Ruprecht I., der Rote (* 9. Juni 1309 in
Wolfratshausen; † 16. Februar 1390 in Neustadt an
der Weinstraße), Pfalzgraf und Kurfürst von
der Pfalz (1329–1390) und Gründer der Universität
Heidelberg.
Ruprecht war der jüngere Bruder Rudolfs II. und führte
nach dem Tod des älteren Bruders Adolf († 1327)
mit ihm zusammen den Kampf um die Herrschaft in der Pfalzgrafschaft
gegen ihren Onkel, den Kaiser Ludwig den Bayern.
Nach Rudolfs Tod wäre eigentlich Ruprecht (II.),
der Sohn des älteren Bruders Adolf, erbberechtigt
gewesen. Ruprecht behielt jedoch seine Stellung inne und
einigte sich mit seinem Neffen, dass er auf Lebenszeit
Amt und Kurstimme führte, aber das Erbrecht des Neffen
anerkannte.
Ruprecht erbte von seinem Bruder nicht nur dessen Besitz,
sondern auch dessen Schulden, de dessen Schwiegersohn,
Kaiser Karl IV. gegen Verpfändung von oberpfälzischen
Besitzungen auslöste. Weitere Güter gingen als
Pfandschaft für die Auslösung Ruprechts II. aus
sächsischer Haft an Karl, der damit in ausgreifender
Hausmachtpolitik ein „neuböhmisches“ Territorium
schuf. Zum Ausgleich dafür verschrieb der Kaiser dem
Pfälzer weitere Reichspfandschaften am Rhein, darunter
der Heilige Forst bei Hagenau und das in der Pfandumme
erhöhte Germersheim sowie (1357) Kaiserslautern und
Wolfstein. Für die Wahl Wenzels zum römisch-deutschen
König erhielt Ruprecht 1376 wiederum erhebliche Zahlungen
und große Gebiete von Karl IV., darunter Oppenheim,
Nierstein, Ingelheim und Teile Bolandens.
Die Parteinahme für Karl IV. schlug sich auch in
der Bestimmung der 1356 erlassenen Goldenen Bulle nieder,
dass die Kurstimme künftig allein von der Pfalz geführt
werden sollte, was einen Ausschluss Bayerns bedeutete und
den Zwist im Wittelsbacher Haus bis zur Unlösbarkeit
vertiefte. Damit wurde der Zustand festgeschrieben, der
sich bei der Königswahl seit 1198 eingebürgert
hatte. Ebenfalls bestätigt wurde das Reichsvikariat
des pfälzischen Kurfürsten am Rhein, in Schwaben
und im Bereich fränkischen Rechts. Das hieß,
dass er in Zeiten der Thronvakanz die Geschäfte des
Königs führte.

Die Goldene Bulle, eines der Grundgesetze des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation. Pergamentlibell,
Ausfertigung mit Goldbille Kaiser Karls IV. an grüner
Seidenschnur. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München.
Aus der Ausstellung "Der Griff nach der Krone", 2000.
Das anfänglich gute Verhältnis zum Luxemburger
Kaiser kehrte sich um, als dessen Hausmachtpolitik nicht
nur dem Pfälzer, sondern auch anderen Fürsten
im Reich gefährlich zu werden begann. In diesem Zusammenhang
löste der Kaiser das Reichspfand Kaiserslautern wieder
aus und gab es, wie auch die Landvogtei im Elsass und das
Reichsvikariat, seinem Halbbruder Wenzel. Um diese Politik
abzuwehren verbündete sich Ruprecht mit dem Erzbischof
von Trier, seinen bayrischen Vettern und dem König
Ludwig von Ungarn, selbst mit dem Erzbischof von Mainz,
der selbst die pfälzische Territorialpolitik zu hindern
versuchte, wo er konnte. Die Niederlage des Luxemburger
Herzogs Wenzel gegen den Herzog von Jülich, einen
pfälzischen Vasallen, versetzte den luxemburgischen
Bestrebungen einen Dämpfer und brachte der Pfalz das
Elsass und das Reichsvikariat zurück.
Als 1378 das Große Abendländische Schisma ausbrach,
waren für Ruprecht wohl auch religiöse Motive,
aber vor allem die Hinwendung des Erzbischofs von Mainz
zum avignonesischen Papst ausschlaggebend, den römischen
Papst zu unterstützen. In diesem Zusammenhang ist
die Gründung der Heidelberger Universität 1386
zu sehen.
Die 1380er Jahre sind von der Auseinandersetzung mit den
Städten geprägt, die in ihren Einungen der fürstlichen
Macht ein Gegengewicht entgegensetzen wollten. Trat Ruprecht
1381 diesem Städtebund aus taktischen Gründen
selbst bei, konnte auch 1384 in Ausgleichsverhandlungen
einen vierjährigen Landfrieden erreichen, so verlief
der 1388 ausbrechende Städtekrieg für die Pfalz – also
für Ruprecht und seinen Neffen Ruprecht II. – auf
allen Kriegsschauplätzen erfolgreich.
Ruprecht I. war verheiratet mit Elisabeth von Flandern
(1340 – 1382) und in zweiter Ehe, bereits in hohem
Alter, mit Beatrix von Berg (um 1360 – 1395). Beide
Ehen blieben kinderlos, wenngleich man vermutet, dass er
illegitime Kinder hatte. Er wurde, wie auch seien zweite
Frau, in der Stiftskirche in Neustadt begraben.
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