21.8.15
Eine neue Führung für Schloss und Garten
Weikersheim– Präzisionsarbeit im Team
(ssg) Das attraktive Sonderführungsprogramm ist für
viele Schlossfans ein Anlass, immer wieder Schloss und Schlossgarten
Weikersheim zu besuchen. Derzeit bereitet das Weikersheimer Team
ein neues Thema vor: „Durch Raum und Zeit“ soll einen
packenden Einstieg in die wesentlichen Erlebnisse von Schloss und
Garten bieten. Wie eine neue Führung entsteht, erklärt
Monika Menth, die Leiterin der Schlossverwaltung.
In jeder Saison verändert sich das Angebot
Schloss und Schlossgarten Weikersheim sind kaum vorstellbar ohne
die vielen ungewöhnlichen Führungen, die die Staatlichen
Schlösser und Gärten immer wieder anbieten. Für
alle Altersgruppen, für unterschiedliche Interessen: Oft
sind es ganz verblüffende Ideen, die einen neuen Blick auf
das einzigartige Grafenschloss eröffnen. „Wir müssen
natürlich schauen, dass unsere Gäste immer wieder gern
zu uns kommen, denn viele sind ‚Wiederholungstäter‘ und
Fans“, sagt Monika Menth, die Leiterin der Schlossverwaltung.
Die Konsequenz aus dieser Erkenntnis: Das lebendige Programm
verwandelt sich von Jahr zu Jahr: Bewährte Führungsthemen
bleiben, neue kommen dazu.
Führungsprototyp kurz vor Serienreife
Jetzt im Sommer 2015 steht in Weikersheim wieder eine neue Führung
kurz vor der „Serienreife“: „Durch Raum und Zeit“.
Worum geht es bei dem neuen Rundgangkonzept? Die neue Sonderführung
soll das gräfliche Schloss und den berühmten Barockgarten
so in einer Führung verbinden, dass ein geschlossenes Bild
entsteht – und sie darf nicht zu lang sein. „Als erstes
mussten wir feststellen, dass eine halbe Schloss- plus eine halbe
Gartenführung noch lange nichts Ganzes ergibt“, erläutert
Monika Menth. Das thematische Rückgrat habe gefehlt und vor
allem das Gefühl, die „ganze Geschichte“ erzählt
zu haben.
 Veränderte Nachfrage nach kürzerem
Erlebnis
Mit der neuen Führung reagieren die Staatlichen Schlösser
und Gärten Baden-Württemberg auf die ganz konkrete Nachfrage
nach einem gemeinsamen Rundgang in Schloss und Garten. Viele Besucherinnen
und Besucher, vor allem auch Gruppen, wollen beides sehen, den
Garten und das Schloss. Und viele haben nicht genug Zeit, zweimal
eine volle Führung von über einer Stunde einzuplanen.
Kürzere Führungen liegen im Trend – auch das ist
eine Beobachtung der Staatlichen Schlösser und Gärten.
Sehen will man dennoch möglichst alles Wichtige in Schloss
und Garten. Lange Führungen seien längst nicht mehr allen
zumutbar, weiß die Schlossverwalterin aus Erfahrung: Der
Altersschnitt an einem Ausflugsziel wie Weikersheim steigt: Für
viele ältere Gäste ist eine zweistündige Führung
zu anstrengend.
Der rote Faden durch Schloss und Garten
Wie aber kann man den Reichtum der gräflichen Residenz von
Weikersheim, die Geschichten und Themen, die Personen und Räume
knapp und anschaulich erlebbar machen? „Unsere Idee war:
Wir gehen durch Räume und Zeiten, von der Burg des Mittelalters
bis zum späten 18. Jahrhundert, als das Schloss in seinen
Dornröschenschlaf fiel.“ Jeder Epoche werden exemplarisch
Räume und Themen zugeordnet – der Bergfried etwa steht
für die wehrhafte Wasserburg des Mittelalters. In der Renaissance
rückt die Entdeckung der Welt und der Wissenschaften in den
Fokus – und der Umbruch der Reformation. Dafür steht
die Schlosskapelle, ein ganz moderner Raum aus dieser Zeit. Und
natürlich der grandiose Rittersaal, herrschaftlich, stolz
und geschmückt mit einem exotischen Boten aus der Fremde,
mit dem berühmten Elefanten. Für die Zeit des Barock
steht der berühmte Barockgarten – aber auch die detailreiche
Einrichtung der gräflichen Räume.
Neue Führungen enstehen mit viel Erfahrung
Das Besondere in Weikersheim: Neue Führungen entstehen immer
in gemeinsamer Arbeit. Monika Menth erzählt, dass aus den
Erfahrungen des Teams festgelegt wird, was man an Wegen gehen kann
und was der beste Standort ist. „Wir haben immer ein Team
von drei erfahrenen Leuten, die diesen roten Faden festlegen“,
erklärt sie. Daraus entsteht ein kleiner Textablauf – wie
ein Treatment einer Filmhandlung. Als nächstes wird dann das
große Themengerüst mit Details gefüllt. „Dafür
braucht es dann immer wieder mal historische Recherche“,
erklärt Menth.
Der berühmte Elefant in Wien entdeckt
Ein Beispiel sei der berühmte Elefant im Rittersaal, der in
der neuen Führung eine wichtige Rolle spielen soll – den
kennen alle. Aber woher kannte, vor über 400 Jahren, der Auftraggeber
Graf Wolfgang das ungewöhnliche Tier? „Wir haben uns
auf die Suche gemacht und festgestellt: Graf Wolfgang war am Kaiserhof
in Wien, als dort der berühmte Elefant, ein Geschenk des Königs
von Portugal, zu sehen war. Solche Entdeckungen bauen wir dann
in die Führung ein“, erklärt die Leiterin der Schlossverwaltung
stolz.
 Vielfältige Praxistests für die neuen Führungen
Wenn dann Ablauf und Inhalte klar sind, kommt der Praxistest: Die
neue Führung wird mit verschiedenen Gruppen probiert. Wie
ist die Reaktion der Besucherinnen und Besucher? Und, in Weikersheim
ganz wichtig: Was halten die Busunternehmen und die Gruppen davon? „Gut
25 % unserer Führungen sind Gruppen, die als Busreisen zu
uns kommen“, erklärt Monika Menth. „Anschließend
fragen wir: War alles verständlich? Was war spannend, was
war langweilig?“ Steht die Führung, wird sie fachlich
auf Herz und Nieren geprüft: Das Konzept wird im Detail
mit dem fürs Schloss zuständigen kunsthistorischen
Fachmann durchgesprochen. Konservator Dr. Wolfgang Wiese überprüft,
was sich das Schlossteam überlegt hat und gibt inhaltliche
Tipps. „Erst danach ist die Führung reif für
unsere Gäste,“ fasst Monika Menth den Prozess zusammen,
der sich über zwei Jahre hinziehen kann. Die neue Sonderführung „Durch
Raum und Zeit“ steht in Schloss und Schlossgarten Weikersheim
ab Herbst auf dem Programm und kann für Gruppen gebucht
werden.
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