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9.7.25

Schloss Mannheim

Supraporten von Johann von der Schlichten nach Mannheim zurückgeführt

Überraschung aus der Zeit der Erstausstattung

(ssg) In Schloss Favorite Rastatt wurden vier originale Gemälde aus der Erstausstattung von Barockschloss Mannheim gefunden. Bei den Kunstwerken handelt es sich um Supraporten des Hofmalers Johann von der Schlichten aus dem Jahr 1732. Dank des Spürsinns von Sandra Eberle und Dr. Uta Coburger, Konservatorinnen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, gelang es, die Herkunft der Gemälde mit den heiteren Szenen aus Mannheim nachzuweisen. Nun sind drei davon ins Barockschloss zurückgekehrt – und schmücken seit gestern den „Erlebnisraum Hofmusik“

Patricia Alberth, Geschäftsführerin der SSG, und Dr. Uta Coburger, KOnservatorin, stellen mit zwei Restauratoren die dritte Supraporte vor.Die Restauratoren bei der Hängung der dritten SupraporteOben: Patricia Alberth, Geschäftsführerin der SSG, und Dr. Uta Coburger, Konservatorin, stellen mit zwei Restauratoren die dritte Supraporte vor.

Unten: Die Restauratoren bei der Hängung der dritten Supraporte.

Ganz unten: Die drei Supraporten aus der Hand des Hofmalers Johann von der Schlichten.

Fotos: kulturer.be

Verborgene Schätze wiederentdeckt
Forschung benötigt einen scharfen Spürsinn, Geduld und manchmal auch etwas Glück: Vor einigen Monaten machten die Konservatorinnen der Staatlichen Schlösser und Gärten in Schloss Favorite Rastatt einen außergewöhnlichen Fund: Vier originale Supraporten aus dem Barockschloss Mannheim hatten sich dort erhalten. Die gefundenen Gemälde, die die Felder über Türen zieren, stammen ursprünglich aus der Erstausstattung des Barockschlosses unter Kurfürst Carl Philipp. „Angesichts der Zerstörung des Schlosses im Zweiten Weltkrieg ist der Fund von großer Bedeutung“, ordnet Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten, ein und ergänzt. „Die Supraporten bieten uns ein Fenster in die Vergangenheit. Sie sind ein Stück wiedergefundene Geschichte.“ Die Bilder sind Arbeiten des Hofmalers Johann von der Schlichten. Sie zeigen heitere Szenen, die sich nicht eindeutig interpretieren lassen. Vermutlich sind es Darstellungen der Sinne.

Historische Supraporten identifiziert
Sandra Eberle, Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten für die Region Oberrhein / Schwarzwald, und Dr. Uta Coburger, Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten für die Region Kurpfalz, sind verantwortlich für die Wiederentdeckung. „Mit unserer Vermutung standen wir nicht allein da. Schon unsere Vorgänger – Dr. Wiese und Dr. Grimm – überlegten, ob die vier Supraporten in Rastatt ursprünglich aus Mannheim kommen könnten“, erklärt Dr. Uta Coburger und verrät, wie der Nachweis mit historischen Inventaren gelang. In allen Verzeichnissen aus Kurpfälzischer Zeit sind im Appartement des Kurfürsten Supraporten von Johann von der Schlichten genannt. Beschreibungen der Motive fehlen jedoch. Im Zuge der napoleonischen Neuordnung Europas zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel sowohl die Stadt als auch das Barockschloss Mannheim an das Haus Baden. Das erste badische Inventar beschreibt eine fast unveränderte Situation. Mit einer Ausnahme: Das Verzeichnis beschreibt die Motive, aber der Maler der Supraporten wird nicht mehr genannt. Die Vermutung konnte erst im Zuge von Restaurationsarbeiten überprüft werden. „Dabei entdeckten wir die Signatur von Johann von der Schlichten und die Datierung 1732“, erinnert sich Thomas Merkl, Restaurator der Staatlichen Schlösser und Gärten für Möbel und Holzobjekte. Damit war der Beweis erbracht.

Von Mannheim nach Rastatt und zurück
Die Supraporten befanden sich ursprünglich im letzten Raum der Enfilade im Westeckpavillon, heute gehört dieser Raum zur Universität. Stephanie von Baden bezog mit dem Tod von Großherzog Carl im Dezember 1818 den westlichen Teil von Barockschloss Mannheim. Sie ließ das Appartement – dem Zeitgeschmack entsprechend – im Empirestil umgestalten. Anstelle der Supraporten zierten weiß-goldene Stuckreliefs die Türen. Da der ursprüngliche Raum, in dem die Supraporten hingen, heute zur Universität gehört, können die Bilder nicht dorthin zurückkehren. Ein neuer Ort musste gefunden werden: „Unsere Wahl fiel auf den Trabantensaal, der heute den ‚Erlebnisraum Hofmusik‘ enthält“, sagt Dr. Uta Coburger. „Hier hingen einst Supraporten des Hofmalers – das leichte Thema der nun wiederentdeckten Supraporten ist ein angemessener Ersatz.“ Der Trabantensaal hat nur drei Türen. Eine Supraporte verbleibt daher in Schloss Favorite Rastatt, als Bindeglied und Erinnerung an die Wiederentdeckung.

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