17.2.17
Badisches Landesmuseum präsentiert 400 Jahre alten
Prunkkamm erstmalig wieder öffentlich
(blm) In der Kunst- und Wunderkammer des Badischen Landesmuseums
ist jetzt ein prächtiger Prunkkamm zu sehen. Dank der
Unterstützung der Freunde des Badischen Landesmuseums wurde
der Kamm aufwändig restauriert und wird nun – nach über
30 Jahren – erstmalig wieder öffentlich präsentiert.
Der Prunkkamm, um 1615 entstanden, ist ein exquisites und bis dato
singuläres Artefakt der Augsburger Goldschmiedekunst des frühen
17. Jahrhunderts und zählt zu den herausragenden Objekten
des Badischen Landesmuseums. Bis 1859 befand sich der Kamm in der
Kunstsammlung Großherzog Leopolds von Baden (1790–1852).
Der überdimensionale Kamm war nicht zum Gebrauch bestimmt – er
war ein rein repräsentatives Prunkstück und Glanzstück
einer fürstlichen Kunstkammer.

Klaus-Dieter Rohlfs, Vorstandsmitglied der Freunde des Badischen
Landesmuseums, Gerlinde Hämmerle, Regierungspräsidentin
a.D. und Vorstandsvorsitzende, und Provenienzforscherin Dr. Katharina
Siefert © Badisches Landesmuseum, Foto: Goldschmidt
Der doppelseitige Kamm aus kostbarem Schildpatt der Karettschildkröte
besitzt 150 feine und 45 grobe Zinken. Die virtuos gefertigten
Email-Verzierungen zeigen einzigartige Details: Als Dekor der vergoldeten
Spange dienen Blüten mit Insekten und Schnecken. Auf den schmalen
Bordüren in Grubenemail finden sich Waffen, Musikinstrumente
und Fahnen aus einem Heerestross von Musketieren des frühen
17. Jahrhunderts. „Dieser Prunkkamm bewahrt den Luxus von
gestern für heute und für unsere Zukunft“, freut
sich Klaus-Dieter Rohlfs, Vorstandsmitglied der Freunde des Badischen
Landesmuseums bei der Begutachtung des Stückes gemeinsam mit
Gerlinde Hämmerle, Regierungspräsidentin a.D. und Vorstandsvorsitzende.
Mögliche Provenienz
Zwischen Durlach und Augsburg gab es einen regen Austausch. Der
Augsburger Diplomat und Kunsthändler Philipp Hainhofer, war
seit 1608 als Korrespondent für Georg Friedrich von Baden-Durlach
tätig. Hainhofer besuchte 1615 den Durlacher Hof und bot
seine Dienste als Kunstagent an. In Augsburg selbst hatte Hainhofer
ein
Kunstkabinett. Dort besuchte ihn 1617 der Sohn und Nachfolger
Friedrich V. von Baden-Durlach.
Bei diesen Kontakten ist es verführerisch anzunehmen, dass
Hainhofer dem Durlacher Hof den Prunkkamm aus einer Augsburger
Werkstatt vermittelte. Mit seiner kriegerischen Ikonographie in
der Verknüpfung mit meisterhaftem Kunsthandwerk mag er den
Geschmack des Markgrafen Georg Friedrich getroffen haben. Bislang
sind die Erwerbungsumstände dieses Kunstkammerstücks
durch ein Mitglied des badischen Fürstenhauses jedoch nicht
zu belegen. |