Station 14 - Stadtplaner

Beruflich dafür - privat dagegen



Foto: privat
Die Hohe-Stein-Straße
Die Erhaltung einiger Fachwerkhäuser, Entstehung von Sonderbauten, Rettung von Bäumen, Planung der bestehenden Hofsituationen können dem jungen Architektenteam während der Neugestaltung der Innenstadt zugeschrieben werden.
Herr H. kam direkt nach dem Studium 1975 mit dem Ziel nach Bernau, sich der Herausforderung einer Neuplanung der Innenstadt zu stellen. Besonders reizte ihn, eine größere Individualität gegenüber anderen Plattenbausiedlungen in der DDR mitzugestalten. Der Status als Musterstadt für innerstädtisches Bauen bot mehr Möglichkeiten für eine interessantere „Platte“. In Bernau wurde nur ein- bis viergeschossig gebaut, eine kleinere, speziell entwickelte Plattenform und die Farbgestaltung sicherten die staatlichen Stellen zu.
Solche Anreize motivierten die noch berufsunerfahrenen Baufachleute, sich hier auszuprobieren. Dazu gehörten auch Herr Ha., Herr Leiss und Friedemann Seeger, deren Ziel darin bestand, eine moderne Innenstadt, angepaßt an das mittelalterliche Ambiente zu entwerfen und zu bauen. Damals folgten sie der Idee, die Altstadt für die neuen Bauten zu opfern. Die seinerzeitigen Wohnverhältnisse und die für die Bürger nicht tragbaren Erhaltungskosten boten den Rahmen für das Handeln der Architekten. Dennoch würden sie heutzutage nicht mehr so vorgehen, denn es tut ihnen um die alte Substanz nachträglich leid. Durch ihre Arbeit versuchen sie heute, auf verschiedene Weise einiges wiedergutzumachen.
Teilweise gab es auch schon während ihrer Arbeit für den damaligen Hauptauftraggeber einige Aktionen aus den Reihen der Architekten zur Rettung von Erhaltungswürdigem. So setzten sie sich tatkräftig mit ihren Möglichkeiten für den Schutz der alten Bäume im ersten Bauabschnitt ein. In Nacht-und-Nebel-Aktionen bretterten sie mit anderen Denkmalschützern die uralten Linden in der Tuchmacherstraße ein und schützten sie somit vor den ruppigen Bauarbeitern. Ihren beruflichen Einfluß nutzten sie auch, wenn es darum ging, die Baufirmen daran zu erinnern, nicht „aus Versehen“ die denkmalgeschützten Häuser während der Arbeiten zu beschädigen. Mit sogenannten Sonderbauten (z.B. die HO-Gaststätte am Steintor und am Pulverturm), die durch besondere Gestaltung einen fließenden Übergang von den Denkmälern zur „Platte“ schaffen sollten, versuchten die Architekten das Stadtambiente zu erhalten. Außerdem empfanden sie die Hofsituationen des alten Bernau auch mit den Plattenbauten nach und gestalteten Innenhöfe mit Spiel- und Grillplätzen. Im zweiten Bauabschnitt entwarfen sie für die Häuser der Berliner Straße Satteldächer, die dem Stadtbild wesentlich besser als die Flachdächer entsprachen. Für uns zeigt sich darin eine Entwicklung der Bauverantwortlichen hin zu mehr Individualität gegenüber der üblichen, monotonen Plattenbauweise. Vielleicht erklärt sich durch diese Veränderung im Gefühl für die Stadt auch der Entschluß von Herrn H., in einem alten Fachwerkhaus zu leben und zu arbeiten.



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