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Schwontkowski
für Flöte(n)
2020
Begonnen: 19. November 2019 in Bremen Beendet: 29. Januar 2020 in Bremen Spieldauer: 13 Minuten
Kommentar:
Koch-Raphaels erster Kontakt mit dem Bremer Maler Norbert Schwontkowski war 1984, als Koch-Raphael den "Bremer Förderpreis für besondere kompositorische Leistungen" und Schwontkowski den Bremer Kunstpreis in derselben offiziellen Veranstaltung verliehen bekam. In dieser Veranstaltung trug auch der Pianist Jochen Köhler Auszüge aus Koch-Raphaels "Septembertage" vor und die Gruppe ganZeit gab ihre erste Performance.
Beide sind 1949 geboren, und im Entstehungsjahr dieses Zyklus' ist beider 70. Geburtstag ...
Beide Künstler sind sich seitdem nie wieder persönlich begegnet, für Koch-Raphael jedoch waren von da an Schwontkowskis Bilder ständige Begleiter. Andere Zugänge, künstlerischer und persönlicher Art, kamen hinzu. Als Schwontkowski 2013 starb keimte die Idee zu einer Komposition, die sich auf eine sehr persönliche Art mit der Arbeitsweise und Ästhetik Schwontkowskis, die auch immer schon die des Komponisten war, befasst.
Es ist die eigenartige, merkwürdig stille und nur scheinbar profane Welt des Malers, die sich seit jeher auch in der Musik des Komponisten findet. Davon geben die vorliegenden 11 Flötenstücke ein aktuelles Beispiel, von denen sich allerdings keines auf ein konkretes Bild des Malers beziehen lässt. Der Bezug ist gegeben auf einer sehr viel inneren Ebene von Bild und Musik ...
A.Q.
"composition no. 80 (la viola)" für Ensemble 2019
Begonnen: 8. Januar 2019 in Bremen Beendet: 29. Januar 2019 in Bremen Spieldauer: 8 Minuten
... für Angelika
Kommentar Zeit & Nicht-Zeit. Raum & Nicht-Raum.
Zwischen. Ortlos. Zeitlos.
Menschen. Wir. Wo? Wohin?
Aber diese Musik braucht keinen Kommentar. Sie spricht klar. Von uns. Zu uns.
A.Q.
"composition no. 79 (Kinder)"
für
Streichquartett
Begonnen: 6. August 2018 in Bremen Beendet: 24. Dezember 2018 in Bremen Spieldauer: 16 Minuten
Kommentar
Diese Musik schaut Kindern beim Spielen und ihren vielen anderen ernstzunehmenden Tätigkeiten zu. Hier werden Kinder und Kindheit musikalisch erinnert. Waren die unmittelbar zuvor von Koch-Raphael komponierten „Totenzettellieder“ differenzierte Betrachtungen über Leben und Sterben von uns Menschen, so will „composition no. 79 (Kinder)“ diese Betrachtungen erweitern durch einen genauen und exklusiven Blick auf die Anfänge eines jeden menschlichen Lebens – die Kindheit.
Zu seinen Beweggründen für diese Komposition sagt der Komponist : „Wir leben und wir sterben alle, individuell, beides gehört zum Menschen. Aber Kinder sind unser aller Zukunft. Wenn der Mensch überhaupt im Universum Bedeutung hat, dann haben die Schlüssel dazu immer jeweils vor allem oder gar nur die Kinder der jeweiligen Generation. Das ist eine unumstößliche, geradezu banale Tatsache.“
Der Komponist Erwin Koch-Raphael reflektiert in seiner Komposition auf vielen Ebenen, auch ihm sehr persönlichen, diese unbezweifelbare Realität.
In der formalen Anlage der Komposition klingt umrisshaft die Struktur der antiken Rhetorik durch, nur werden hier beispielsweise die Teile „Exordium“ und „Conclusio“ als „Fantasie“ und „Coda“ bezeichnet. Dazwischen liegen die Erzählungen („narratio“) 1 bis 3 sowie die beiden „Erinnerungen“, an welche die Coda anschließt.
A.Q.
"composition no. 75 (le son du lac)"
2016
Lynda Anne Cortis gewidmet
Begonnen: 12. Juni 2015 in Bremen
Beendet: 22. Januar 2016 (I-VI)
und
7. März 2016 („Un rêve oublié“)
in Bremen
UA 2016
Bremen
Lynda Anne Cortis, Violoncello
Aufführungsdauer: ca. 21 Minuten
Kommentar:
„composition no.75 (le son du lac)“, entstand auf Anregung und im Auftrag der Bremer Cellistin Lynda Anne Cortis, der die Komposition auch gewidmet ist. Hier steht die Vorstellung eines weiten Sees im Hintergrund, der Eindruck seiner bewegten aber auch stillen Wasseroberfläche, seiner Uferlandschaften. Das Bild ist offen: Es ist die Sphäre, in der Leben entstehen und sich entwickeln kann.
Es ist der See der Erinnerungen mit seinen Tiefen, seinen trüben und klaren Schichten. Es ist auch das Abbild unseres Bewusstseins als See, das Wellen kennt, Tiefenschichten, Bewegung und Ruhe, das einen Grund hat und Sedimente ...
Es sind sieben Blicke, die uns alle angehen.
Sieben Blicke auf uns selbst.
"composition no. 74 (I told you)"
in remembrance of
Amy Winehouse
für
Violine, Violoncello und Klavier
2015
Gesamtdauer: ca. 12'
Uraufführung:
18. März 2016
Kulturkirche St. Stephani in Bremen
„Trio Axis"
Ann-Katrin Eisold, Violoncello
Lydia Hammerbacher, Klavier
Entstehungsdaten:
Begonnen am 08.10.2014 und beendet am 06.06.2015 in Bremen
Dem „Trio Axis“ gewidmet
Kommentar:
Ein Leben, wie es viele führen, öffentlich oder privat, ein Hin- und Hergerissensein zwischen Begabung, Können und den Chancen zur Verwirklichung - und trotzdem am Boden, gnadenlos ausgeliefert den Gesetzen des Marktes, einer globalen Verfügbarkeit von Intimität, künstlerischem Genie, gesellschaftlicher Berufung und eigenen Bedürfnissen, ausgeliefert dem Geschäft und dem öffentlichen Voyeurismus auf ihre seelischen Befangenheiten:
Bei Amy Jade Winehouse kam alles dies sehr dicht und auf besonders tragische Weise zusammen, verstärkt durch ihr großes Bedürfnis nach Liebe und Vertrauen.
Der Komponist zieht im Gespräch Parallelen zurück in die Vergangenheit, wo es immer wieder eklatante Fälle, beispielhafte Einzelfälle wie den der Amy Winehouse gab; Koch-Raphael erwähnt in diesem Zusammenhang immer wieder auch Mozart und Schubert, denen er Amy Winehouse an die Seite stellt.
Es ist damit auch die Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz aufgeworfen, wenn wir uns selbst und andern diese Welt zur Hölle machen ... Millionen Menschen, die sterben mussten, bevor sie ihr Leben auch nur annähernd entfalten, ja leben, konnten: Wir lassen sie im Mittelmeer ertrinken, an Hunger und Seuchen sterben ... und wir ließen sie in Gaskammern ersticken.
Koch-Raphaels „composition no. 74 (I told you)“ ist eine persönliche Reverenz, ist Trauer, Klage und Reflexion des Komponisten auf eine große Musikerin. Auf eine faszinierende Künstlerin, die mit 27 starb; als Mensch in ihrer Besonderheit früh allein gelassen in einer Welt, in der nur möglichst schneller Erfolg und rasche Vermarktung zählen. Sie schien dem äußerlich gewachsen.
Aber Amy Winehouse war anders.
A.Q.
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