5.12.13
Goldene Bulle in der Mannheimer Wittelsbacher-Ausstellung
eingetroffen
Weit über 50.000 Besucher haben bereits die
2. Ausstellung der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz
und Hessen „Die Wittelsbacher am Rhein“ besucht. Jetzt
gesellt sich ein absolutes Glanzstück zu den rund 600 Exponaten.
Die „Goldene Bulle“ bereichert die Präsentation
in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen. Sie stammt aus dem Jahr
1356 und gilt als wichtigstes Verfassungsdokument des Heiligen
Römischen Reiches. Kaiser Karl IV. legte in ihr die politische
Ordnung fest und benannte die sieben Kurfürsten. Im Juni 2013
wurde die Goldene Bulle von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt.
Die Wittelsbacher-Ausstellung bietet eine der seltenen Gelegenheiten,
die Urkunde im Original zu bewundern.

Das Kölner Exemplar der Goldenen Bulle von 1356. © rem,
Foto: Maria Schumann
Projektleiter Dr. Alexander Schubert freut sich über den
kostbaren Neuzugang: „Wir sind stolz darauf, dass wir dieses
bedeutende Dokument hier in Mannheim präsentieren dürfen.
Die Ausstellung lässt die fast 600jährige Herrschaft
der Wittelsbacher in der Kurpfalz Revue passieren und die Goldene
Bulle markiert einen ganz wichtigen Karriereschritt der pfälzischen
Wittelsbacher. Seit 1356 gehörten sie zweifellos zum vornehmsten
Kreis der Königswähler. Da mittelalterliche Handschriften
und Dokumente sehr empfindlich sind, gelten besondere Auflagen.
Sie dürfen nur für kurze Zeit dem Licht ausgesetzt werden,
deswegen kommt das Exponat erst jetzt.“ Dass beim Umgang
mit einem so kostbaren und empfindlichen Objekt höchster Wert
auf Sicherheit gelegt wird, zeigte sich schon beim Transport. Die
Goldene Bulle machte sich sicher verpackt in einer speziellen Transportkiste
auf den Weg von der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
nach Mannheim. Die sogenannte Q+ Kiste erfüllt höchste
Standards und sorgt für absolute Stoßsicherheit und
dafür, dass das Dokument keinen schädlichen Klimaschwankungen
ausgesetzt wird.
Die Goldene Bulle regelte im Mittelalter die Formen und Prinzipien
der Königswahl durch sieben Kurfürsten, die Ordnung der
Kurfürstentümer und das zeremonielle Miteinander von
König und Kurfürsten. Als geistliche Kurfürsten
bestimmte die Goldene Bulle die Erzbischöfe von Mainz, Köln
und Trier, als weltliche den Pfalzgrafen bei Rhein, den König
von Böhmen, den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von
Brandenburg. Ihnen kam eine besondere Position im Reich zu und
sie bekleideten die wichtigsten Hofämter. Das Regelwerk hatte
entscheidenden Einfluss auf die Geschichte der rheinischen Pfalzgrafen.
Gegen die Bestimmungen des Hausvertrags von Pavia von 1329, der
den Wechsel des Königwahlrechts zwischen pfälzischen
und bayerischen Wittelsbachern vorgesehen hatte, fiel die Kurwürde
jetzt exklusiv an die Heidelberger Linie. Die Goldene Bulle wies
dem rheinischen Pfalzgrafen auch den zeremoniellen Rang als Erztruchsess
sowie besondere Vorrechte bei der Vertretung des Königs zu.
Die Pfalzgrafschaft bei Rhein war damit das wichtigste der weltlichen
Kurfürstentümer im Reich.
Karl IV. stellte sieben Empfängern Originale der Goldenen
Bulle in Buchform aus, die mit dem kaiserlichen Siegel versehen
sind. Der Name „Goldene Bulle“ leitet sich von diesem
goldenen Siegel ab. Die Mannheimer 3-Länder-Ausstellung zeigt
das Exemplar, das für den Kölner Erzbischof angefertigt
wurde. Es befindet sich normalerweise in der Universitäts-
und Landesbibliothek Darmstadt.
Die 2. Ausstellung der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz
und Hessen „Die Wittelsbacher am Rhein“ ist noch bis
2. März 2014 im Museum Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen
und im Barockschloss Mannheim der Staatlichen Schlösser und
Gärten Baden-Württemberg zu sehen. |