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THEMA:   Afghanistan-Krieg als Katalysator für weitere Kriege

 3 Antwort(en).

Anselm begann die Diskussion am 27.12.01 (18:47) mit folgendem Beitrag:

Hallo!

Am 11.September fanden ca. 3000 Menschen in New York aufgrund terroristischer Akte ihren Tod. Die Antwort der USA war: Krieg gegen den Terrorismus, Krieg gegen Länder (beginnend mit Afghanistan), die Terroristen beherbergen, Ankündigung eines langanhaltenden weltweiten Feldzugs gegen sog. Schurkenstaaten, neben Afghanistan auch Irak, Somalia, Sudan u.a. Staaten. Ich halte den USA zugute, dass sie mit ihrem „Feldzug“. A U C H gegen den internationalen Terrorismus kämpfen. Die anderen Kriegsziele verschweigen sie: geostrategische, machtpolitische, wirtschaftliche, Ölinteressen. Sie verschweigen ebenso den wenig rühmlichen Umstand, dass sie nichts gegen die Ursachen des Terrorismus tun: Bekämpfung der Armut weltweit; Abbau des Gegensatzes zwischen Milliardären, Multimillionären und Millionären auf der einen Seite sowie Verhungernden, Obdachlosen und Arbeitslosen auf der anderen; Aufgabe der Blockade, den Vertrag zur Einrichtung eines international verbindlichen Gerichtshofes zu ratifizieren; Engagement im Nahen Osten zur Durchsetzung eines vertraglich zugesicherten Palästinenserstaates; Unterstützung der Arbeit der Vereinten Nationen zur Bekämpfung des Terrorismus, z.B. indem sie als reichste Industrienation der Erde dort ihre Schulden von ca. vierzig Milliarden DM zahlen usw. usf.

Statt dessen wirkt der Afghanistan-Krieg ungebremst als Katalysator zur Verschärfung vieler internationaler Konflikte:

- Im Nahen Osten nennt Israels Premier Scharon Palästinenserpräsident Arafat den „Bin Laden des Nahen Ostens“ – eine unglaubliche Diffamierung. Israel nutzt die internationale Situation seit dem Afghanistan-Krieg, um selbst Krieg gegen die Palästinenser zu führen;
- Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan eskalieren zum Krieg. Pakistan hat gegenüber den USA noch etwas auf seinem „Guthabenkonto“, schließlich unterstützt es die Amerikaner bei ihrem militärischen Engagement in Afghanistan. Und deshalb wird von pakistanischer Seite mit US-amerikanischer „Zurückhaltung“ gerechnet, wenn Pakistan die Grenzziehung mit Indien im Grenzgebiet Kaschmir zu seinen Gunsten ändern will. Konkret: Im indischen Teil Kaschmirs kämpfen mehrere Moslemgruppen für den Anschluss an Pakistan, darunter auch die fundamentalistisch-extremistischen Gruppen Lashkar-e-Toiba und Jaish-e-Mohammed, die auch für den Terroranschlag auf das indische Parlament vor zwei Wochen verantwortlich gemacht werden. Während Pakistan die Separatisten als „Freiheitskämpfer“ bezeichnet, spricht Indien von „Terroristen“.

Das sind nur die aktuell in den Medien präsenten Konflikt- und Kriegsherde, die durch den Afghanistan-Krieg eine deutliche Verschärfung erhalten haben. Dazu kommen die Rivalitäten der Supermacht USA, der Großmächte Russland und China sowie der regionalen Mächte um das Öl am Kaspischen Meer. Man muss kein Hysteriker sein, um von einer Zukunft schrecklicher Kriege auszugehen.

Viele Grüße
Anselm

(Internet-Tipp: http://www.shoa.de)


Enrico antwortete am 28.12.01 (11:05):

Dazu zwei Schlagzeilen aus einer seriösen großen Tageszeitung (StZ), S.1, vom heutigen Tag:

- Kriegsgefahr in Kaschmir wächst;
- Kluft zwischen Arm und Reich wird größer.

Viele Grüße
Enrico


Patrik Lammert antwortete am 01.01.02 (19:58):

Sehr geehrter Herr Anselm,
die Machtpolitischen Interessen der USA, wie sie sie hier beschreiben sehen meiner Meinung nach anders aus.
Meiner Meinung nach ist ihre Ansicht der Vorkommnisse so nicht zu unterstützen.
Der "Feldzug", wie sie den Krieg der USA in Afghanistan nennen, ist sicherlich wichtig um dem Internationalen Terrorismus ein Zeichen zu setzen. Der Krieg gegen Afghanistan steht symbolisch für den Wiederstand der westlichen Welt gegen den Terrorismus. Hätten die USA nicht auf diese Weise reagiert, wäre dies ein Zeichen für den gesamten Terrorismus des Abendlandes gewesen (Frei nach dem Motto:´Die machen ja gar nichts! Dann mal los, lasst uns weiter machen!!!).
Und wie hätte die Alternative ausgesehen??? Zähe Verhandlungen mit den Afghanen?? Aus eigener Erfahrung spricht schon die Mentalität dieser Menschen gegen eine Vernünftige Diskussion. Es werden ständig Meinungen und Ansichten geändert, sowie neue Vorderungen gestellt. Ein anderes Problem bei Verhandlungen mit diesen Menschen ist die Sprache. Ich weiss nicht inwiefern sie mit dem arabischen Vertraut sind, aber in dieser Sprache können die Menschen ein und das selbe Wort benutzen aber gleichzeitig etwas völlig contraires meinen !!! (Ich empfehle die Internetseite http://www.chj.de/Start.htm für weitere Fragen zu diesem Thema)
Dies macht Verhandlungen über bestimmte Dinge extrem schwierig, da nie eideutig bestimmte Sachverhalte geklärt werden können. Dadurch bleibt den Afghanen bei Verhandlungen sehr großer Spielraum für Änderungen ihrer eigenen Position.
Verhandlugen hätten auch nicht so geschockt wie ein Krieg. Dies ist die einzige Sprache, die Terroristen wirklich verstehen: ANGST (wobei dies für die Selbstmordatentäter natürlich nicht gilt. Sie stellen ein gesondertes Problem dar).
Ihre Ansicht über die USA, sie sollten erst einmal etwas gegen die Ursachen des Terrorismus tun ist recht einfältig.
Wie soll den ein Lnd wie die USA die überall in der Welt verbreitete Armut bekämpfen ??? Die ist ein zu globales Problem alsdass es direkt (und auch nicht von einem Land) bekämpft werden könnte.
Man muss hinter die Kulisse schauen: Was ist den der Grund für Arbeitslosigkeit oder die extremem Disparitäten zwischen Arm und Reich ???
Diktatoren, Regime und Terroristen wie in Afghanistan. Womit wir wieder bei den Ursachen wären. Sicherlich spielen bei der Armut auch die Ausbeutung der 1. Welt Staaten ein wichtige Rolle, aber dies stellt hier nicht das direkte Thema dar.
Ein anderer Punkt den sie bei ihrer Ausführung gänzlich außer acht gelassen haben ist die Schutzschildfunktion der USA für die westliche Welt und vor allem für Europa. Durch die vielen Aktivitäten der USA in Ost und Südosteuropa, die schon immer bestanden haben, wird die christliche demokratische Welt vor der Bedrohung des Islam geschützt (Merke: Nur in Ländern wo der Islam in der Minderheit ist, finden Diskussionen über Erweiterungen und Ausdehnung ihrer Rechte und eine angebliche Unterdrückung dieser, statt.
Überall da wo sie in der Mehrheit sind (Deutschland sowie Italien und Frankreich sind gefährdet)werden die Christen unterdrückt. Dort gibt es keinerlei Verhandlungen über Menschenrechtsaverletzungen. Das Regime Islam lässt es nicht zu (zum Nachdenken!!!))
Ohne die USA hätte uns der Islam in Europa schon dreimal übernommen !!!
Die Verschärfung die sie anführen sind sicherlich richtig.
Durch den Afghanistan-Krieg fand eine verschärfung der Situation in Pakistan und den Palästinenser Gebieten statt.
Die Rivalität der Supermächte ist in der Form nicht mehr vorhanden. Sie können doch Rußland nicht mehr als Supermacht bezeichnen. Ohne die zig Milliarden die Rußland jedes Jahr von Deutschland und anderen Ländern erhält wäre es gar nicht lebensfähig(Also keine Sorge: Der Sozialismus ist besiegt.).
Ein letzder Satz noch: Krieg ist nicht gut, aber leider manchmal unvermeidbar um Konflikte in den Griff zu kriegen.
Diskussionen mit einem unsichtbaren und hinterlistigen Feind sind nicvht immer ratsam

Mit freunlichen Grüßen

Patrik Lammert


Reinhardt Müller antwortete am 16.01.02 (19:49):

Meine Meinung zu dem Beitrag von Herrn Lammert

Ich denke, dass die Ansichten von Herrn Anselm sehr wohl zu unterstützen sind, wobei ich eher dazu tendieren würde diese zu verschärfen. Der Feldzug, den die USA momentan "nur" gegen Afganistan führen, ist kein symbolischer Wiederstand der westlichen Welt gegen den Terrorismus, sondern ein politisch und wirtschaftlich motivierter. Die Amerikaner haben in der jüngeren Vergnangenheit keinen Krieg aus reiner Großherzigkeit der Menschheit gegenüber geführt. Bsp Golfkrieg: Meiner Ansicht nach wurde der nicht geführt um das arme Kuwait vom Irak zu befreien sondern um die Ölpreise stabil und gering zu halten. Wenn Kuwait kein Öl hätte wäre es wohl anders gekommen. Auch der Krieg im Kosovo war wohl eher dazu gedacht um die eigene Rüstungsindustrie anzukurbeln. Denn was passierte? Amerika warf Bomben, die nebenbei bemerkt nicht nur einmal Zivilisten trafen, von der chinesischen Botschaft ganz zu schweigen. Nun müssen sie diese Bomben natürlich wieder nachkaufen. Das tut der amerikanische Wirtschft wiederum sehr gut
Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, neue Waffensysteme zu testen, nicht wie andere Staaten auf einem Versuchsgelände, nein, sie tun dies ungeniert und skrupellos auf fremdem Boden und degradieren damit die Bevölkerung anderer Staaten zu Versuchskaninchen.
Europa darf den Wiederaufbau des zerstörten Landes finanzieren. Der Krieg gegen Afganistan wird auch wieder gewaltige Summen in die Rüstungsindustrie fliesen lassen. Summen, die das Verteidigungsresort ohne diesen Terroranschlag wohl kaum zugesprochen bekommen hätte.
"Der westliche Widerstand gegen den Terror" - aber nicht mit diesen Mitteln und nicht in US-amerikanischer Manier. Sollte die westliche Welt wirklich Widerstand zeigen in dem sie Krieg führt? Gleiches mit Gleichem vergelten? Tote mit Toten sühnen? Heiligt der Zweck doch alle Mittel?! - Willkommen im Altertum!
Aber wir vergessen dabei ja etwas. Die USA führen ja gar keinen Krieg, sie bekämpfen den Terrorismus in Afganistan (Oder ist es doch Krieg, wenn eine Nation ihre Armee gegen den Willen der hiesigen Regierung in einem fremden Land gegen diese und gegen die Bevölkerung einsetzt?). Die Frage für mich ist nur wieso sie dann auch Regierungseinrichtungen der afganischen Regierung zerstört haben. Wieso sie die Nordallianz mit Waffen ausrüsteten, um den Sturz der Taliban, einem Regime dem übrigens die Amerikaner an die Macht halfen (wie auch einstens Saddam Hussein), zu ermöglichen. An dieser Stelle könnte man sich fragen, ob der US-Regierung vielleicht etwas der Weitblick fehlt. Oder ist es Zufall, dass sich dieses Spiel schon mehrmals wiederholt? Wer weiss, vielleicht diskutieren wir in zehn Jahren über den glorreichen Feldzug der USA gegen die afganische Regierung mit Nordallianz-Beteiligung? Aber es geht ja um den Krieg, nicht um die Schwächen des US-amerikanischen Bildungssystems. Das würde wohl auch den Rahmen sprengen. Doch wo fängt der Krieg an? Was ist die Definition dafür?
Hat Japan vielleicht auch nur den US-amerikanischen Terror bekämpft, als sie Pearl Habor angriffen?
Abgesehn davon wären Verhandlungen eine Alternative gewesen. Europa hat die radikalmoslemische Welt nicht gegen sich, denn Europa bringt den Krieg nicht in den Nahen Osten. Europa errichtet keine Militärbasen auf moslemischem Boden um seine Interessen zu wahren. Wobei hier Großbritannien ausgenommen werden muss. Auch sieht Europa nicht weg, wenn in dieser Region Unrecht geschieht. Auch wenn die Protestnoten die geschickt werden alleine wohl nicht ausreichen. Ausserdem, was soll die Aussage "Aus eigener Erfahrung spricht schon die Mentalität dieser Leute gegen eine vernünftige Diskussion"? Ich weiss leider nicht was für Erfahrungen sie gemacht haben. Ich kann dazu nur Folgendes sagen:
Ich war nun ein Jahr in Syrien (auch ein moslemische Staat). Ich hab keine Metalität entdecken können, die vernünftige Diskussionen unmöglich gemacht hätte. Es würde mich freuen wenn sie mir Mitteilen würden, was sie dazu veranlasst dies so zu sehen. Vielleicht wird es mir damit möglich wenigstens diesen Ihrer Standpunkte zu verstehen.
"Krieg ist die einzige Sprache die Terroristen verstehen..." Überlegen Sie mal wo überall Terroristen am Werk sind. Sollen auch europäische Länder mit Krieg überzogen werden nur weil die USA nicht bereit sind, den Weg der Verhandlungen zu wählen? Sollten die USA vielleicht auch ihr eigenes Land zerstören, US-amerikanische Wohnsiedlungen bombardieren? (Man bedenke, dass z.B. die "Milzbrandbriefe" von US-Amerikanern versandt wurden!) Auch ich lehne Terror als Mittel der Durchsetzung von Forderungen ab. Doch man sollte sich die Forderungen einmal Anhören und sich dann überlegen, ob diese nicht gerechtfertigt sind.
In einem Video von Osama Bin Landen, welches recht bald nach den Anschlägen veröffentlicht wurde, forderte dieser, dass sich die USA von moslemischem Boden zurückziehen und dass Angriffe auf die moslemische Bevölkerung eingestellt werden. Sind diese Forderungen so ungerechtfertigt?
Wie kommen sie eigentlich darauf, dass der Islam eine Bedrohung für die "christliche demokratische" Welt darstellt? Ich fühle mich durch den Islam nicht bedroht. Auch wenn ich mit Ihnen insofern übereinstimme, dass sie in unseren Ländern zu viele Rechte haben, Rechte die wir in ihren Ländern nicht zugestanden bekommen würden. Auch würde mich interessieren warum Europa sich im Falle einer solchen Bedrohung nicht selbst schützen kann? Ich denke dass Europa wirtschaftlich, militärisch und politisch groß genug ist, um seine Interessen auch selbst zu vertreten. Wir müssen uns nicht von den USA bevormunden lassen. Gerade diese „vielen Aktionen der USA in Ost- und Südosteuropa, die schon immer bestanden haben " werden den USA von der moslemischen Welt vorgeworfen.
Die Fehler, die Europa im Laufe der Geschichte begangen hat (Kreuzzüge, Kolonialherrschaft) sind wohl schlimm genug. Müssen wir sie nun Wiederhohlen? Diesmal nicht für Gott oder den Ruhm irgendeiner Krone sondern um Werte zu schützen. Das ist wohl der falsche Weg.
Ich würde sie auch darum ersuchen mir zu verraten, zu welchen drei Anlässen Europa ohne die Hilfe der USA vom Islam geschluckt worden wäre.
Abschliessend noch zu den Vereinigten Staaten, die grossmütig für Europa und die westliche Welt in die Bresche springen:
Wo sind ihre Bomben wenn pakistanische Terroristen Anschläge gegen das indische Parlament verüben, wo sind die Vorderungen nach Inhaftierung dieser. Sie bleiben aus, nicht weil die Vorwürfe Indiens ungerechtfertigt sind sondern weil die pakistanische Regierung ein Verbündeter ist.
Auch gegen Israel geht man nicht vor. Aber das wäre wohl einen eigenen Beitrag in einem anderen Froum wert. Die USA verhalten sich in der Welt, wie eine schlechte Regierung in einer Nation. Die Gefügigen, Parteifreunde, Gleichgesinnten, oder einfach nur Speichellecker können sich alles erlauben (siehe Israel), und alle Anderen werden bevormundet, und im Notfall einfach dämonisiert, an den Pranger gestellt, bombardiert - terrorisiert!

Mit freundlichen Grüssen

Reinhardt Müller























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