Ein Spaziergang durch die Bernauer Geschichte
![]() Zur Gründung der Stadt Nachdem das Gebiet zwischen Elbe und Oder bis zum 6. Jahrhundert von Germanen besiedelt worden war, lebten hier vom 6. bis zum 9. Jahrhundert Slawen. Jedoch im Zuge der ersten Phase der deutschen Ostkolonialisierung eroberten deutsche Feudalherren diesen Raum. 1134 vergab der damalige deutsche König Lothar die Nordmark, heutige Mark Brandenburg, an ![]() Über den Beginn der Geschichte Bernaus ist folgende Sage überliefert: Es begab sich, daß etwa um das Jahr 1140 Markgraf Albrecht der Bär in den Wäldern an der Panke Bären jagte und sich dort verirrte. Nach langem Suchen kehrte er mit seinem Gefolge in eine einsame Waldschenke ein, wo ihm das Bier, welches der slawische Wirt servierte, so gut schmeckte, daß er beschloß, an dieser Stelle eine Bierstadt zu gründen. Die Bewohner der umliegenden slawischen Siedlungen mußten ihre alten Behausungen verlassen und in die neu gegründete Siedlung ziehen. (3) ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Eine slawische Siedlung wird Handelsstadt Aus der einstigen slawischen Siedlung entwickelte sich eine bedeutende Stadt. Bernau war besonders für seine Bierbrauerei und sein Tuchmachergewerbe bis über die deutschen Grenzen hinaus bekannt. Vor allem über das Bernauer Bier existieren es unzählige Geschichten und Sagen. Bis heute überliefert ist auch eine Erzählung zu den Brautagen. Das Bernauer Bier wurde aus dem Wasser der Panke gebraut. Am Tage vor dem Brautag lief der Stadtwächter durch Bernau und rief so, daß es jeder hören mußte: Es wird hiermit bekanntgemacht, daß keiner mehr in die Panke macht! Morgen wird gebraut! Dies soll keine Sage sein, sondern sich wirklich genau so zugetragen haben. (9) ![]() Im 15. und 16. Jahrhundert hatte das Bernauer Brauereigewerbe seine Blütezeit erreicht und führte, zusammen mit dem Tuchmachergewerbe, die Stadt zu hohem Ansehen und Wohlstand. Nebenbei gab es noch zwei andere große Gilden: die der Ackerbürger und des Handels. Den Ackerbau gab es schon seit jeher, er geht bis in die Gründungszeit unserer Stadt zurück und sogar noch weiter bis zu den germanischen und slawischen Siedlern. Der Handel entwickelte sich erst später durch den Einfluß mehrerer positiver Faktoren. Besonders nennenswert sind hierbei die günstige Lage Bernaus zwischen Berlin und dem der Ostsee und der eigene Handel mit dem Bier und den Tuchmacherprodukten. Aufgrund der Einbußen während der Pestzeiten (1598 - 1638), sowie des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) erfolgte in diesem Zeitraum ein deutlicher Rückgang in den Gewerben Bernaus. Anfang des 18. Jahrhunderts hatte die Stadt vollständig an Bedeutung verloren. Dies änderte sich jedoch schlagartig mit dem Einsetzen der Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland. Als Bernau an das neue Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, erlangte es abermals seinen Status im Post- und Handelsverkehr. Außerdem diente unsere Stadt als Arbeiterlieferant für das industrialisierte Berlin. Die Bevölkerung nahm stetig zu, vor allem in der Industrialisierungsphase. Dementsprechend änderte sich mit der Zeit auch der Charakter Bernaus. Neue Häuser wurden gebaut, alte Fachwerkhäuser verputzt oder bis auf den Keller abgerissen und neu errichtet. Da Bernau des öfteren auch als Garnisonsstadt während zahlreicher Kriege, z. B. den Hussitenkriegen diente, erhielt es sogar militärische Charakterzüge, wie z. B. die parallele Straßenführung. Jedoch das Stadtbild in seinen Grundzügen blieb erhalten: die Stadtmauer mit den einzelnen Türmen, die Wallanlagen und eine Haupthandelsstraße zwischen Berlin und dem Norden mitten durch die Stadt. ![]() Bernau um das Jahr 1620 Vor allem in den letzten beiden Jahrhunderten nahm die Bevölkerung zu. Daher wurden viele neue Häuser in und um Bernau errichtet. Heute hat unsere Stadt etwa 25 000 Einwohner. Bernau im 20. Jahrhundert Ab 1911 wurden Bernaus Häuser an die Kanalisation angeschlossen. Und im Laufe der Jahre entstanden immer mehr neue Wohnhäuser, vor allem um Bernaus Altstadt herum. Nachdem Bernau den 2. Weltkrieg fast ohne bauliche Zerstörungen überstanden hatte, entwickelte es sich als eine typische Kleinstadt der DDR. Durch jahrelange Vernachlässigung der Instandhaltung der Fachwerkhäuser, da die staatlichen finanziellen Mittel für den Wiederaufbau der Industrie verwendet wurden, befand sich die Bausubstanz in den sechziger Jahren nicht mehr im besten Zustand. Nach mehreren Diskussionen kam man in den siebziger Jahren zu dem Entschluß, Bernaus Innenstadt abschnittsweise abzureißen und als Musterstadt sozialistischen Bauens neu zu errichten. Dies geschah mit der Zielvorstellung, eine Gesamtgesellschaft zu entfalten, wobei die kollektiven Lebensformen herausgebildet und gestärkt werden sollen. (10) ![]() Der Abriß der Altstadt wurde von den Verantwortlichen mit der schlechten Bausubstanz begründet, so daß es kostengünstiger sei, das Alte abzureißen. Außerdem seien die wohnlichen Bedingungen nicht komfortabel. So gab es z. B. Außentoilette, Ofenheizung, Risse in den Wänden und ähnliche bauliche Mängel. Die Architekten bemühten sich, den mittelalterlichen Charakter des Stadtbildes zu wahren, d. h. die Sankt-Marien-Kirche blieb das höchste Bauwerk der Stadt, so daß man sie von jeder Straße der Innenstadt sehen konnte. Diese Bedingungen zogen es nach sich, daß die neuen zwei- bis vierstöckigen Häuser von der Kirche aus immer niedriger wurden, um die Höhe der Stadtmauer nicht zu überragen. Daraufhin begann der Flächenabriß. Das heutige Bild mit dem Nebeneinander von Alt und Neu entstand erstens durch den Nichtabriß von denkmalgeschützten Gebäuden, zweitens durch die standhafte Weigerung einzelner gegen den Abriß ihrer Häuser und drittens durch die finanzielle Krise der DDR in den achtziger Jahren. Was wir heute sehen, ist ein Kuriosum einer sozialistischen Planstadt innerhalb seiner mittelalterlichen Stadtmauern. (11) ![]() |