28.1.15
Burg ohne Barrieren Tourismus und Kulturerbe für Beeinträchtigte
- Beispiel Hohkönigsburg
(thb) Die Hohkönigsburg im Elsass ist ein einzigartiges
Monument deutsch-französischer
Geschichte. Im Laufe der Jahrhunderte war die Burg in Lehensherrschaft
dreier deutscher und eines schweizer Hoheitsgeschlechter. Dank
der Restaurierung unter Kaiser Wilhelm II. Anfang des 20. Jahrhunderts
ist sie heute in einem derart perfekten Erhaltungszustand, wie
nur wenige andere mittelalterliche Burgen in Europa.
Als heutiger Besitzer unternimmt das Departement Bas-Rhin daher
zahlreiche Anstrengungen, um unterschiedlichsten Besuchergruppen
physischen, aber auch intellektuellen Zugang zur Burg zu verschaffen.
Dabei nehmen beeinträchtigte Besucher – sowohl solche
mit einer körperlichen Beeinträchtigung als auch geistig
beeinträchtigte Menschen – einen wichtigen Platz ein.
Im Jahr 2013 waren es über 2.000, die auf die Hohkönigsburg
kamen. Ziel ist es, die Zahl der behinderten Besucher der Burg
auch in den kommenden Jahren weiter zu erhöhen. Für die
bislang geleistete Arbeit wurde die Hohkönigsburg auch im
Jahr 2014 mit dem Label „Tourisme et handicap“ (Tourismus
und Behinderung) ausgezeichnet.
Ein besonderes Augenmerk richten die Verantwortlichen der Burg
dabei auch auf die ausländischen Besucher. So gibt es viele
Verständigungshilfen sowie Veranstaltungen für behinderte
Menschen auch in deutscher Sprache. Für blinde Besucher oder
Menschen mit Sehschwäche gibt es jetzt ganz neu einen Audio-Guide
mit speziellen Erläuterungen in deutscher Sprache, der für
ein geringes Entgelt (4,00 €) an der Kasse ausgeliehen werden
kann. Gleiches gilt für den Visio-Guide, der hörgeschädigten
Besuchern die Geschichte und die Geheimnisse der Burg in deutscher
Gebärdensprache näher bringt. Speziell für gehbehinderte
Besucher wurde im Jahr 2009 in der „Mühle“ der
Burg ein Multimedia-Raum eingerichtet. Dieser Raum ist mit einem
Rollstuhl bequem erreichbar und macht damit die Burg auch für
jene Menschen erfahrbar, welche die 300 Treppenstufen auf dem normalen
Besucherrundgang innerhalb der Burg nicht bewältigen können.
Im Multimedia-Raum in der Mühle wird ein 20-minütiger
Film gezeigt. Am Kopfhörer, der an der Burgkasse kostenlos
erhältlich ist, kann der Besucher zwischen den Sprachen Deutsch,
Französisch und Englisch wählen sowie den gewünschten
Schwierigkeitsgrad (Erwachsene oder Kinder) einstellen.
Dreisprachige Untertitel und die Einblendung einer Dolmetscherin
für die französische Gebärdensprache erweitern die
Erlebbarkeit der Burg.

Auch speziell auf geistig behinderte Besucher zugeschnittene
Führungen werden auf der Burg angeboten.© Marc Dossmann
Auch für geistig beeinträchtigte Besucher ist gesorgt.
Besondere Führungen mit zum Teil szenisch gespielten Erläuterungen
schaffen auch hier einen Zugang zur Geschichte der Burg und ihrer
ehemaligen Bewohner. Die betreffenden Führer wurden hierzu
speziell ausgebildet und passen ihre Kommentare ganz dem intellektuellen
Niveau sowie der Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit dieses
besonderen Publikums an. Insgesamt hat die Hohkönigsburg in
den vergangenen zehn Jahren rund 450 .000 € in die Umsetzung
dieses Vorhabens investiert; das meiste Geld floss dabei in den
Umbau der Mühle zum Multimediaraum. Seit 2010 gibt es auch
ein Großmodell (Länge: 2 m) der Burg, das sowohl mit
den Augen als auch mit den Händen erkundet werden kann. Zur
Ausstattung der Burg gehören auch behindertengerechte sanitäre
Anlagen und Sitzbänke zum Ausruhen außerhalb und innerhalb
der Burg.
Neben diesen Hilfen, die das ganze Jahr über angeboten werden,
gibt es jedes Jahr im September einen Tag, der voll und ganz den
beeinträchtigten Besuchern der Festung gewidmet ist. Unter
dem Motto „Eine Burg für alle“ sorgen an einem
Tag im September Dutzende von freiwilligen Helfern dafür,
dass z. B. auch Besucher im Rollstuhl die Räume der Burg live
erleben können.
OT Hohkoenigsbourg |