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THEMA:   Leistungsabhängige Bezahlung für LehrerInnen

 8 Antwort(en).

B. Wilke begann die Diskussion am 14.03.03 (19:01) mit folgendem Beitrag:

Liebe Liste,
an unserer Schule (Privatschule) wird darüber diskutiert, zum Schuljahr 2004/2005 eine leistungsabhängige Bezahlung der Lehrkräfte einzuführen. Bisher wird darüber nachgedacht, ein Grundgehalt für jeden Einzelnen (gemäß des Stundendiputats) zu zahlen, Arbeiten wie Klassenlehrertätigkeiten, AGs ... extra zu bezahlen. Hat schon jemand an seiner Schule Erfahrungen mit diesem Thema gemacht, gibt es hierzu schon Erhebungen, wie sich eine solche Bezahlung z.B. auf das Betriebsklima auswirkt, gibt es an anderen Schulen (natürlich gibt es das!) ähnliche Überlegungen??? Ich würde mich über einen Austausch und eine rege Diskussion zu diesem Thema freuen, natürlich auch, um selber besser argumentieren zu können...
Danke.


Eskimo antwortete am 15.03.03 (10:53):

die überlegung an sich ist zunächst einmal durchaus sinnvoll. hierbei sollte aber bedacht werden, dass quantität nicht vor qualität gehen sollte.


Dreamer antwortete am 16.03.03 (12:34):

Ich kann leider keine Erfahrung mitbringen aber ich finde diese Idee sehr gut!!
Aber wie Eskimo schon sagte, die Leistung muss auch irgednwie überprüft werden. Sonst hat man viele faule Klassenlehrer und AG- Leiter. Besser sollte sowas von der Leistungsqualität abhängig gemacht werden!
Und wieso richtet sich das Grundgehalt nach dem Stundenaufwand? Sonst gibt es doch andere kriterien für verschiedene Gehaltsstufen!

viel Erfolg!


B. Wilke antwortete am 16.03.03 (18:36):

Das Grundgehalt richtet sich natürlich nach den Gehaltsstufen, aber da unterschiedlich viele Stunden pro Lehrer erteilt werden, gibts natürlich auch unterschiedliche Gehälter. Oder ist das nicht natürlich?! Dachte ich jedenfalls immer so...


sea antwortete am 17.03.03 (11:25):

hallo B.

an welchem privatschultyp unterrichtest du? eine staatlich anerkannte regelschule ein privates intitut im weiterbildungs/umschulungsbereich oder wo? es ist für menschen, die nicht im beamtenstatus etabliert sind schon lange so, dass sie nach leistung und anforderung bezahlt werden. es dürfte also nicht schwer sein erfahrungsberichte zu bekommen. ich selbst arbeite an einem privaten institut, dass für die bundesanstalt für arbeit diverse maßnahmen durchführt (schon seit knapp 20 jahren). erfahrungen werde ich gerne öffentlich machen, wenn ich weiß an welcher schule du genau arbeitest.
sea


B. Wilke antwortete am 18.03.03 (20:15):

Hallo Sea,
es handelt sich um ein staatlich anerkanntes Gymnasium. Letztlich dürfte m.E. das Hauptproblem darin bestehen, wie bewertet werden soll, was der Einzelne leistet und v.A. wie gut er den jeweiligen Job macht. Wer soll das objektiv bewerten können? Und wenn wir dann irgendwann auch zu der Diskussion kommen, verschiedene Fächer unterschiedlich entlohnen zu wollen, kann es doch eigentlich nur böses Blut geben, oder?!


alias antwortete am 18.03.03 (20:58):

Ich schlage vor, alle Klassenräume mit Videokameras auszustatten und den Unterricht jeweils täglich von einer Kommission beurteilen und bewerten - und somit gehaltstechnisch einordnen zu lassen.
Die Mehrkosten für die Kommission lassen sich ja durch Kürzungen bei den faulen Kollegen wieder erwirtschaften.

Es gibt objektive Kriterien die mit Strichlisten zur exakten Bewertung erstellt werden können:
- Anzahl der Wortmeldungen der Schüler
- wpm des Lehrers (words per minute)
- gpm (gelaufene Meter im Klassenzimmer)
- wwph des Lehrers (written words per hour)
......

Durch Computereinsatz können einige dieser Zählungen automatisiert ablaufen und es ergibt sich so ein objektives Leistungsprofil jedes Kollegen.

Zudem hat jeder Kollege zu Hause seinen Arbeitsplatz mit einer Webcam auszustatten. Um das Leistungsabbild wirklich objektiv zu machen, muss jeder Lehrer (auf eigene Kosten) ständig über Handy mit dem Zentralrechner des Bewertungskomitees verbunden sein. Damit können seine Unterrichtsvorbereitungen und Gedanken beim Einkaufen, Auto fahren und im Liegestuhl dokumentiert werden. Dazu muss jeder Kollege diese natürlich von nun immer laut vor sich her murmeln.

Dies hat einen positiven Nebeneffekt:
Damit outen sich die Lehrer in Zukunft im Supermarkt als diensteifrige und vorbildliche Lehrer und korrigieren das in der Gesellschaft verbreitete Bild der faulen Säcke...


sea antwortete am 19.03.03 (12:05):

hallo b.w.

I
es wird wohl sehr schwer werden mit der sogenannten evaluation. meiner erfahrung nach wird an amerikanischen schulen schon immer die leistungen der lehrer ganz stark über das feedback der eltern und schüler bewertet.

unser großes problem dabei ist natürlich, dass wir in der vergangenheit keinerlei erfahrungen mit so etwas gemacht haben. die bewertenden eltern werden nicht objektiv sein. wie jede/r lehrer/in schon bemerkt hat sind eltern voll von vorurteilen der schule gegenüber. es hat jeder aus seiner schulzeit mit beamten vor der klasse zu tun gehabt und die mehr oder weniger verstecken aggressionen die noch aus uralter zeit stammen, wirken bis in das elterndasein. wenn die eltern selbst schon in einer schule gelernt haben, die von menschen gestaltet wurde die marktwirschaftlichen mechanismen unterlagen, dann haben die eltern einen ganz anderen blick auf die anforderungen dieses berufes. das ist aber nur einer von mehreren punkten die interessant sein könnten.


II
die aus- und weiterbildungsleistungen der kollegen könnten auch eine rolle spielen. möglicherweise siehst du es ähnlich wie ich, dass die hochschulausbildung der unterrichtenden eine eklatante lücke aufweist. die vermittlung der methode der wissensvermittlung sollte bei einem gutbezahlten lehrer/in einen wesentlichen bestandteil der eigenen ausbildung ausmachen. ich rede nicht von der didaktischen zielsetzung (damit darf man sich ausreichend beschäftigen).

ich rede von einem differenzierten informieren bzgl. dessen was in der psyche eines kindes vorgeht während des lernens. welche lern/wissenskanäle gibt es? wie bediene ich selbige fachgerecht? wie wirkt mein spezifisches auftreten vor der klasse (welche signale sende ich aus)? wie ist verhalten von schülern in situationen und entwicklungsphasen zu deuten (welche signale senden schüler)? was ist eu/dysstress bei lernenden und lehrenden? wie wirken sich selbige im gehirn aus? wie funktionieren gruppenprozesse? wie kann ich selbige als unterstützende kräfte im lernprozess nutzen, statt immer nur der kontrollierende der unruhestiftenden teile der klasse sein (und warum stören die eigentlich entgegen aller vernunft)?


um nur eine kleine auswahl der möglichkeiten anzusprechen, die qualifizerung von lehrern auszudifferenzieren. die volkshochschulen sind voll von kursangeboten bzgl. solcher in der privaten aus- und weiterbildung gewonnen erkenntnissen. z.b. die schulungen von außendienstmitarbeitern, managern, fachkräften, betriebsinterne unterrichte aller formen liefern schon seit jahren methoden und erkenntnisse wie man seinen job als wissenvermittler verantwortungsvoll wahrnehmen kann. es kann keiner glauben, dass grosse firmen, die die schulungen teuer bezahlen nicht wert legen auf eine moderne effiziente wissenvermittlung und motivation.



an einem privaten institut wie dem unseren gibt es folgende kontrollmechnismen (nicht so leicht vergleichbar mit einem gymnasium). da wir nicht verbeamtet sind, haben wir hier eine ganz andere grundspannung uns um unsere fähigkeiten zu kümmern. wir stehen in konkurenzkamf untereinander (mit allen vor- und nachteilen). grundsätzlich regelt sich die sache ganz einfach. wir unterrichten junge leute die aufgrund von sozialen- und/ oder wissensdefiziten keinen schulabschluss haben. man kann sich vorstellen, dass in den klassenverbänden quasi die leute sitzen, die in den regelschulen so unangenehm aufgefallen sind, dass sie durch alle netzte gefallen sind. wenn ein kollege nicht schon aus eigenem interesse sein qualifizierung hochschraubt, dann ist das der reine masochismus. überforderte mitarbeiter haben in der regel nach einer gewissen zeit von sich aus ihren arbeitsvertrag gekündigt. wer den anforderungen standhält bekommt sein gehalt je nach dauer der betriebszugehörigkeit. also haben wir eine abstufung die sich relativ gut an den fähigkeiten anlehnt. insbesondere unsere schlechte bezahlung läßt uns sehr genau prüfen ob unsere fähigkeiten ausreichen diesen job zu bewältigen. weiterhin sind unsere arbeitgeber an bestimmten bestehensquoten interessiert. das staatliche schulamt führt die prüfungen durch und legt hierbei objektive maßstäbe an, die einem zentralhauptschulabschluss entsprechen.

natürlich will ein beamter, der ganz andere berufliche voraussetzungen hat von dem letzten katipel überhaupt nichts wissen. die ansätze 1 und 2 würde ich aber gerne mal mit examinierten beamten und grundsätzlich interessierten menschen diskutieren.

sea


fckfan antwortete am 11.04.03 (09:27):

Ich bin trotz allem Für und Wider der Meinung, dass bei der Bezahlung die unterschiedlichen FÄcherkombinationen und die unleugbar daraus resultierende unterschiedliche häusliche Arbeitsbelastung berücksichtigt werden müssten. Oder man senkt die Unterrichtsstundenzahl für Fächerkombinationen wie D/E oder z.B. zwei moderne Fremdsprachen und erhöht sie für Traumkombinationen wie Wirtschaft / Recht und Sport und ähnliches. In diesem Bereich gibt es durchaus objektiv erfassbare Unterschiede, auch ohne modernes, ausgeklügeltes "1984"-Überwachungssystem.























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