Kurpfälzisches Museum Heidelberg:

Das Kunstwerk des Monats

April 2000

Terra Nigra - das schwarze Geschirr der Römer

Auch Terra Nigra (ihrem Ursprung nach aus Nordgallien, der Belgica und den Rheinlanden stammend) wurde in Heidelberg hergestellt. Sie ist ein schönes Beispiel für die Vermischung einheimischer und römischer Elemente und gilt als Synonym für provinzial-römisches Kunstschaffen in unserem Raum.
Die starke Verwandtschaft zum latènezeitlichen Formengut zeigt besonders deutlich die große Flasche mit dem konischen Gefäßkörper, der im oberen Wandungsteil stark einzieht und in einem sehr hohen horizontal gerillten Hals endet. Die scharfkantige Profilierung des doppelkonischen Napfes dagegen verrät Einflüsse römischer Gefäßtoreutik. Solche Knickwandtöpfe blieben auch zu Zeiten ihrer größten Verbreitung im Vergleich zu anderen Nigraformen Einzelstücke mit einem streng umrissenen Abnehmerkreis. Der kleine bauchige Becher mit Schrägrand war um die Mitte des 1. Jahrhunderts weit verbreitet und gilt auch in Heidelberg als einer der bekanntesten Gefäßformen. Die sehr beliebte und daher weit verbreitete, technologisch aber verhältnismäßig aufwendige Warengruppe kam in trajanisch-hadrianischer Zeit außer Mode.

Die Entstehung des für die Terra Nigra so typischen metallisch schwarz glänzenden Uberzuges lässt sich an Hand der zahlreichen Heidelberger Fehlbrände recht genau rekonstruieren. Die Flasche, der recht dünnwandige doppelkonische Napf und der kleine Becher wurden aus einem gut geschlämmten Ton gefertigt und unterlagen einem technologisch anspruchsvollen Herstellungsprozess. Vor dem Brand wurden die lederhart getrockneten Gefäße mit einer dicken, aber feinteiligen weißen Engobe überzogen, die Oberfläche danach mit einem Spachtel oder Glättstein poliert und somit veredelt. Dieser mechanischen Oberflächenbehandlung verdankt die Terra Nigra ihren intensiven Glanz. Im reduzierenden Brand (d. h. Drosselung der Sauerstoffzufuhr auf ein Mindestmaß) und möglicherweise durch Zufuhr von Rauch in den Töpferofen erzielte der Töpfer einen hellgrauen bzw. grauschwarzen Tonscherben und den glänzend schwarzen Uberzug. Besonders die Flasche zeigt diese ursprüngliche Oberfläche noch an mehreren Stellen.

Renate Ludwig, Kurpf. Museum

Das Objekt:
Glanzton, mattglänzend grauschwarz, 1. Jh. n. Chr.
gefunden in Heidelberg-Neuenheim
Inv. Nr. HD-Neu 1969/98a, HD-Neu 1989/1007a, HD-Neu 1989/1013c
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Sammlungsblatt (ausf. Text)

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