Max Frisch: Homo Faber (1957)
Sprache und Erzählweisen in "Homo faber. Ein Bericht"
Denkanstoß
Der Autor und Literaturtheoretiker Dieter Wellershoff schreibt über traditionelles und modernes Erzählen folgendes:
-
Im modernen Roman wird der Leser „nicht wie im traditionellen Roman vom Erzähler geführt und am Anfang mit den wichtigsten Informationen versorgt, sondern hineingestoßen in einen Fiktionsraum, der sich erst allmählich und vielleicht nie richtig, nie endgültig erschließt, der aber auch keine Fenster, keine Tür in ein sicheres Außerhalb hat.
Das war der rationale Komfort, den die tradtionelle Erzählerposition, zum Beispiel die Rahmenerzählung, dem Leser bot: Er konnte den Konflikt, das Abenteuer, die Verwirrung aus der überlegenen Distanz, nämlich vom Ende her, vom Standpunkt der erreichten Problemlösung, der wiederhergestellten und bestätigten Ordnung, also mit den Augen der Weisheit und des Humors sehen. Vorgeführt wurde ihm ein Realitätsausschnitt, der eingebettet blieb im größeren Horizont des Allgemeinen, und der außerdem schon nach bedeutenden und unbedeutenden Elementen, also konventionell selektiert war, so wie er sich nach einiger Zeit dem Langzeitgedächtnis einprägt.
In der literaturgeschichtlich jüngeren Erlebnisperspektive ist dagegen die Subjektivität total gesetzt. Es gibt kein Außerhalb und keine zeitliche Distanz. Alles erscheint so augenblickshaft, ungeordnet und subjektiv, wie die handelnde Person es erfährt.“
(aus Magazin Deutsch 2, Hrsg. G. Graf / E. Hönes, Buchner 1998, S.23)
Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.