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THEMA:   Mehr Reiche und Superreiche, ist das gerecht ?

 6 Antwort(en).

Oxygen begann die Diskussion am 13.06.03 (19:45) mit folgendem Beitrag:

Mehr Reiche und Superreiche

Der Wirtschaftsflaute und Börsenbaisse zum Trotz ist die Zahl der Reichen in Deutschland letztes Jahr wieder gestiegen. Laut "Wealth Report" von Merrill Lynch und Cap Gemini Ernst & Young gab es 755.000 deutsche Dollar-Millionäre, ein Zuwachs von 3,4 Prozent gegenüber 2001. Damit nimmt die Zahl der Reichen in Deutschland schneller zu als im globalen Durchschnitt. Weltweit wurden letztes Jahr 7,3 Mio. Dollar-Millionäre gezählt, 2,1 Prozent mehr als 2001. Gestiegen ist auch das gesamte Finanzvermögen der Reichen - zuletzt waren es 28,2 Billionen Dollar - und die Zahl der Superreichen mit einem Vermögen über 30 Mio. Dollar. Von dieser seltenen Spezies gab es Ende 2002 bereits 58.000 Personen.

(12.06.03)

(Internet-Tipp: http://www.wisu.de/kurznews/fk02.htm)


Carsten antwortete am 14.06.03 (12:39):

Hallo,

was nun gerecht oder ungerecht sein soll ist letztlich eine Frage der Ethik und Wertlehre, von Moral, Weltanschauung und Ideologie. Eine solche Frage kann man philosophisch, ideologisch und dogmatisch behandeln, oder, wie schon Aristoteles, vernünftig und soziologisch, indem man sich fragt: welche Einkommensverteilung fördert die politische Stabilität und Zufriedenheit der Menschen auf lange Sicht? Welche gesellschaftlichen Verhältnisse sind wünschenswert und welche nicht? Aristoteles hat hierauf bereits vor über 2300 Jahren eine klare, wegweisende und immer noch gültige Antwort gegeben, wenn er erkannte, daß Machtzentrierung, sei es durch dauerhafte Funktions- oder Geldanhäufung - dem Bill Gates' seiner Zeit empfahl er die Verbannung - , für die politische Stabilität hinderlich und schädlich ist. Die Bedeutung der großen Mitte wurde also schon frühzeitig erkannt. Eine mathematische Lösung für eine günstige Verteilung (des Reichtums) enthielt der alte deutsche 10 Mark Schein.

Letztlich, so meine ich, muß die Frage nach der "Gerechtigkeit" zum Teil im Zusammenhang mit dem Nutzen für alle oder wenigstens für viele gesehen werden. Wer über ein großes Kapital verfügt, kann andere z.B durch Arbeit, Investition u.ä daran teilhaben lassen.

Gesellschaftsentwürfe wie diejenigen, die z.B Thomas Morus in seiner "Utopia" entwickelt hat sind und bleiben im wahrsten Sinne des Wortes Utopie. Andere Theorien wie diejenigen, die sich an marxistische, leninistische, stalinistische, etc. Modelle halten wirken nach Erkenntins jahrzehntelanger "Anwendung" kontraproduktiv, da sie die breite Masse auf einer einheitlichen, "gerechten" Armutsstufe kollektivieren und, entgegen der eigenen Doktrin, Funktionäre und Verantwortungsträger im Überfluß Luxus, Kapital und Besitz anhäufen.

Anders formuliert: ob gerecht oder ungerecht, unser zunehmendes Problem ist nicht ein geringer Prozentsatz an privatvermögenden Millionären (die ja auch entsprechend ausgeben), sondern eine große Masse an Familien oder Einzelpersonen, die sich wirtschaftlich verschlechtern. Sei es durch die Arbeitsmarktsituation, durch steigende Kosten oder durch private Umstände...

Carsten


alias123 antwortete am 14.06.03 (23:16):

http://www.wem-gehoert-die-welt.de/da/da3.htm
........
Die grössten Verteilungsunterschiede bestehen bei den Grundvermögen der Haushalte. Dies hat seine Ursache zum einen darin, dass rd. 50 % aller Haushalte nicht über Grundvermögen verfügen. Darüber hinaus ist der Wert des Grundvermögens unter den Besitzenden sehr unterschiedlich. Sortiert man die Haushalte nach der Höhe ihres Grundvermögens, so entfielen 1993 auf diejenigen 10 % der Haushalte mit den höchsten Grundvermögen rd. 46 % des gesamten Grundvermögens (oder das 4,6fache des Wertes bei Gleichverteilung). Auf die zweite 10 %-Gruppe entfallen 20 % des gesamten Grundvermögens, und auf die nächstfolgenden Gruppen 15 %, 12 % und 7 % (sowie Null % für die unteren 50 %).(*1)
Die Geldvermögensbestände sind ebenfalls sehr ungleichmässig verteilt, jedoch sind die Unterschiede hier weniger stark ausgeprägt als bei den Grundvermögen. (*2) Nahezu alle Haushalte verfügen über (wenn auch teilweise nur niedrige) Geldvermögensbestände. Auf die nach der Höhe des Geldvermögens sortierten oberen 10 % der Haushalte entfielen 1993 rd. 48 % des gesamten Geldvermögens. Dieser Anteil ist sogar etwas höher als beim Grundvermögen. Die auf die vier nachfolgenden 10 %-Gruppen entfallenden Anteile am gesamten Geldvermögen sind geringer und die der unteren fünf Gruppen höher als beim Grundvermögen........

Wer sich für die TOP 100 interessiert:

(Internet-Tipp: http://www.manager-magazin.de/koepfe/reichste/0,2828,140424,00.html)


Oxygen antwortete am 16.06.03 (18:39):

@carsten

deinen ausführungen ist wohl nichts mehr hinzu zu fügen. ich frage mich, wie du dir die infos angeeignet hast(aristoteles, sowie utopia). ich habe eine vermutung, wer so lehrt...

es ist auch meiner meinung nach eine frage der weltanschauung, um recht oder unrecht in der sache zu sehen. bei der verteilung des grundvermögens handelt es sich um die selbe problematik.
man müsste nach den gründen suchen, wie es u.a. auch in einzelfällen dazu kommt, dass bspw. rd. 50 % aller haushalte nicht über grundvermögen verfügen und was genau als grundvermögen zählt. ich gehe davon aus, dass eigentumswohnungen wohl auch dazu zählen, wobei ich die statistik nicht kenne.

ich persönlich kenne einige beispiele aus meinem bekanntenkreis (soll den sachverhalt nun nicht erklären, aber einen aspekt beleuchten), in dem familien (mit oder ohne kind) seit nunmehr 20 - teilweise auch seit 30 - jahren jeden monat ihre miete bezahlen - und dies teilweise nicht gerade in den günstigsten wohngegenden und auch nicht aufgrund von flexibiltätsüberlegungen bezüglich der arbeitsverhältnisse. anstatt eine gewisse summe - über die sie verfügen würden - hinzu zu geben, um eine eigentumswohnung oder gar ein haus ab zu bezahlen, gehen sie lieber woche für woche aus und/oder zwei bis dreimal im jahr in den skiurlaub. es ist nichts verwerfliches daran, sich für einen bestimmten lebensstil zu entscheiden und nicht jeder muss abwägen, was mit zwanzig oder mehr jahren mietausgaben alles hätte abbezahlt werden können.
jedoch ist mit diesem typ von entscheidungsträger einer von vielen identifiziert, welcher kein interesse daran hat, über grund zu verfügen, bzw. den besitz gegenüber anderen alternativen als nachteilig empfindet.


James antwortete am 17.06.03 (08:19):


Wir brauchen jedenfalls mehr Reiche und weniger Arme.
So (Effizienzstrategie) lässt sich das erwirtschaften...

Faktor Vier. Doppelter Wohlstand - halbierter Verbrauch.
von Ernst Ulrich von Weizsäcker, Amory B. Lovins, L. Hunter
Lovins, ISBN: 3426772868

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3426772868/qid%3D1054207670/sr%3D2-2/ref%3Dsr%5Faps%5Fprod%5F2%5F1/028-3052865-7747743

Faktor 4
http://www.wetterstation.kolleg-st-blasien.de/klima/faktor4.htm

(Internet-Tipp: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3426772868/qid%3D1054207670/sr%3D2-2/ref%3Dsr%5Faps%5Fprod%5F2%5F1/028-3052865-7747743)


Carsten antwortete am 17.06.03 (18:56):

Hallo James,

"Wir brauchen jedenfalls mehr Reiche und weniger Arme.
So (Effizienzstrategie) lässt sich das erwirtschaften..."

Das klingt gerade so, also könnte man "solche Leute" im Versandhandel bestellen :-)

Das wirklich interessante Buch ist mir in Teilen bekannt. Die vielen guten Ansätze haben auf mich viel zu sehr akademischen Modellcharakter, der für eine Gesamtbeurteilung einer Bevölkerungssituation mit knapp 85 Mio. Menschen bestenfalls in erster Näherung anwendbar ist. So gut die meisten Denkansätze auch sind, so unterbewerten diese, dass alle Änderungen in einen "lebendigen Volkskörper" integriert werden müssen. Der einfache Entwurf am Reißbrett bringt die Lösung nicht, da das vermeindlich Gute in der Praxis an einer anderen Stelle neue Löcher einreißt. Die großen Schwierigkeiten vieler "westlicher" Staaten liegen gewiss nicht an mangelenden Ideen, sonern an deren Umsetzbarkeit. Die zahlreichen ökologischen Aspekte finde ich äußerst unterstützenswert.

Carsten


James antwortete am 21.06.03 (15:05):


Nee, erwirtschaften.























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