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Die Fassade des Friedrichsbaus im Heidelberger Schloss: Überlegungen zu ihrer Herkunft (6)

Die Jesuiten wollten mit dem Bau ihrer Michaelskirche in München ein Zeichen setzen, das die Modernität und die Entwicklungsfähigkeit des Ordens demonstrierte. Dazu gehörte auch, dass man den Baustil derjenigen Zeit, in der sich die Spaltung der Kirche vollzog, überwand, also die Renaissance-Architektur entweder in Richtung Barock weiterentwickelte oder aber spätgotische Formen wieder aufgriff. In dieser Weiterentwicklung der Renaissanceformen zum Barock ist die Michaelskirche in München ein wichtiger Markstein, von dem aus die kirchliche Baukunst wesentliche Impulse empfängt. Das gilt uneingeschränkt vor allem für den Innenraum, der in diesen Zeilen unberücksichtigt blieb. Noch aber ist die Dominanz der Renaissancekunst im weltlichen Bereich ungebrochen, wie der Saal des gleichzeitig errichteten Antiquariums in der Münchner Residenz (den übrigens derselbe Friedrich Sustris konzipierte, der auch die Michaelskirche entwarf) zeigt.

Die andere Richtung verbindet sich für die kommenden Jahrzehnte der Kunstgeschichte ebenfalls mit den Jesuiten. Hier ist die Jesuitenkirche im elsässischen Molsheim eines der deutlichsten Beispiele, wie der spätgotische Baustil wieder aufgenommen wird, um die Verwurzelung in vorreformatorischen Traditionen zu zeigen. Von diesen spätgotischen Formen aber geht eine direkte Linie zu den Maßwerkfenstern der Heidelberger Jesuitenkirche, die so ganz und gar unbarock aussehen.

  • Einleitung
  • Die Jesuiten als Träger der Gegenreformation
  • Die Fassade von St. Michael in München
  • Das Programm der Fassade: Legitimation durch Tradition
  • Der Friedrichsbau als protestantische Antwort
  • Ausblick: Jesuitische Architektur als "Neuerung" oder Rückkehr
  • Literatur

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