele Opfer und führende RAF-Mitglieder stammten aus dem Südwesten. „Außerdem
haben Behörden wie die Bundesstaatsanwaltschaft ihren Sitz
in Baden-Württemberg, in Stuttgart-Stammheim saß die
Gründergeneration der RAF ein, und dort wurde ihr auch der
Prozess gemacht.“
Die terroristischen Gewalttaten und die Großfahndungen ließen
in den 1970er Jahren in Deutschland niemanden unberührt. „Weder
davor noch danach hat es in der Bundesrepublik eine größere
Herausforderung für den Rechtsstaat gegeben“, sagte
Ausstellungsleiterin Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger. „Und deswegen
ist diese Ausstellung notwendig.“ Im Haus der Geschichte
Baden-Württemberg „stehen die Taten und die Frage, wie
Gewalt entsteht und welche Folgen sie hat, im Mittelpunkt – und
nicht die Täter“, erklärte Prof. Lutum-Lenger das
Konzept.
Die Ausstellung zeigt im Eingangsbereich, in welchem zeitlichen
Kontext – Vietnamkrieg, der Tod von Benno Ohnesorg – die
RAF entstand. Dann betritt der Besucher einen 36 Meter langen roten
Trichter, der sich von 14 Metern Breite und 5 Metern Höhe
auf 1,45 mal 2,30 Meter verengt und von den Attentaten zu einem
der schlimmsten und für das Mordopfer entwürdigendsten
Verbrechen der RAF führt: die Entführung von Hanns Martin
Schleyer, die in der Ausstellung mit Polaroid-Fotos dokumentiert
ist.
Im Trichter steht unter anderem ein Stammheim-Komplex mit Originalobjekten,
die von den Haftbedingungen der Terroristen im sogenannten Hochsicherheitstrakt
zeugen, wie dem selbstgebastelten Pizzaofen aus der Gefängniszelle
von Jan-Carl Raspe. Die einst allgegenwärtigen Plakate stehen
für die Reaktion des Staates mit den größten Fahndungsaktionen
der bundesrepublikanischen Geschichte. Film- und Tondokumente verdeutlichen
das Leid der Opferangehörigen, die Ängste und die Wut
der Bevölkerung.
Der zweite, hellere Teil der Ausstellung ist dem Weg aus der Gewalt
gewidmet, für den in gesellschaftlicher Hinsicht Objekte der
Friedensbewegung stehen. Fernsehinterviews mit ehemaligen RAF-Mitgliedern
dokumentieren, wie die einstigen Terroristen mit ihren Taten umgingen.
Das Motorrad der Buback-Attentäter und ein Wrackteil vom Fahrzeug
des RAF-Opfers Karl-Heinz Beckurts machen allerdings klar, dass
die Rote Armee Fraktion keine abgeschlossene Geschichte ist: Die
Namen der Mörder sind immer noch nicht bekannt.

Bilder:
Tätermotorrad des Buback-Anschlags, 1977 (oben)
Günter Sonnenberg mietete die Suzuki GS 750 am 2. April 1977
bei einer Düsseldorfer Firma. Am 7. April 1977 verübten
zwei Mitglieder der Roten Armee Fraktion von dem Motorrad aus den
Anschlag auf Siegfried Buback, bei dem der Generalbundesanwalt,
Wolfgang Göbel und Georg Wurster starben. Die Tatmaschine
wurde noch am selben Tag bei einer Autobahnbrücke in der Nähe
von Karlsruhe sichergestellt. Nach der Spurensicherung gab die
Generalbundesanwaltschaft das Motorrad 1981 zum Verkauf frei. Der
heutige Besitzer kaufte es im März 1982. Während des
Prozesses gegen Verena Becker von 2010 bis 2012 in Stuttgart wurde
die Suzuki nochmals von Zeugen in Augenschein genommen.
Fahndungsplakat: Anarchistische Gewalttäter, Mai 1972
(Mitte)
Haus der Geschichte Baden-Württemberg.
Foto: Haus der Geschichte Baden-Württemberg
In der Ausstellung (unten)
Haus der Geschichte Baden-Württemberg.
Foto: Werner Kuhnle |