29.4.14
Ältestes Haus auf Konstanzer Boden entdeckt
(rps) Forschungstaucher des Landesamtes für Denkmalpflege
im Regierungspräsidium Stuttgart haben in der Flachwasserzone
vor Konstanz das bislang älteste Haus auf Konstanzer Boden
entdeckt. Der Grundriss aus Pfählen befindet sich in etwa
zwei Meter Wassertiefe in der Station „Konstanz - Hinterhausen
I“, die seit 2011 zur UNESCO-Welterbestätte „Prähistorische
Pfahlbauten um die Alpen“ gehört. Weitere Gebäudereste
liegen im Umfeld. Nach unterwasserarchäologischen Beobachtungen
und ersten dendrochronologischen Analysen maß das Gebäude
etwa drei Meter in der Breite und acht Meter in der Länge.
Es wurde im Jahr 3910 vor Christus erbaut. „Damit gehört
das Gebäude zu den ältesten steinzeitlichen Pfahlbaudörfern
des Bodensees“, so Regierungspräsident Johannes Schmalzl.

Oberflächenaufnahme in Konstanz-Frauenpfahl: die starke Strömung
im Bodensee vor Konstanz stellt die archäologischen Forschungstaucher
vor besonders schwierige Bedingungen. Foto: LAD, M. Mainberger
Das Landesamt für Denkmalpflege untersucht seit 2011 im Rahmen
systematischer Bestandsaufnahmen und Monitoringarbeiten die Welterbestätten
am Konstanzer Ufer. Die Konstanzer Pfahlbausiedlungen der Stein-
und Bronzezeit gehören wegen ihrer besonderen Lage im Ausfluss
des Bodensee-Obersees zu den wissenschaftlich interessantesten
Pfahlbaufundstätten am Bodensee. Der „Konstanzer
Trichter“ stellt die Taucharchäologen
allerdings vor besondere Herausforderungen: Starke Strömungen,
Hafenausfahrten und Fahrrinnen in unmittelbarer Nähe der prähistorischen
Pfahlfelder erfordern die Entwicklung neuer Methoden. In dieser
Hinsicht konnte jetzt ein bedeutender Fortschritt erzielt werden,
der das planmäßige Monitoring in den Pfahlbau-Welterbestätten
rund um die Alpen revolutionieren könnte. Experten des Landesamtes
für Denkmalpflege haben erstmals über Unterwasserfundstellen „Fotodrohnen“,
also funkgesteuerte, von mehreren Rotoren angetriebene, fliegende
Systeme mit Kameras, eingesetzt (Bild oben: Die Fotodrohnen
auf dem Dach der Netta, des vom NABU zur Vefügung gestellten Schiffes.
Foto: LAD, Jörg
Bofinger). Das im Bereich der
Archäologie
an Land bereits bewährte Verfahren lieferte beim Einsatz
vor Konstanz hochpräzise und ausgezeichnet aufgelöste
Luftbilder, die mit den bestehenden unterwasserarchäologisch
ermittelten Plänen kombiniert werden können und diese
hervorragend ergänzen.
Die Geländearbeiten vor Konstanz wurden vor Beginn der Schifffahrtsaison
beendet, sollen aber in den nächsten Jahren fortgesetzt werden.
Die Zeit drängt, denn manchen Arealen - vor allem der vor
der Hafenausfahrt liegenden Fundstelle „Frauenpfahl“ -
droht die Zerstörung durch Erosion. Die Arbeiten dienen einer
genauen Kartierung gefährdeter Bereiche und der Erarbeitung
von Handlungsoptionen. |