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THEMA:   LdL in Problemklassen

 13 Antwort(en).

Stephan Thirmeyer begann die Diskussion am 20.07.00 (22:19) mit folgendem Beitrag:

Dieses Diskussionsbrett widmet sich den Problemen und den Möglichkeiten, die beim Einsatz in ausgesprochenen Problemklassen auftreten. Ich selbst bin schon seit der siebten Klasse mit LdL vertraut und bin jetzt (noch) in einer sehr temperamentvollen 10. Klasse, die wirklich nur sehr schwer zu beherrschen ist. Hier werde ich einige (anonymisierte) Berichte über aufgetretene Probleme und ihre Lösungen veröffenlichen. Weiterhin steht es natürlich jedem offen Fragen an mich zu stellen, die ich auch schnellstmöglich beantworten werde.

(Internet-Tipp: http://www.ldl.de)


Jean-Pol Martin antwortete am 22.07.00 (08:01):

Gestern hatte ich meine letzte Französischstunde in der 8.Klasse. Als Fazit halte ich folgendes fest: um eine Gruppe von 30 Jugendlichen im Griff zu behalten, verlangt es, dass man diese Gruppe fordert. Fordern bedeutet bei LdL, dass man verlangt und darauf drängt, dass sie ihre Hausaufgaben machen, dass sie gute Präsentationen bieten, dass sie konzentriert mitarbeiten im Unterricht, dass jede Störung vermieden wird, usw. Man muss einen genauen Überblick über alle Aktivitäten behalten, wie auch beispielsweise ein fähiger Unternehmer dies in seiner Firma tut. Dann macht der Unterricht allerdings sehr viel Spaß! In dieser 8.Klasse habe ich fast in jeder Stunde ein Test geschrieben und korrigiert zurückgegeben, die Hausaufgaben (30 Hefte) habe ich eingesammelt und korrigiert. Welcher Lehrer außer mir kann sich zeitlich so etwas leisten? Dafür haben die Schüler in kurzer Zeit Fähigkeiten in sich entdeckt, die sie nicht vermutet hätten. Die Darbietungen und Präsentationen wurden immer besser, immer engagierter. Ein Schülerin sagte mir am Ende der letzten Stunde, dass in der kurzen Zeit das Selbstbewußtsein der Schüler so gewachsen sei, dass sie sich nun sogar in anderen Fächern mehr zutrauten! Sie sagte mir auch, dass Schüler, die sich aus dem Französischunterricht bisher nichts gemacht hatten, nun bestrebt waren, gute Präsentationen zu bieten und zu ihr (der "guten" Schülerin) mit Fragen zur Aussprache kämen... Ist das nicht traumhaft?
Was müßte also geschehen, damit die Fähigkeiten der Schüler in der Schule wirklich ausgeschöpft werden? Ein Lehrer mit 24 Wochenstunden und 30 Schülern pro Klasse ist hier restlos überfordert, das wäre ich auch, obwohl ich als Nativespeaker im Fach Französisch einen enormen Vorteil habe. Man müßte das Schema "1 Lehrer unterrichtet 45 Minuten 30 Schüler" verändern. Größere, für die Schüler anspruchsvolle Projekte mit einem Lehrerteam, das wäre schon ein Einstieg. Vielleicht könnte man dadurch das Problem der Disziplin abmildern. Meine Erfahrung ist, dass wenn Schüler wirklich gefordert sind, sie weniger Lust haben, Unsinn zu machen!


Stephan Thirmeyer antwortete am 23.07.00 (10:35):

Allgemein bestätigt das die Erfahrungen, die ich auch in meiner Klasse gemacht habe nämlich, dass Schüler, wenn sie unterfordert sind eher dazu neigen Unsinn zu machen. Oft aber wird dieses Verhalten von den Lehrern als Problem der Disziplin aber nicht als Unterforderung der Schüler angesehen, was dazu führt, dass der Unterricht noch langsamer und noch unterfordernder abgehalten wird.
Ste

(Internet-Tipp: http://www.ldl.de)


Jean-Pol Martin antwortete am 09.11.00 (10:06):

Lieber Stephan,
hier eine Mail "Hilferuf", bei der es zwar nicht direkt um LdL in Problemklassen geht, aber zu der du sicherlich einiges sagen könntest. Wärst du bitte so freundlich, hier und vielleicht auch in "LdL im Französischunterricht", woher der Eintrag auch stammt, einzugehen? Danke!

"Sehr geehrter Herr Martin,
bitte teilen Sie mir mit, wo ich an einem Seminar zum Thema "Lernen durch Lehren" teilnehmen kann. Ich möcht so gern nach dieser Methode unterrichten und bin trotz aller Informationen aus den Foren und den Mitteilungen unsicher, vor allem dann, wenn die Schüler, ob der neuen Methode nicht mitarbeiten wollen. Die Methode verlangt schleißlich von den Schülern die Bereitschaft, sich aktiv zu beteiligen. Es ist ein Hilferuf.
Vielen Dank! Ilka


Jean-Pol Martin antwortete am 15.12.00 (17:24):

Oft werde ich gefragt, ob es nur möglich ist, LdL in "braven" Klassen anzuwenden oder ob LdL auch in schwierigen Klassen durchführbar ist. Heute hatte ich eine Gruppe von Besuchern im Unterricht und ein Teilnehmer äußerte den Verdacht, ich würde LdL in erster Linie einsetzen, um die Schüler zu disziplinieren. Um auf diese Frage einzugehen, muss ich ein bisschen ausholen: als ich die Methode LdL vor 20 Jahren entwickelte, unterrichtete ich gerade in einer sehr braven Klasse mit nur 13 Schülern. Mein Bestreben damals war einzig und allein die Schüler zu aktivieren und zum Sprechen zu bringen. Erst viel später bekam ich eine schwierige 7.Klasse in der LdL sich hervorragend bewährte, weil die zwar unruhigen aber sehr kreativen und wachen Schüler tolle Ideen hatten und sie sehr lustig umsetzten. Natürlich musste ich immer wieder durchgreifen, aber das wirkte sich nicht negativ auf das Verhältnis zur Klasse, weil ich sie viel mehr lobte als tadelte! Und zwar aus Überzeugung. Im Laufe der Zeit bekam ich immer wieder "schwierige" Klassen, aber durch LdL boten mir auch diese Klassen mehr Anlass zum Loben als zum Tadeln! Von daher eignet sich LdL nicht zur Disziplinierung (als Disziplinmaßnahme), aber mit LdL sind die Konfliktanlässe weniger zahlreich und die Freudeanlässe unendlich zahlreicher als mit anderen Verfahren.


Waltraud Beck antwortete am 05.05.01 (15:11):

MIch wundert, dass in diesem Forumsteil so wenig Einträge gibt. Läuft bei den Kollegen, die LdL praktizieren, alles stets zur Zufriedenheit? Ich habe nach vielen Jahren LdL-Praxis erstmals wirklich Probleme bei einer 9.Klasse in Französisch, auf Grund von weit verbreiterer Faulheit, Desinteresse am Französisch und Disziplinlosigkeit. Daten zur Klasse: 26 SchülerInnen, 2. Fremdsprache, die großenteils meinen, nur Englisch sei wichtig. Wer hat gute Tipps?


Verena antwortete am 11.05.01 (17:05):

ich würde sagen die Leute auf keinen Fall zwingen das Angebot, dass sie stellen zu nutzen.
Versuchen sie die Leute ohne Druck zu überzeugen und ihnen einen interessanten und unterhaltsamen Unterricht zu gestalten.
Irgendwann müssten sie eigentlich den Wiederstand aufgeben, obwohl sie das nicht bewusst machen, da wäre man ja uncool.

ich hoffe ich konnte wenigstens etwas helfen.

Verena


Monika Osterheld antwortete am 02.07.01 (13:09):

Die Unzufriedenheit der Schüler, das Desinteresse hat doch Ursachen. Ohne die ganze Zeit der Befindlichkeit der Schüler hinterher zu hecheln, ohne um die Mitarbeit der Schüler zu betteln, kann es sinnvoll sein, auf solche Ursachen zu achten.
Wenn die Schüler merken, dass sie und ihr Unterrichtsbeitrag wichtig sind, dass das Interesse an ihnen und ihren Gedanken wach ist und sie nicht nur als Stichwortgeber gefragt sind, damit der Lehrer seinen Unterricht über die Runden bringt, dann wird sich die Atmosphäre in der Klasse verändern. Manchmal muss vielleicht auch eine grundsätzliche Aussprache, ein gewisser Streit mit der Klasse die Erwartungen klären. Für Schüler ist es nicht selbstverständlich zu spüren, dass dem Lehrer an der Vermittlung seines Fachs gelegen ist. Solche Auseinandersetzungen sind nicht Psychologie um der Psychologie willen, sondern sie führen möglichst schnell in die Auseinandersetzung um den Stoff, sie berücksichtigen aber die Rahmenbedingungen der Schüler. Wenn die Klasse total frustriert ist, weil zum Schuljahrsende wieder ein Drittel wegen Französisch und Mathematik nicht versetzt wird, dann brauchen die Schüler die Erfahrung, dass sie lernen können. Das fängt mit ersten Schritten an, selbst etwas zu tun. Wichtig ist, dass der Lehrer Anstrengung wahrnimmt und verstärkt, Lob so platziert, dass es den Schüler erkennt und trifft.
Verena meint mit "unterhaltsamem Unterricht" sicher nicht, dass ein Gag den nächsten jagt. Unterhaltsam wird es, wenn ich den Gedanken folge, wenn etwas Wichtiges gesagt wird und ich etwas damit zu tun habe. Eine solche Unterrichtsbeteiligung braucht gar nicht den Entschluß, heute melde ich mich, sondern die Beteiligung passiert, weil es etwas mit mir zu tun hat.


Jean-Pol Martin antwortete am 02.07.01 (13:24):

Nun: Frau Beck, auf deren Eintrag Sie sich beziehen, gehört - Gott weiß! - zu den Lehrern, die sehr auf ihre Schüler achten, sie ernst nehmen, keinen aufgeben usw...
Man muss einsehen, dass es Klassen und Schüler gibt, die zunächst zur Disziplin gezwungen werden müssen, bevor der Lehrer mit seiner schülernahen Botschaft durchkommt. Von daher bin ich oft gezwungen, zu Beginn recht energisch, mitunter auch autoritär meinen Willen durchzusetzen. Wenn die Schüler erkennen, dass dies im Sinne eines schülerorientierten, interessanten Unterricht erfolgt, dann fügen sie sich. Aber es kann eine Weile dauern!


Waltraud Beck antwortete am 06.07.01 (09:55):

Waltraud Beck antwortete am 06.07.01

Ich danke Verena, Monika Osterfeld und Jean-Pol Martin für ihre Beiträge.
Zu Verena:

So einfach liegt der Fall nicht. Druck habe ich, was LdL betrifft, nie ausgeübt und hatte auch keine Schwierigkeiten bei der Verteilung der Aufgaben. Für jede gab es immer genug freiwillige Meldungen, und die Vorbereitung in Gruppen fanden die Schüler gut, wie sich aus einer schriftlichen Befragung ergab. Aber: auch nach Monaten LdL-Arbeit waren trotz mehrfacher Bitte nur wenige bereit, sich einen Folienstift zuzulegen und mitzubringen, was zu einer unguten Situation führte,
wenn viele Folienstifte bei einer Vorbereitung gebraucht wurden. An Abwechslung bei den Aufgaben hat es auch nicht gefehlt. Der Aufforderung, die angefangenen
Vokabelerklärungen auf Folie oder angefangene eigene Sätze zu Hause zu Ende
zu führen, kamen mehrere der Schüler nicht nach, obwohl keine andere Hausaufgabe zu erledigen war. Bei der Präsentation, die einige Schülerinnen wirklich
gut vorbereitet hatten, verweigerte aus Unlust manchmal fast die ganze Klasse die Mitarbeit. So etwas habe ich noch in keiner Klasse bisher erlebt, auch wenn sie leistungsschwach war.

Zu Monika Osterhold:

Ihre Überlegungen sind sicher gut gemeint, treffen aber nicht den Kern des Problems. Den Ursachen habe ich von Anfang an nachgespürt, und bald nach den
ersten schlechten Leistungen in einer Gesprächsrunde herauszufinden versucht. Wir hatten uns damals darauf geeinigt, die großen Lücken durch eine sukzessive Wiederholung der Grammatik von Découvertes 2 zu schließen. Die Schüler wurden
immer wieder aufgefordert zu fragen, was ihnen unklar geblieben war, entweder in der Klasse oder auch, indem sie mir einen Zettel zusteckten, falls jemand Hemmun-
gen hätte, vor den Kameraden zu fragen. Es geschah kaum derartiges; die Wieder-
holungen wurden sehr nachlässig gemacht, sowohl die schriftlichen als auch die mündlichen. Und dass die Schüler "nur als Stichwortgeber gefragt sind, damit der Lehrer seinen Unterricht über die Runden bringt", das hat wirklich noch nie, ganz gleich welche Methode ich anwandte, auf mich zugetroffen, sondern ich war stets auf einen möglichst großen Anteil seitens der Schüler bedacht. Ich habe auf die Vorbereitung in dieser Klasse und auf Überlegungen, wie effektiveres Arbeiten zu erreichen sei, soviel Zeit wie auf einen Leistungskurs aufgewendet, und das heißt wirklich: sehr sehr viel! Es ist auch nicht so, dass ich gar keine Erfolge erzielt hätte, aber sie bleiben weit hinter meinen Erwartungen zurück, zumal da ich immer den Vergleich mit einen 9.Klasse im vergangenen Schuljahr vor Augen habe, wo die gemeinsame Arbeit sehr gut funktionierte ( s. meinen Aufsatz "Motivierende Übungen im Französischunterricht der Mittelstufe").
Grundsätzliche Aussprachen mit der Klasse sind noch weitere Male erfolgt. Außerdem habe ich an einem Nachmittag eine Schülerin in ein Café eingeladen, da
sie nicht nur meinem Eindruck nach einen negativen Einfluss um sich verbreitete. Dadurch verbesserte sich das Lernklima für einige Wochen; der Fleiß ist aber nur bei wenigen gestiegen. Stundenausfälle wegen Theater-, Konzertproben, Schüleraus-
tausch, Musikfreizeit, die langen Ostern- als auch Pfingstferien haben leider vieles wieder zunichte gemacht.
Ich führte auch mehrere Gespräche mit der Klassenelternvertreterin. Das Hauptinteresse gilt eben bei den meisten den Freizeitaktivitäten, wie sie mir mehrfach versicherten. Schriftliche Hausaufgaben werden unter meinem Druck zwar von den meisten gemacht, aber ausgesprochen schlampig. Die Korrekturen der Cahiers und Übungsblätter waren oft niederschmetternd für mich.
Und schließlich spielt noch ein Gesichtspunkt eine wichtige Rolle, wenn nicht sogar die wichtigste, der manches erklärt. Leider sitzen eine ganze Reihe Schüler in der Klasse, die schlichtweg überfordert sind und eigentlich auf die Realschule gehörten. Die Bestätigung lieferten mir auch Gespräche mit den Kollegen anderer Fächer und der Klassenvertreterin. Die Reaktion der Schüler darauf ist leider nicht größerer Fleiß und Aufmerksamkeit, sondern Albernheit, Unverständnis, Abwehrhaltung und noch geringerer Einsatz.

Zu Jean-Pol Martin:

Vielen Dank für Ihrer schnelle korrigierende Reaktion. Ich bin geneigt zu glauben, dass maches besser gelaufen wäre, wenn ich die Klasse von Anfang des Schuljah-
res an gehabt hätte. Aber durch wenig effektiven Unterricht in den ersten Wochen
mit bereits vielen Fehlstunden, dann nach völligem Ausfall nur wenige Stunden Vertretung bei einer ganz jungen Kollegin -, die übrigens auch öfter verzweifelte -, keine Klassen- noch Wiederholungsarbeit vor Anfang Dezember bei der vertretenden
Kollegin, war die Gruppe, als ich sie übernahm, regelrecht verwahrlost und ein wirklicher Chaotenhaufen, den ich erst "zähmen" musste, was mir leider nicht hundertprozentig gelungen ist und immer noch harte Maßnahmen erfordert, auf die ich lieber verzichten würde.
Im übrigen gab und gibt es durchaus Stunden, mit denen ich zufrieden bin.
Vielleicht trifft auch zu, was manche Kollegen meinen, dass ich verwöhnt sei, wenn ich bisher noch keine solche Klasse gehabt hätte.
Zum Glück läuft der Unterricht in der 10.Klasse, die auch erst bei mir LdL kennen-
gelernt hat, umso besser. Die Schüler leisten mit Freude und Einsatz ihre unter-
richtlichen Aufgaben, und ich bin vollauf zufrieden mit den "Schülerlehrern".


Jean-Pol Martin antwortete am 06.07.01 (10:50):

Richtig! Schwierige Klassen auf willige Klassen "umzupolen" gelang mir bisher deshalb, weil ich Klassen bekam mit 5 Stunden in der Woche. Auf diese Weise kann ich, wenn es nötig ist, einen "harten" Kurs mehrere Monate lang durchhalten. Dann merken die Schüler im Laufe der Zeit, dass, wenn sie sich konzentrieren, der Unterricht Spaß macht. In der Tat: ohne Konzentration funktioniert LdL nicht; andererseits macht LdL grundsätzlich Spaß. Wenn sie ferner feststellen, dass alle nicht-LdL-kompatible Aktivitäten von mir streng geahndet werden, dann wird ihnen die Wahl erleichtert: lieber Spaß mit LdL haben als "von Martin ständig blöd angemacht werden, wenn man sein System stört..." Aber, wie gesagt, das geht nur, wenn man die Leute wirklich kontinuierlich sieht, wie ich also 5 Stunden in der Woche...


jpm antwortete am 22.10.03 (18:17):

Carsten begann die Diskussion am 18.10.03 (14:51) mit folgendem Beitrag:
Hallo und Guten Tag!
Ist es möglich in einer so jungen Klasse (jetzt insgesamt 7. Woche) die LdL Methode anzuwenden? Wir haben viele Schüler mit verstecktem Leistungspotential, die sich nur aufgrund dessen verbergen da sie neben den falschen Tischnachbarn sitzen, so einfach ist es leider. Diesen Gruppierungen kann man leider auch die Leistungsstandards anmerken, insgesamt gibt es 4. Tische wobei die Aufteilung wie folgt ist:
1. Tisch - Immigranten die nur miteinander kooperieren, wobei Leistungsbereitschaft bei 2 von 3en da wäre.
2. Tisch - Die Redner die die meiste Zeit vom Unterricht ablenken, Leistungsbereitschaft wäre höher wenn man Sitzplan anders gestalten würde.
3. Tisch - Die Ruhigen die eher selten dann aber meist richtige Antworten geben.
4. Tisch - Die nicht geforderten, die sich oft und rege melden, dazu qualifizierte Antworten geben, aber sich aufgrund der "nichtforderung" im Unterricht auch oft miteinander Unterhalten.
Der Lehrer wird von vielen eher als guter Kumpel, nicht als Lehrkörper in einer höheren Position angesehen, Kritik des Lehrers wird in Kritik gegen den Lehrer umgewandelt (1. + 2. Tisch). Grob sind aber dennoch Verhaltensstrukturen wie in Robert Mosells Hausarbeit zum LdL in Französisch erkennbar. Weitere Antworten gebe ich gerne, um Hilfestellung und Tips bitte ich, und bedanke mich im Vorraus - Ein Schüler von Tisch 4.
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jpm antwortete am 18.10.03 (17:11):
Eine echte Herausforderung!
Vielleicht sollte man die Tische auflösen und ein größeres Hufeisen bilden. Der nächste Schritt wäre, einen Stoffabschnitt zu wählen, der anspruchsvoll ist und doch für alle verständlich ist. Dann würde man diesen Stoff einüben lassen und zwar dergestalt, dass die Schüler im Plenum versuchen gemeinsam die Schwierigkeiten zu lösen. Der Lehrer sagt nur ob es richtig oder falsch ist. So in etwa am Beispiel der Geschichte:
Lehrer: "Was war der Auslöser des 30 jährigen Krieges?"
Sch.1: "Der Fenstersturz in Prag"
Sch.2: "Was war das?"
Sch.3: "Es waren bayerische Gesandten, die aus dem Fenster gestürzt sind"
Sch.1: "Es waren keine Bayern"
Sch.3: "Nein, es waren Österreicher"
....
Wenn die Schüler nicht mehr weiterwissen, hilft der Lehrer.
Wichtig ist in dieser Phase, dass der Lehrer für absolute Ruhe sorgt und jede Störung sehr hart ahndet. So fangen die Schüler an, kollektiv zu denken.
Wenn das gut funktioniert, kann man anfangen, kleine Stoffeinheiten auf die Schüler zu verteilen. Wenn ein Schüler eine kleine Einheit vorstellt, müssen alle absolut ruhig sein. Jede Störung wird sehr streng geahndet.
Die Vorstellung sieht dann so aus:
Sch.1: "Ich erkläre nun, wie der 30 jährige Krieg begonnen hat. Weiß es jemand?"
Sch.2: "Ja, da war was mit dem Fenstersturz"
Sch.1: "Richtig, kannst du uns mehr darüber erzählen?"
Sch.2: "Nein, mehr weiß ich nicht..."
Sch.1: "Gut, dann versuche ich es zu erklären..."
Alle müssen sehr still sein und intervenieren nur, wenn sie etwas nicht verstehen...
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Carsten antwortete am 18.10.03 (17:31):
Hallo jpm, danke für die rasche Antwort! Für mich klingt das alles sehr plausibel, allerdings hat der Lehrer die Auffassung dass das böse Erwachen am Ende des Jahres sprich bei der Notenvergebung kommt. Aber es kann doch nicht Sinn und Zweck sein Schüler so lange zu tolerieren bis sie eventuell eine Ehrenrunde drehen oder? Er, sprich der Lehrer, ist Mediator und soll evt. zum nächsten Zeitpunkt zum Vertrauenslehrer gewählt werden, das ist der nächste Zwispalt, wie greift jemand in dieser Position hart aber Fair zu? Natürlich hat auch er seine Grenzen wo er "Stop" sagt, aber diese ist doch recht hoch gelegt, explizit eine Person von Tisch 1 ist der Auffassung das der Lehrer eine untergeordnete Rolle spielt und auch das lässt er durchgehen. Lange Rede gar kein Sinn, eine Person bringt die ganze Klasse durcheinander, fehlt diese, läuft alles in ruhigen Bahnen. Was nun?
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jpm antwortete am 18.10.03 (18:34):
Solange die Schüler sich direkt dem Stoff oder der gemeinsamen Reflexion über den Stoff widmen, ist alles erlaubt. Die Schüler haben völlige Freiheit Hypothesen zu bilden, Fehler zu machen, die wiederum Anlass zum kollektiven Nachdenken sind usw. Sobald aber ein Schüler nur im Ansatz stört, durch eine sachfremde Bemerkung, duch Sprechen mit dem Nachbarn, durch Fenster schließen usw. spreche ich das sofort an und bitte ihn, dies zu unterlassen. Die Begründung ist klar: wir dürfen die Schüler, die etwas erklären oder vorstellen, nicht stören. Nicht nur das: wir müssen uns auf das von Schülern Vorgetragene voll konzentrieren. Insofern herrscht sehr strenge Disziplin, aber gleichzeitig bezogen auf die Stoffbehandlung große Freiheit und großer Spaß. Bei meinem Ansatz ist der Lehrer zunächst Diktator. Wenn die Disziplin sich eingestellt hat, dann ist er Mediator. Aber der Diktator lauert trotzdem im Hintergrund...
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Carsten antwortete am 18.10.03 (18:47):
Aber wie reagieren Sie bei mehrfachen Störungen? Situation: Sie erklären gerade in kurzen Zügen Sinn und Zweck von Kinderarbeit, stellen die Frage was der Vorteil der westlichen Länder ist.
Schüler 1: "Günstigere Markenprodukte"
Schüler 2: (schreit durch den Raum): "DU bist so Egoistisch"
Schüler 3-9 Murmeln und Lachen
Schüler 10 (leider Klassensprecherin an Tisch 1): (schreit noch lauter durch den Raum) "Ruhe ihr Idioten" etc.
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Bisher war es so das unser Klassenlehrer darauf gewartet hat das sich die Wogen wieder innerhalb kurzer Zeit glätten, in dem Fall ist es aber doch so dass die Kette nur so Stark ist wie ihr schwächstes Glied, in dem Zusammenhang ist es: fängt einer an zu schreien ziehen viele mit. Könnte mitunter dadurch gelöst werden das man die Leute umsetzt, aber was passiert wenn man dann nicht mehr mit dem Tischnachbarn spricht sondern es quer durch den Raum schreit? Das in Verbindung mit einem inkonsequenten Lehrer kann doch keine Lösung sein?
Sie sehen schon, die Situation ist Fatal. Hoffe dennoch auf weitere Antworten, evt. kann ich zusammenfassend meinem Klassenlehrer eine andere Lehrmethode gepaart mit Lernaktiven Schülern nahebringen.
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jpm antwortete am 18.10.03 (19:13):
Die Lage scheint mir in der Tat etwas verfahren. LdL funktioniert hervorragend, wenn der Lehrer eine sehr starke Position hat und NICHTS durchgehen lässt. Natürlich kann ich hier schlecht eine genaue Strategie empfehlen, aber in diesem Stadium muss zunächst wieder Ruhe einkehren. Dazu wäre es nicht schlecht, in jeder Stunde einen kurzen schriftlichen Test durchzuführen und am nächsten Tag korrigiert zurückzubringen. Die Schüler mit schlechten Ergebnissen werden unter Druck gesetzt bis sie allmählich anfangen, zu leiden und sich anzustrengen. Hier muss wirklich systematisch vorgegangen werden. Dann kann allmählich Lob und positive Belohnung einsetzen...
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jpm antwortete am 19.10.03 (08:55):
Sie sollten unbedingt das Blatt mit Präsentationstipps eines ehemaligen Schülers von mir, Arthur Müller herunterladen! Hier das Blatt:
(Internet-Tipp: http://home.arcor.de/jean-polmartin/ldl/Mueller-tipps.htm)
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Carsten antwortete am 19.10.03 (13:01):
Die Präsentationstipps sind super formuliert, wie kann ich diesen Arthur Müller denn erreichen? Würde gerne meinen Mitschülern das Blatt ausgeben evt. von mir ein bisschen bearbeitet bzw. einem Zusatztext warum LdL in unserer Klasse Sinn macht.
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jpm antwortete am 19.10.03 (18:21):
@Carsten
Das Blatt mit den Tipps schicke ich Ihnen als eMail-attachement!
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jpm antwortete am 22.10.03 (06:13):
@Carsten
Ich bin gerade dabei, die Foren ein bisschen aufzuräumen. Seien Sie mir nicht böse, aber wenn Sie in den nächsten Tagen nichts mehr hineinschreiben, werde ich dieses - wohlgemerkt sehr interessante - Forum schließen... :-))) Vielleicht können Sie ein Forum finden, auf dem Sie weiter mit mir und anderen kommunizieren können...


jpm antwortete am 09.11.06 (05:42):

Alle LdL-Foren werden verlegt in:
http://www.zum.de/Foren/ldl/cgi_neu/forum.cgi


jpm antwortete am 09.11.06 (06:26):

Verlegt in:

(Internet-Tipp: http://www.zum.de/Foren/ldl/cgi_neu/forum.cgi)























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