26.11.14
Badisches Landesmuseum Karlsruhe
Philosophenstatuette aus den römischen Nationalmuseen im
Karlsruher Schloss
Für Staatssekretär
Jürgen Walter bleibt die Sicherung antiker Kunst ein wichtiges
Thema der deutsch-italienischen Beziehungen
(blm) Im Rahmen eines Kooperationsvertrages
mit der Generaldirektion der Antikenverwaltung in Rom erhält
das Badische Landesmuseum Karlsruhe eine bedeutsame antike Philosophenstatuette
als Dauerleihgabe. Zudem wird der Weg für zukünftige
Forschungs- und Ausstellungsprojekte geebnet: so z.B. für
eine geplante Sonderausstellung „Die Etrusker“ in Karlsruhe.
Im Januar dieses Jahres wurde das einzigartige Mithrasrelief von
Tor Cervara (Rom) in einem kulturpolitisch bedeutsamen Akt mit
dem fehlenden Hauptstück – dem Kopf des Mithras aus
dem Badischen Landesmuseum – wiedervereint. Der Kopf war
nach illegaler Entwendung nach dem Zweiten Weltkrieg in den Kunsthandel
und in den 1970er Jahren ins Badische Landesmuseum gelangt. Nach
langjährigen Verhandlungen zwischen den italienischen und
deutschen Kulturbehörden ging das zwei Tonnen schwere Kultrelief
mit dem Karlsruher Kopf als Dauerleihgabe vollständig nach
Rom zurück. Damit wurde die deutsch-italienische Kooperation
zwischen dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe und dem italienischen
Kulturministerium besiegelt.
Als Gegenleihgabe für das bedeutende Kopf-Fragment erhält
das Badische Landesmuseum nun eine kleine, aber außergewöhnliche
Philosophenstatuette aus Marmor. Seit November ist die Statuette
im Oberen Foyer zu sehen. Staatssekretär Jürgen Walter
vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst: „Beide
Länder setzen damit ein Zeichen für den Kulturgüterschutz.
Es ist unser gemeinsames Ziel, die Öffentlichkeit für
ein bewussteres Sammeln von antiker Kunst im offiziellen wie im
privaten Bereich zu sensibilisieren.“ Bereits im Juni unterzeichneten
die Beteiligten das offizielle Kooperationsabkommen. Im Oktober
reiste Direktor Prof. Dr. Eckart Köhne dann zusammen mit Vertreterinnen
der Archäologie des Badischen Landesmuseums in die römischen
Nationalmuseen nach Italien, um die Statuette persönlich entgegen
zu nehmen.
Bei diesem wichtigen Treffen wurden mit der Generaldirektion der
Antikenverwaltung, den zuständigen Denkmalämtern - Soprintendenza
Speciale per i Beni Archeologici di Roma sowie die Soprintendenza
per i Beni Archeologici dell´Etruria Meridionale - sowie
den Kapitolinischen Museen Roms auch neue Kooperationsprojekte
besprochen: so das große Forschungs- und Ausstellungsprojekt über
die Etrusker und ihre Vernetzung im antiken Europa 2018/19 in Karlsruhe.
Im Gegenzug unterstützt das Badische Landesmuseum die Forschungsarbeiten
der italienischen Kollegen bei der Ausgrabung einer vorrömischen
Nekropole. Die Ergebnisse werden anschließend in der Etrusker-Ausstellung
zum ersten Mal vorgestellt und im Ausstellungskatalog publiziert.
Ein wissenschaftliches Symposium soll die Ausstellung vorbereiten
und die Partner vernetzen.
Der Objektaustausch und die Kooperation wurde schon jetzt in der
UNESCO-Sitzung (ICP RCP) in Paris Ende 2014 als „example
of best practice“ vorgestellt.
Über die Statuette

Philosophenstatuette aus den röm. Nationalmuseen © Badisches
Landesmuseum Karlsruhe
Im Bildnis des älteren Mannes mit vorgewölbtem Schädel,
Stirnglatze, plumper Nase sowie zotteliger Haar- und Barttracht
ist der griechische Philosoph Sokrates (469 – 399 v. Chr.)
zu erkennen. Dessen Gesichtszüge erinnerten bereits seine
Zeitgenossen an ei-nen Satyr, ein in den Wäldern behaustes,
halbtierisches Naturwesen. In amüsantem Kontrast zur Hässlichkeit
des äußeren Erscheinungsbildes stand das liebenswürdige
We-sen und der gütige Charakter des genialen Weisheitslehrers.
Ihm ist die Erfindung einer Philosophie zu verdanken, in deren
Mittelpunkt der Mensch als geistiges und ethisch handelndes, prinzipiell
gutes Wesen stand. Die in Rom gefundene Statuette, welche in der
Rechten eine – heute fragmentierte – Buchrolle als
Symbol von Wissen und Weisheit hält, gehörte vielleicht
ehemals zum Skulpturenschmuck einer Bildungsstätte, z.B. einer
antiken Bibliothek.
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