27.8.15
LIFE+-Projekt "Rheinauen bei Rastatt":
Ufer am Kohlkopf entwickelt sich zu Naturufer
(rpk) Mit der neu geschaffenen Insel an der Spitze
der Landzunge „Kohlkopf“ entwickelt sich eine weitere
Maßnahme
des LIFE+-Projektes „Rheinauen bei Rastatt“ in die
richtige Richtung. Seltene Wasservogelarten nehmen das neu gestaltete
Ufer an. Die Durchströmung des Illinger Altrheins hat sich
bereits verbessert.
An der Spitze der Landzunge, die den Rhein vom Illinger Altrhein
trennt, wurde ein Verbindungsgraben zwischen Rhein und Illinger
Altrhein angelegt. Dadurch ist eine große Insel entstanden,
auf der sich Wasservögel ungestört aufhalten können.
Der Illinger Altrhein wird durch den neuen Zufluss besser durchströmt,
abgelagerter Schlamm kann abtransportiert werden. Die Unterhaltung
des Leinpfads auf der neuen Insel wurde aufgegeben. Da der Leinpfad
nicht mehr vor Erosion geschützt werden muss, konnte die Uferbefestigung
auf einer circa 250 Meter langen Strecke entfernt und eine ungehinderte
Entwicklung des Ufers zugelassen werden.

Foto: Reg.-Präs. Karlsruhe
Anfang Mai 2015 ist ein großes Hochwasser über die
umgestalteten Flächen geflossen. Für die Entwicklung
eines Fließgewässers sind solche Hochwasser sehr wichtig,
weil dann große Strömungskräfte wirken und Ablagerungen
in Bewegung bringen. Wie erwartet hat das Wasser an der unbefestigten
steilen Böschung genagt und Uferabbrüche geschaffen.
In diesen können der Eisvogel und zahlreiche Wildbienenarten
Brutröhren anlegen. Zwischen Abbruchkante und Wasser hat sich
ein flaches kiesig-sandiges Ufer entwickelt, das vielen spezialisierten
Insekten- und Spinnenarten Lebensraum bietet und damit Wasservögeln
als Nahrungsquelle dient.
Bei den Nachuntersuchungen im Rahmen des LIFE+-Projekts „Rheinauen
bei Rastatt“ konnte nun nachgewiesen werden, dass die Wasservogelarten
Flussregenpfeifer, Flussuferläufer und Flussseeschwalbe diesen
natürlichen Uferabschnitt tatsächlich häufiger als
das oberhalb gelegene befestigte Ufer nutzen. Hierfür wurden
Rufe dieser Arten nach dem Abtrennen der Insel aufgenommen und
die gewonnen Daten ausgewertet.
Für das entsteinte Ufer am Kohlkopf ist noch mit leichten
weiteren Abbrüchen zu rechnen, bis sich ein stabiles Ufer
einstellt. Dies zeigen Erfahrungen mit vergleichbaren Maßnahmen
an zwei Rheinabschnitten bei Mannheim. Dort wurde bereits vor 10
Jahren die Uferbefestigung ebenfalls auf Inseln entfernt und die
Uferentwicklung beobachtet. Auch nach dem Ablaufen mehrerer großer
Hochwasser ist die Böschung nur leicht nachgerutscht.
Mit dem LIFE+-Projekt „Rheinauen bei Rastatt setzt das Regierungspräsidium
Karlsruhe gemeinsam mit zahlreichen Partnern in den Jahren 2011
bis 2015 eines der größten deutschen Naturschutzprojekte
um. Das Projekt wird von der Europäischen Union mit rund 4,7
Millionen Euro gefördert. Neben dem Land Baden-Württemberg
unterstützen die Städte Rastatt und Baden-Baden, die
Gemeinden Durmersheim, Elchesheim-Illingen und Steinmauern, der
Riedkanal-Zweckverband, die Umweltstiftung Rastatt, die Stiftung
Naturschutzfonds, der Angelsportverein Rastatt, der BUND Südhardt
sowie der NABU Kreisverband Rastatt das Projekt finanziell. Mehr
Informationen über das Projekt sind auf der Internetseite
www.rheinauen-rastatt.de zu finden. Dort erfährt der Leser
beispielsweise, an welchen Stellen Fließgewässer naturnah
umgestaltet und wo artenreiche Auewiesen angelegt werden.
LIFE+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union
zur Unterstützung von Projekten im Umwelt- und Naturschutz
und steht als Abkürzung für L’Instrument Financier
pour l’Environnement (das Finanzierungsinstrument für
die Umwelt).
Mit dem Naturschutzkonzept Natura 2000 haben sich die Europäische
Union und ihre Mitgliedstaaten zur Aufgabe gemacht, in Europa charakteristische
Lebensräume sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten
zu schützen. Herzstück von Natura 2000 ist ein Netzwerk
von Gebieten, die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-
(FFH-) Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie geschützt
sind.
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