Die Novemberrevolution |
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Ausgangspunkt für die politische Entwicklung des November
1918 war der Parlamentarisierungserlaß über die
Verantwortlichkeit des Reichskanzlers gegenüber dem Parlament
(Oktoberverfassung). Mit ihm war eines der wesentlichen Ziele der
Sozialdemokratie, die Regierung an das Parlament zu binden, erreicht und
das weitere Ziel, damit als stärkste Fraktion im Reichstag selbst die
Regierung zu stellen, in erreichbare Nähe gerückt. Infolgedessen
stand die Sozialdemokratie in Bezug auf den verfassungsmäßigen
Umbau des Reichs nicht so sehr unter Zugzwang, daß sie selbst hätte
aktiv werden müssen.
Ausschlaggebend für die Novemberereignisse war die Meuterei der Matrosen in Kiel und Wilhelmshaven, die sich schnell zur Aufstandsbewegung gegen den Krieg und die Militärdiktatur auswuchs. Gerade die ersten Forderungen der Soldatenräte zeigen, daß noch wenig politische Forderungen gestellt wurden; die Diskussion über die Ablösung des Kaisers und die juristische Verantwortung für den Krieg wurde bereits seit Anfang November in den Parteien geführt. Am 7. November erreichte die Aufstandsbewegung München (wo der König schnell abdankte), am 9. November Berlin. Kaiser Wilhelm II. trug sich noch mit Plänen, den Aufstand militärisch niederzuschlagen, und ließ keinerlei Rücktrittsabsichten erkennen. In dieser Situation gab Reichskanzler Prinz Max von Baden am Vormittag des 9. November in Berlin eigenmächtig die Abdankung des Kaisers bekannt, um die gespannte Situation noch unter Kontrolle halten zu können, und übergab das Amt des Reichskanzlers an Friedrich Ebert, den Führer der Sozialdemokratie. Während Ebert noch vom Fortbestand der Monarchie und der Staatsform der parlamentarischen Monarchie des Oktober 1918 ausging, rief Philipp Scheidemann (ebenfalls SPD) in den Mittagsstunden, ebenfalls eigenmächtig, die Republik aus. Auch er stand unter Zugzwang und wollte damit einerseits den Einfluß der SPD auf die Berliner Massen aufrechterhalten, andererseits dem Spartaktisten Karl Liebknecht zuvorkommen, der dann auch seinerseits wenig später die sozialistische Republik ausrief. Ebert bildete daraufhin als Übergangsregierung den "Rat der Volksbeauftragten" aus SPD und USPD. |
Die SPD konnte in der Folgezeit ihren Einfluß in den
Arbeiter- und Soldatenräten halten und festigen, sah sich aber
deren Forderungen nach weitreichenden sozialen Veränderungen
gegenüber, die sie selbst der zu wählenden Nationalversammlung
bzw. dem künftigen Parlament vorbehalten wollte. An dieser Streitfrage
zerbrach auf dem Rätekongreß in Berlin (16.-20.12.1918) das
Bündnis zwischen linker USPD und gemäßigter MSDP (Austritt
der USPD-Vertreter aus dem Rat der Volksbeauftragten 28./29. 12.). Kennzeichnend
für den tiefen Riß zwischen den beiden sozialistischen Parteien
sind die programmatischen Reden von Max Cohen-Reuss (SPD) und Ernst Däumig
(USPD) am 19.12.
Da der linke Flügel der USPD seine Ziele nicht erreichen konnte, schloß er sich mit den radikalen Spartakusbund um die Jahreswende 1918/19 zur Kommunistischen Partei zusammen und begann zusammen mit den "Revolutionären Obleuten" in Berlin den Januaraufstand (ab 5.1.). Hier zeigte sich die Wirksamkeit des Bündnisses, das Ebert bereits am 10.11. mit der Reichswehr unter General Groener geschlossen hatte, um die Ruhe und Ordnung in Deutschland aufrechterhalten zu können: Reichswehr und angeworbene Freikorps-Verbände schlugen den Aufstand blutig nieder und ermordeten die Sozialistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Ein Streikaufruf der USPD blieb ohne nennenswerte Folgen. Dem Bürgerkrieg in Berlin ist es zuzuschreiben, daß sich der Rat der Volksbeauftragten nach Weimar zurückzog, wo auch die am 19.1. gewählte Nationalversammlung zusammentrat (Eröffnung am 6.2.). Bereits am 10.2. wurden im "Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt" die wesentlichen Organe der Republik geschaffen, am 11.2. Ebert zum Reichspräsidenten gewählt, am 13.2. durch die Parteien der "Weimarer Koalition" das Kabinett Scheidemann gebildet.
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Novemberrevolution