400
Jahre Zitadelle Friedrichsburg
Während Mannheim zu Beginn des nächsten Jahres sein 400-jähriges
Stadtjubiläum festlich begehen wird, haben die Staatlichen
Schlösser und Gärten Baden-Württemberg schon 2006 einen
Grund zum Feiern. Vor genau 400 Jahren, am 17. März 1606,
legte Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz den Grundstein
zur nach ihm benannten Zitadelle Friedrichsburg und der
Festung Mannheim, dem Vorläufer des Schlosses. Trotz stürmischen
Wetters versenkte der Kurfürst eigenhändig sein goldenes
Bildnis und eine Inschriftentafel in den Fundamentgraben
seiner neuen Festung. Auf dem Gebiet der heutigen südlichen
Innenstadt ragte der siebenseitige Bastionsstern bis zum
heutigen "Planken" in die ebenfalls sternförmig angelegte
Stadtbefestigung hinein. Nur ein Stadttor gewährte Zugang
zur Bürgerstadt Mannheim. Während die Stadt selbst nach
einem schachbrettartigen Muster mit schnurgeraden, sich
rechtwinklig kreuzenden Straßen angelegt war, verliefen
die Straßen in der Zitadelle strahlenförmig vom zentral
gelegenen Alarmplatz aus zu den Bastionen. Im Inneren der
Zitadelle lagen militärische Zweckbauten wie das Zeughaus,
Unterkünfte für die Soldaten und die Pulvertürme. Ein Bollwerk
protestantischen Glaubens und Zufluchtstätte für verfolgte
Glaubensbrüder sollte Mannheim werden und auch als aufstrebender
Handelsplatz der Kurpfalz dienen.
Nach mehreren Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg durch
kaiserliche und im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische
Truppen wurden die geschliffenen Verteidigungsanlagen unter
Kurfürst Karl Ludwig, einem Enkel Friedrich IV. wieder aufgebaut.
Zudem hegte er große Pläne in Bezug auf die Mannheimer Festung.
Ein vom Pariser Architekten Jean Marot 1665-70 projektiertes
gewaltiges Schloss auf dem Zitadellenareal wurde nicht realisiert.
Stattdessen entstand 1664 ein wesentlich bescheidener
Schlossbau, bestehend aus drei Pavillons mit Verbindungsbauten,
unter der Leitung des Architekten Daniel la Rousse. Kurfürst
Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg ließ Stadt und die äußere
Befestigung von 1699 an auf dem Grundriss der alten Verteidigungsanlagen
neu erbauen und vereinigte dabei Burg und Stadt. Ab 1720
entstand auf dem Areal der ehemaligen Zitadelle in 40-jähriger
Bauzeit eines der größten deutschen Schlösser: die Residenz
Mannheim, die unter dem kurfürstlichen Paar Carl Theodor
und Elisabeth Augusta Mitte des 18. Jahrhunderts zum musischen
und wissenschaftlichen Glanzpunkt im deutschen Südwesten
aufstieg.
Seit der Schließung des Residenzschlosses für Besucher
im Jahre 2003 werden vom Land Baden-Württemberg umfangreiche
Umbau- und Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt. Durch die
Verlagerung der Universitätsbibliothek in obere Stockwerke
kann die Beletage, das ehemals vornehme erste Obergeschoss
des Schlosses, das durch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg
und einem zweckmäßig erfolgten späteren Wiederaufbau verloren
gegangen war, in einen an der Historie orientierten Zustand
zurückversetzt werden. Nur noch gut ein Jahr liegt zwischen
den noch kahlen, staubigen Zimmerfluchten der Schlossbaustelle
und der feierlichen Wiedereröffnung der mit Originalmobiliar
und kostbaren Tapisserien ausgestatteten Prunkräume im Frühjahr
2007.
Die interessierte Öffentlichkeit wird ab sofort von den
Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg regelmäßig
über das umfangreiche Projekt der Wiedereinrichtung in allen
Details informiert. Eine erste Einstimmung auf das bald
wieder hergestellte glanzvolle Raumkunstwerk wird schon
jetzt am 18. März 2006, ab 19.00 Uhr in der "Langen Nacht
der Museen" durch Wandprojektionen in einem der Säle des
Residenzschlosses geboten.
$Für die Staatlichen Schlösser und Gärten hat die Wiedereinrichtung
der Prunkräume der Mannheimer Residenz aufgrund der kulturhistorischen
Bedeutung und der Größenordnung des Projekts den Stellenwert
eines Jahrhundertwerks. Mit dessen Vollendung im Frühjahr
2007 wird das monumentale Barockschloss für die Bürgerinnen
und Bürger Mannheims und die gesamte Öffentlichkeit als
"Krone der Kurpfalz" in neuer Pracht erstrahlen