Herausragende Exponate
Papiersoldaten und Spielkartenfiguren.
Mit 60 000 Papiersoldatenfiguren aus dem späten 18. bis
zum 20. Jahrhundert besitzt das Historische Museum die größte
Sammlung der so genannten „Straßburger Papiersoldaten“ in
Frankreich. Diese Figuren werden so bezeichnet, weil die meisten
von ihnen in Straßburg oder von Straßburger Künstlern
hergestellt wurden.
Die mitunter handkolorierten Zeichnungen oder Drucke stellen
fast ausschließlich französische Soldaten dar, meist
aus der napoleonischen Zeit. Da diese Figuren lichtempfindlich
sind, werden sie im Museum an wechselnden Orten gezeigt. Die
Ausstellung entstammt in der Hauptsache der Sammlung Kieffer
und umfasst mehrere Einheiten aus dem Ersten Kaiserreich: Division
Oudinot, Straßburger Ehrengarde, Rheinbund u.a.
Die Figuren aus der Silbermann-Sammlung befinden sich zum
Großteil in einem Schaukasten zum Jahr 1848. Figuren
von Feuerwehrleuten, Zuaven u. a. repräsentieren die Verteidiger
der 1870 belagerten Stadt. Aus der Zeit nach 1870 stammen zahlreiche
Figuren, die die Verbundenheit der Elsässer mit Frankreich
bekräftigen sollten. Sie werden im Schaukasten gezeigt,
der den frankophilen Bewegungen im Reichsland Elsass-Lothringen
gewidmet ist.
Adrien de Lezay-Marnésia (1769-1814).
- Philippe Grass (1801-1876), Modell des Denkmals von Adrien
de Lezay-Marnésia (1769-1814), 1857.
- Jacques Frédéric Kirstein (1765-1838), Pokal,
Geschenk an Adrien de Lezay-Marnésia (1769-1814), 1814.
Adrien de Lezay-Marnésia war von 1810 bis 1814 Präfekt
in Straßburg. Er hatte in Braunschweig und Göttingen
studiert und gründete in Straßburg das erste Lehrerseminar
(École Normale) Frankreichs. Er nahm Einfluss auf den
Deutsch- und Französischunterricht, ließ das Straßennetz
modernisieren und entwickelte die Landwirtschaft. In Würdigung
seiner Verdienste während der Belagerung von 1814 schenkten
ihm die Straßburger einen sehr schönen Pokal aus
der Hand des Goldschmieds J. F. Kirstein (1814).
Der Präfekt starb an den Folgen der schweren Verletzungen,
die er sich bei einem Kutschenunfall auf der Rückfahrt
von einer Inspektionstour zugezogen hatte: Die Stadttore waren
bereits geschlossen und der Torwächter wagte nicht, beim
Gouverneur ihre erneute Öffnung zu erwirken. Lezay-Marnia
konnte erst am nächsten Tag behandelt werden und erlag
letztlich seinen Verletzungen. Das Modell des 1857 von Grass
geschaffenen Denkmals (heute in der Nähe des Hôtel
du Préfet aufgestellt) zeugt von der Wertschätzung
der Straßburger für diesen Präfekten.
Modell einer Turgotine, um 1820.
Diese schwere Kutsche wurde als öffentliches Verkehrsmittel
für lange Reisen eingesetzt. Sie besteht aus einem Berlinen-Kutschkasten
und einem offenen zweisitzigen Abteil im vorderen Teil.
Die altertümliche Aufhängung besteht aus zwei langen
Riemen über einem robusten Gestell. Auf einem Absatz hinter
der Fahrkabine befindet sich ein Korb für das Gepäck.
(Libourel Jean-Louis, „Voitures hippomobiles“,
Paris, 2005) Auf dem gleichen Prinzip beruhen die 1775 von
Turgot entwickelten Turgotinen. Sie wurden als Postkutschen
eingesetzt und verfügten über 8, 6 oder 4 Plätze.
Bis zum Bau der ersten Eisenbahnlinien verkehrten sie auf den
Poststraßen. In Straßburg fuhren sie beispielsweise
von der ehemaligen Poststation in der Cour du Corbeau nach
Karlsruhe, Colmar und Belfort. Im Jahr 1819 fuhr Postmeister
Auguste Ratisbonne mit Turgotinen aus dem Depot in der Rue
des Juifs Nr. 16.
Modell des Theaters, linke Seite, 1813, angefertigt von dem
Schreiner Bertrat nach Entwürfen von Jean Villot, Maßstab
1:30.
Das neue Theater aus Stein sollte den im Mai 1800 bei einem
Brand zerstörten Vorgängerbau in der Rue de la Comédie
ersetzen. Das Modell des Neubaus wurde zu einer Zeit in Auftrag
gegeben, als das Projekt nach 13-jährigen Bauarbeiten
auf der Stelle trat. Vor Villot hatten bereits drei andere
Architekten daran mitgewirkt, doch Zweifel hinsichtlich der
Größe der Bühne und anderer Theaterräume,
kostspielige Dekore sowie ständige Intrigen hatten zu
einer Überschreitung des ursprünglich geplanten Budgets
geführt und die Bauarbeiten erheblich verzögert.
1812 wurden neue Pläne genehmigt. Den Zuschauerraum entwarf
Bérigny (Chefingenieur des Departements), während
die Details bzgl. Ausführung und Dekor von Stadtbaumeister
Jean Villot stammen; dieser leitete die Bauarbeiten bis zur
Fertiggstellung im Jahr 1821. Villot beauftragte Bertat mit
der Anfertigung eines Modells, das dem Stadtrat eine Vorstellung
vom fertigen Theater vermitteln sollte.
Das Modell war in der Mitte des Gebäudes geteilt, um
die Innengestaltung besser sichtbar zu machen. In der Ausstellung
ist nur der linke Teil des Modells zu sehen. Er zeigt den Portikus
mit dem nie ausgeführten Dreiecksgiebel, der 1818 letztlich
durch die noch heute vorhandene moderne Terrasse mit den sechs
Musen ersetzt wurde. An die Eingangshalle schließt sich
ein relativ kleines Vestibül an, über dem sich ein
Foyer befindet (Saal Bastide). Es verfügt über ein
Mezzanin und in den Ecken platzierte Heizkörper Zu den
Rängen führen gewundene Treppen, die im Modell sichtbar
gemacht werden können, da sich einige seiner Bestandteile
wie der Zuschauerraum und die hinter der Bühne gelegenen
Künstlerlogen bewegen lassen. Um den Zuschauerraum zu
vergrößern, wurden die Treppenaufgänge reduziert.
Wie im Modell ersichtlich, waren die Logen zwischen den Rängen
ursprünglich durch Säulen verbunden, die aber bei
den Restaurierungsarbeiten von 1953-1954 entfernt wurden.
Die Bühne wurde erst 1820 gebaut. Das Modell beinhaltet
bereits den Orchestergraben. Zu erkennen ist auch die Neigung
der Bühne, die den Zuschauern im Parkett eine bessere
Sicht gewährleisten sollte; das Parkett selbst ist in
entgegengesetzter Richtung geneigt.
Das bemerkenswerte Modell wurde in 8 ½ Monaten in Straßburg
hergestellt.
Emilie Schmitt (1840-1898), Marketenderin des 3. Zuavenregiments
// 1870.
Blaues, rotes und gelbes Wolltuch, rote Borten, weißes
Zellulosetuch, Spitze, bemaltes Metall, gelbes Metall, Leder.
Emilie arbeitete im gleichen Regiment wie ihr Mann, der Schneider
Schmitt, und nahm am Krieg von 1870-1871 teil. Ihre orientalisch
geschnittene Uniform besteht aus einer roten Kopfbedeckung
(der so genannten „chéchia“), einer Bolero-Jacke
und einer aus dunkelblauem Tuch gearbeiteten Weste arabischen
Stils mit leuchtend roten Paspeln und Borten. Der arabeskenförmige
Zieraufsatz der Jacke hat die gelbe Farbe dieses der Provinz
Constantine zugeteilten Regiments (was auch ein Stempel auf
dem Innenfutter der Weste belegt). Die sehr weite Sarouel-Hose
hat einen weiblicheren Schnitt. Mit dem zwischen Jacke und
Rockbund getragenen dunkelblauen Wollgürtel sollte der
Unterleib warm halten werden, um Ruhrerkrankungen zu vermeiden.
Zur Uniform gehörten auch schwarze Nagelstiefel. Marketenderinnen
stellten oft großen Mut unter Beweis, dennoch schaffte
das französische Kriegsministerium die Funktion Ende des
19. Jahrhunderts ab.
Emile Maechling (1878-1964), Modelle des Stadtzentrums vor
und nach dem Großen Straßendurchbruch (um 1910
bzw. 1916).
Diese beiden von Emile Maechling angefertigten Modelle, die
sich im Süden bis zur Grand’Rue erstrecken, zeigen
die Umgestaltung des Stadtzentrums zwischen Altsanktpeter und
Kléber-Platz.
Auf dem Modell vor dem Straßendurchbruch ist links Altsanktpeter
mit seinen beiden Kirchenschiffen zu erkennen, das ältere
war der protestantischen Bevölkerung vorbehalten, die
neue, von Conrath entworfene Kirche, wurde 1866 für Katholiken
gebaut. Die alten Häuser im Viertel zwischen Kirche und
Kléber-Platz wurden aus hygienischen Gründen abgerissen.
Einige Balkone sowie Fachwerkensembles befinden sich heute
in Museen der Stadt. Die Bewohner dieser Häuser siedelten
in die für sie errichtete Gartenstadt Stockfeld über,
die mit den damals aufkommenden öffentlichen Verkehrsmitteln
zu erreichen war. Der Fossé des Tanneurs (Gerbergraben)
war von 1836 bis 1840 zwischen Fossé des Faux-Remparts
und Grand’Rue zugeschüttet worden; vor 1850 war
an der neuen Straße eine Schule mit einem Hauptgebäude
und vier kleinen Seitenflügeln entstanden.
An der Westseite des mit Grünanlagen und Bäumen
bepflanzten Kléber-Platzes war von 1900 bis 1901 das
Hôtel de la Maison Rouge erbaut worden.
Das Modell des Stadtzentrums nach dem Straßendurchbruch
zeigt die Fassaden der an der neuen Rue du 22 Novembre errichteten
Gebäude, beispielsweise die des Sitzes von Electricité de
Strasbourg (gegenüber von Altsanktpeter) oder am anderen
Ende der Straße die Fassade des heutigen Kaufhauses Galeries
Lafayette, bekannt unter dem Namen Magmod (dessen erste Innengestaltung
von Hans Thomas in einem Video zu sehen ist). Ferner ist im
Modell der Entwurf für den Folgebau des Hôtel de
la Maison Rouge zu sehen, das erst wenige Jahre zuvor errichtet
worden war (am Standort des Gebäudes, in dem sich heute
die FNAC befindet). Die Restaurierung des Modells förderte
zahlreiche Details wie Kino- und Ladenschilder zutage.
Leopold und Rudolf Blaschka, Quallenentwicklung, Glas, Magazin
des Zoologischen Museums.
Alle naturgeschichtlichen Museen dieser Zeit waren bestrebt,
der Öffentlichkeit ein möglichst breites Spektrum
der weltweiten Fauna vor Augen zu führen, so auch das
Zoologische Museum und sein Direktor Ludwig Döderlein.
Während die Präsentation von Arten, die sich präparieren
lassen oder wie Insekten und Schalentiere über Außenskelette
verfügen, kein besonderes Problem darstellte, war die
Konservierung von Quallen, Tintenfischen und anderen Weichtieren
sehr schwierig. Diese Exemplare konnten nur in Alkohol aufbewahrt
werden; da sie dann aber Farben und Formen verloren, war ihre Ähnlichkeit
mit lebenden Tieren nur sehr gering. Die damals existierenden
Modelle aus Pappmaché, Gips oder Wachs konnten wiederum
die Transparenz dieser Organismen nicht wiedergeben; dies war
nur mit Glas möglich.
Dieses Problem lösten die wunderschönen Glasmodelle
der beiden böhmischen Glasbläser Leopold und Rudolf
Blaschka, die eine sehr wirklichkeitsnahe Vorstellung von diesen
kaum bekannten Tierarten vermittelten.
Ab 1877/78 fertigten die Blaschkas auch anatomische Modelle
und große Embryonalstadien- Modelle an, die Alexander
Goette, Professor für Embryologie und vergleichende Anatomie
an der Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg und
Kollege von Ludwig Döderlein, im Unterricht einsetzte.
Aufgrund der wissenschaftlichen Nutzung der Modelle war ein
Höchstmaß an Präzision erforderlich, und die
Glasbläser mussten einschlägige Publikationen zu
Rate ziehen und bestimmte Tierarten sogar selbst im Aquarium
aufziehen.
So wurden die ursprünglich als stilvolle Raumdekoration
gedachten Glasmodelle zu vollwertigen Anschauungsobjekten für
Forschung und Lehre.
Propagandaplakat „Und Ihr? Zeichnet die Kriegsanleihe!“,
1917.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs bestand allgemein Einigkeit
darüber, dass er nur wenige Wochen dauern würde.
Keines der kriegführenden Länder hatte einen langfristigen
Kriegshaushalt angelegt; daher wurde versucht, die nötigen
Mittel mit Spenden und Kriegsanleihen aufzubringen.
Deutschland nahm von 1914 bis 1918 insgesamt neun Kriegsanleihen
auf.
Die Werbeplakate des offiziellen Kriegsmalers Fritz Erler
hatten großen Erfolg. Dieses Plakat zeigt einen stehenden
Piloten, der den Betrachter ansieht und das ganze Bild dominiert,
während Flugzeug und Waffe kaum zu erkennen sind. Wie
ein Kommandeur scheint der Flieger dem Betrachter zu befehlen,
seinen Beitrag zu den Kriegsanstrengungen zu leisten.
Neben den Aufrufen für die Kriegsanleihen entstanden
in dieser Zeit zahllose Werbeplakate für soziale Hilfswerke,
Kriegsversehrte usw. Diese Plakate wurden überall in Deutschland,
einschließlich Elsass-Lothringens, verbreitet.
Mathis 5 CV Typ P, Torpedo, Dreisitzer, 1925.
Dieses Auto sowie die Werbeobjekte und die Autoteile, die
dem Museum von dem sehr aktiven Verein der Mathis-Freunde bzw.
dessen Mitgliedern geschenkt wurden, zeugen davon, dass ein
Kapitel der Automobilgeschichte im Straßburger Mathis-Werk
geschrieben wurde, das sich zwischen den beiden Weltkriegen
im Stadtviertel Meinau befand. Dieses Fahrzeug ist ein seltener
Dreisitzer, geläufiger waren Zweisitzer.
Wie die Werbung propagiert, verkörperte dieser Torpedo
Mathis’ Strategie, leichte, robuste und sparsame Autos
zu bauen, die dennoch über alle technischen Vorzüge
der großen Wagen ihrer Zeit verfügten. Um dieses
Ziel zu erreichen, führte Emile Mathis schon 1912 in seinem
Werk in der Meinau die Fließbandfertigung ein (das Werksgelände
erstreckte sich vom heutigen Citroën- Autohaus bis zur
Rue de la Plaine des Bouchers), Die aus einem Holz-Blech-Verbundwerkstoff
bestehende Karosserie wurde auf Bestellung des Kunden hergestellt.
Mathis, der schon 1898 im Alter von nur 18 Jahren eine Werkstatt
eröffnet hatte, war einer der größten Straßburger
Arbeitgeber in den Zwischenkriegsjahren. Um sein Unternehmen
zu retten, sah er sich 1934 zu einer Allianz mit Ford gezwungen
(unter der Marke Matford), die er jedoch wenig später
aufkündigte. Er gewann den Prozess gegen den amerikanischen
Geschäftspartner.
Um der drohenden Inhaftierung durch den deutschen Besatzer
zu entgehen, emigrierte Emile Mathis im Krieg in die USA, wo
er in seinem Matam-Werk Munition für die Amerikaner herstellte.
Dafür ehrte ihn die US Navy mit dem Navy E Ribbon. Außerdem
lieferte er der amerikanischen Luftwaffe alle erforderlichen
Angaben für die Bombardierung des Straßburger Werkes,
das die Deutschen bereits im Juni 1940 beschlagnahmt hatten,
um dort Junkers-Motoren zu bauen und zu überholen.
Aufgrund des Krieges und der noch auf die Vorkriegszeit zurückgehenden
Unzufriedenheit seiner Kunden (die keine anderen als Matford-Ersatzteile
finden konnten), gelang es Mathis nach 1945 nicht, seinen einstigen
Ruf wiederzuerlangen.
Säulenfragmente der ehemaligen Synagoge, Marmor.
Die 1898 von dem Karlsruher Architekten Ludwig Levy errichtete
neue Konsistorialsynagoge war der letzte Sakralbau der deutschen
Periode. Das Gebäude befand sich am Quai Kléber
vor dem ehemaligen Kornspeicher und neben dem ersten, damals
bereits zur Markthalle umgebauten Bahnhof. Der Synagogenbau
wurde von der jüdischen Gemeinde finanziert und erhielt
Beihilfen der Stadt und der Provinz Elsass-Lothringen.
Gemäß den rituellen Vorschriften war sie von Osten
nach Westen ausgerichtet und in zwei Teile gegliedert: ein
großes Schiff, dessen Erdgeschoss für die Männer
bestimmt war, während den Frauen die Galerien vorbehalten
waren, sowie einen Chor mit einer höher gelegenen Estrade
und einem Pult, einer Kanzel und der Heiligen Arche. Die Synagoge
bot Raum für 1639 Personen.
Im September 1939 wurde die jüdische Bevölkerung
mit den anderen Straßburgern evakuiert. Erst im Mai 1940
barg der israelitische Militärseelsorger Schuhl die letzten
Thora-Rollen aus der Synagoge am Kléber-Quai. Nach dem
Waffenstillstand am 22. Juni 1940 durften Juden nicht ins Elsass
zurückkehren, ihr Straßburger Besitz wurde beschlagnahmt.
In der Nacht vom 30. September 1940 wurde die Synagoge in Brand
gesteckt, die Überreste wurden im März 1941 abgerissen.
1945 war nichts mehr erhalten außer diesen beiden Säulenfragmenten,
die ein Student geborgen hatte und die er dem Historischen
Museum kurz vor seinem Tod viele Jahre später übereignete.
Eine ebenfalls geretteter Löwenskulptur befindet sich
heute in der neu erbauten Synagoge in der Avenue de la Paix.
Entwurf für Schmuck und Beflaggung zur Einweihung der
NS-Universität.
Am 23. November 1941 wurde die nationalsozialistische Universität
feierlich eingeweiht. Die Zeichnung zeigt einen Entwurf für
die Ausschmückung des Vorplatzes der Universität.
Fassade und Vorplatz waren mit Hakenkreuzfahnen und Reichsadlern
dekoriert.
Mit dem Aufbau der Reichsuniversität Straßburg
wurde der zum Dekan ernannte Ernst Anrich, ein 1918 nach Deutschland
ausgewanderter Elsässer, beauftragt. Aufgabe der Universität
war es, das nationalsozialistische Gedankengut zu verbreiten,
das Deutschtum zu pflegen und als Bollwerk gegen den französischen
Einfluss zu fungieren. Theologische Fakultäten waren nicht
zugelassen und kein einziger Dozent der französischen
Universität wurde ernannt.
Die französische Universität sowie die Universitätsbibliothek
waren im Herbst 1939 nach Clermont- Ferrand evakuiert worden.
Doch im Februar 1941 gab das Vichy-Regime der Forderung der
Nationalsozialisten nach, und die Bibliotheksbestände
wurden nach Straßburg zurückgebracht. 1943 wurde
bei zwei Razzien versucht, die Widerstandsgruppen der Professoren
und Studenten in Clermont-Ferrand auszuheben.
Die Fahne von Kufra, gehisst am 23. November 1944 auf dem
Straßburger Münster.
Diese behelfsmäßig gefertigte Trikolore, die der
Soldat Maurice Lebrun vom Marokkanischen Spahi- Marschregiment
auf dem Straßburger Münster hisste, symbolisiert
die Erfüllung des Schwurs zur Befreiung Straßburgs,
den General Leclerc in Kufra geleistet hatte. Am 21. Dezember
1940 nahm Philippe Leclerc mit 400 Männern und 56 Fahrzeugen
die libyschen Kufra-Oasen ein. Am 16. Februar 1941 schlugen
die Franzosen die Italiener, und am 2. März legten General
Leclerc und seine Soldaten den folgenden Eid ab: „Schwört,
dass Ihr die Waffen erst dann niederlegt, wenn unsere Farben,
unsere schönen Farben, über dem Straßburger
Münster wehen.“ Die Fahne wurde aus Stoffen genäht,
die man im Münsterviertel zusammengetragen hatte: das
blaue Tuch war Teil der Schürze von Frau Lorentz, einer
Verkäuferin auf der Place Saint-Etienne, für das
weiße Tuch hatten die Eltern von Charles Mark ein Laken
beigesteuert, und der rote Stoff wurde aus einer NS-Fahne geschnitten.
Nachdem die 2. Panzerdivision Leclerc die deutschen Linien
erstmals am 16. November 1944 durchbrochen hatte, wurde sie
taktisch aufgeteilt. Am 21. November erreichten die Einheiten
die Gegend um Saverne und La Petite-Pierre, am 22. November
nahmen sie Saverne ein. Am 23.
November marschierten Leclercs Truppen aus fünf verschiedenen
Richtungen auf Straßburg. Mit der verschlüsselten
Nachricht „Tissu est dans iode“ informierte General
Rouvillois Leclerc, dass die 2.
Panzerdivision in Straßburg war. Der Einmarsch war völlig überraschend,
und der deutsche General Vaterrodt übergab General Leclerc
die Kapitulation.
Richterrobe von Jean-Paul Costa, 1990er Jahre.
Die Richterrobe gehörte Jean-Paul Costa, der Frankreich
von 1998 bis 2011 am Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte repräsentierte. Er war von 2001 bis 2007
Vizepräsident und anschließend bis 2011 Präsident
des EGMR. 2012 wurde er zum Präsidenten des Institut international
des droits de l’homme René Cassin in Straßburg
gewählt.
Im Zusammenhang mit dieser Robe wird auf die Bedeutung des
Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte eingegangen,
dessen Sitz sich in Straßburg befindet. Als internationale
Gerichtsbarkeit überwacht der EGMR die Einhaltung der
Europäischen Menschenrechtskonvention.
Er nimmt Beschwerden gegen Unterzeichnerstaaten dieser Konvention
des Europarates entgegen, wenn der Kläger alle nationalen
Rechtswege ausgeschöpft hat. Die Beschwerde muss sich
auf die Verletzung eines der Rechte der Konvention beziehen
und spätestens sechs Monate nach der endgültigen
innerstaatlichen Entscheidung eingereicht werden. Sie wird
untersucht, wenn dem Beschwerdeführer der Opferstatus
zuerkannt wird und ihm erheblicher Nachteil entsteht.
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