Archivübersicht
THEMA: Sudbury Schule - eine neue Lernkultur - EINZIGARTIG!!!
1 Antwort(en).
Desi1911
begann die Diskussion am 07.06.05 (09:13) mit folgendem Beitrag:
Beginnen wir mit einem Zitat von Ellen Key, Schwedische Reformpädagogin, 1900.
"Die Zeit ruft nach >>Persönlichkeiten<<, aber sie wird vergebens rufen, bis wir die Kinder als Persönlichkeiten leben und lernen lassen; ihnen gestatten, einen eigenen Willen zu haben, ihre eigenen Gedanken zu denken, sich eigene Kenntnisse zu erarbeiten, sich eigene Urteile zu bilden; bis wir, mit einem Wort, aufhören, in den Schulen die Rohstoffe der Persönlichkeit zu ersticken, denen wir vergebens im Leben zu begegnen hoffen."
Über ein Jahrhundert ist seitdem vergangen, jetzt ist es soweit. In Deutschland existieren Initiativen von Eltern und Lehrern, die eine Schule gründen wollen, in der der Schüler und seine Persönlichkeitsentwicklung im Mittelpunkt steht. Eine erste Schule dieser Art wird zum neuen Schuljahr 2006 in Leipzig eröffnet.
Ein kurzer Auszug aus diesem ungewöhnlichen Konzept:
Die geplante Sudbury-Schule Halle-Leipzig greift ein inzwischen international erprobtes Schulkonzept nun auch für Mitteldeutschland auf. Den Bildungszielen des Freistaates Sachsen wird diese Schulform in idealer Weise gerecht. Dabei ermöglicht selbstbestimmtes Lernen in effektivster Weise Persönlichkeitsbildung und Wissensaneignung zugleich. Individuelle Freiheit, gepaart mit persönlicher Verantwortung, ergibt auf natürlichem Wege die Entwicklung der zunehmend von der Wirtschaft eingeforderten „soft skills“. Eine Sudbury-Schule kann damit zum wichtigen Standortfaktor für die Region werden.
Freiheit Alle Schüler und Schülerinnen sind frei zu entscheiden, was sie in der Zeit tun, die sie an der Schule verbringen, d.h. was sie lernen.
Verantwortung Jeder Schüler und jede Schülerin trägt persönlich gegenüber sich selbst und gegenüber der Schulgemeinschaft die Verantwortung für sein/ihr Handeln und dessen Folgen.
Demokratie Die Schule wird von zwei demokratisch organisierten Gremien geleitet und verwaltet: von der Schulversammlung mit gleichem Sitz und gleicher Stimme für jeden Mitarbeiter und jeden Schüler sowie der Mitgliederversammlung des Trägervereins mit gleichem Sitz und gleicher Stimme für Schüler, Eltern und Mitarbeiter.
Rechtsstaatlichkeit
Die Mitgliederversammlung bestimmt die Grundsätze der Schule, die Schulversammlung die Regeln für den Schulalltag und die Prozeduren bei Verstößen. Anzeige, Ermittlungen, Anklage, Prozess und Urteil sind klar voneinander getrennte Bestandteile rechtsstaatlicher Justiz. Angeklagte haben hier das Recht auf Anhörung, Verteidigung und Berufung.
Lernen Lernen ist ein Aspekt jeglichen menschlichen Handelns. Jahrzehntelange Erfahrungen von Summerhill- und Sudbury-Schulen in aller Welt und letzte Erkenntnisse der Hirnforschung lehren uns: um erfolgreich zu sein, braucht Lernen vor allem persönliche Freiheit.
Regionale Vernetzung Die Schule sucht die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Behörden der Region, um • einen breiteren Bildungsbedarf ihrer Schüler abdecken zu können. • ihren Schülern Berufsorientierung durch Praktika zu ermöglichen. • ihren Schülern Möglichkeiten für gleitende Übergänge in den Beruf zu bieten. • Übergänge in andere Lern-, Arbeits- und Lebensfelder für die Schüler flexibel zu gestalten.
Dies ist natürlich nur ein Auszug aus dem Gesamtkonzept, welches sich nachlesen lässt unter www.sudbury-hl.de. Dort finden Sie auch interessante Literatur zur Sudbury Schule sowie Links zu den weltweit schon bestehenden Schulen.
Ich möchte mit Ihnen diskutieren:
Was halten Sie von diesem Konzept? Kann es in Deutschland gelingen, ganz andere Wege der Bildung einzuschlagen? Hätten Sie den Mut, Ihren Kinder das Lernen selbstbestimmt zu überlassen? Sie können auch Fragen stellen, die Sie interessieren am Konzept, an der rechtlichen Situation, an die Lehrerrolle, usw.
Ich hoffe auf eine rege Diskussionsrunde
Claudia Schrader Mitglied im Sudbury-Schule Halle/Leipzig e.V.
(Internet-Tipp: http://www.sudbury-hl.de)
|
gymnase
antwortete am 09.07.05 (13:10):
@Desy1911
Liebe Frau Schrader,
gerade habe ich gestern ein längeres Gespräch mit meinem ehemaligen Schulleiter gehabt, der inzwischen pensioniert ist, aber sich wie auch ich immer noch Gedanken darüber macht, was in den vergangenen Jahren schulpolitisch falsch angefasst worden ist oder was sich bedenklich entwickelt hat.
Gerade die noch zu wenig wahrgenommene Eigenverantwortlichkeit von Schülern und Lehrern stand dabei im Vordergrund unserer Überlegungen. Auch eine weitere Demokratisierung der Gremien und eine Öffnung der Schule in Richtung auf die Gesellschaft, wie sie in Frankreich und Großbritannien etc. im Durchschnitt teilweise schon besser als bei uns in Deutschland erreicht sind, bieten sicher wichtige Ansätze.
Ihr Modell scheint diese Aspekte besser zu berücksichtigen, als es die herkömmliche Schule im allgemeinen unter den gegebenen Bedingungen konnte.
Für das Gelingen Ihres Experiments wünsche ich alles Gute. Möge das Projekt Förderung und Zuspruch bei den Verantwortlichen finden. Vor allem aber auch Durchhaltevermögen bei den mutigen Initiatoren!
|
|