Fenster zum Mittelalter

Wie Kunst vor 500 Jahren entstand

Im Kindermuseum rankt sich die Begleitausstellung zur großen Landesausstellung gleichfalls um Maler und ihre Werkstätten im Spätmittelalter, aber auch um deren Situation vor dem Hintergrund der bevorstehenden Glaubensspaltung.

Dabei stehen hier vor allem die handwerklichen Techniken im Zentrum. Tafelmalerei, Bildschnit-zerei, Zeichnungen, Holzschnitte, Kupferstiche, Glasmalerei und Bildteppiche sind bedeutende Zeugnisse dieser Zeit und erzählen aus dem Leben Mariens und Jesu, wie auch über Heilige und deren Legenden.

Großartige Maler wie beispielsweise Martin Schongauer, Albrecht Dürer oder Hans Baldung Grien, aber auch unbekannte Meister, schufen meist im Auftrag der Kirche, mitunter gar in Werkstätten von Klöstern, diese Kunstwerke.

Nach Betrachtung der Originale bietet sich dem Publikum im Kindermuseum die Möglichkeit, einmal selbst in die Rolle der mittelalterlichen Handwerker zu schlüpfen. In einer überaus inspi-rierenden Atmosphäre taucht der Besucher in die ferne Welt des Mittelalters ein und wird gleichsam ein Teil von ihr. Ob Mönch oder Ordensfrau, Handwerker oder Stifter, alle waren in gewis-ser Weise an mittelalterlicher Kunst beteiligt. In Frauenklöstern wurde gestrickt, gewirkt und geschrieben. Die Männerorden waren gleichermaßen bekannt für ihre Schreibstuben, in denen bedeutende Buchillustrationen entstanden. Die Maler waren als Handwerker in Zünften organisiert und arbeiteten in der Regel im Dienste der Kirche oder privater Auftraggeber, den Stiftern.

Und so können die jungen Besucher sich in den Werkstätten sowohl für Glasmalerei, Zeichnen, Fassmalerei, aber auch in Stick- und Schreibstuben betätigen. Vor der Kulisse einer mittelalterli-chen Kirche, die ganz das weltliche wie auch das geistliche Leben bestimmt, entfalten sich die Handwerkstätten. Es wird gehauen, geklopft, gewerkt, gepinselt und gemalt, aber auch ziseliert und gestickt. Alles Treiben ist nur darauf ausgerichtet, die Innenausstattung der Kirche zu ges-talten. Doch während jeder scheinbar damit beschäftigt ist, seiner Arbeit nachzugehen, äußert sich mehr als nur Unmut über die widrigen Gepflogenheiten und die Missstände der Kirche. Der Protest wird in selbst verfassten Flugschriften bekundet und wird schließlich mit Luthers Anschlag der Thesen zur Glaubensspaltung führen. Vor diesem Hintergrund wird gerade die Lage der künstlerisch tätigen Handwerker im Dienste der Kirche interessant.

Die Ausstellung ist für Jung und Alt gleichermaßen geeignet. Sie bietet sich hervorragend für den Unterricht an allen Schularten und Altersstufen an. Nicht nur dem Geschichts- und Religionsunterricht, sondern auch dem fächerübergreifenden Lehren liefert sie eine ausgezeichnete Möglichkeit, eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen.

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