Die II. Kammer der Badischen Landstände war das erste Parlament
im deutschen Bund, das diesen Namen verdiente. Sie wurde 1818
mit der badischen
Verfassung begründet und tagte zunächst im Schloss und in einem
Haus am Rondellplatz. Am 16. Oktober 1820 wurde am Stephansplatz
der Grundstein für das von Friedrich Weinbrenner und Friedrich
Arnold entworfene Gebäude gelegt,
am 2.
November
1822 wurde es eröffnet.
Der Sitzungssaal der II. Kammer, aus der dann der Landtag des
Landes Baden hervorging, lag nach hinten, das Gebäude erhielt
jedoch durch die turmartige Markierung seiner Ecke zur Straßenkreuzung
hin seine charakteristische Silhouette.
Am 9. Juni 1933 übergab der Landtag durch das badische Ermächtigungsgesetz
seine Befugnisse an die nationalsozialistische Regierung und
wurde am 30. Januar 1934 zusammen mit der Auflösung des Landes
Baden aufgehoben. Durch eine Luftangriff 1944 brannte das Gebäude
vollständig aus und wurde 1961 abgebrochen. Auf dem freien Gelände
wurde ein katholisches Dekanatszentrum errichtet, ein Drittel
als Parkplatz genutzt. Nach langen Diskussionen, in die sich
auch die Badische Heimat einschaltete, wurde 1991 unter Rückgriff
auf die prägende Form des Eckturms der Neubau der Stadtbücherei
mit einer "Erinnerungsstätte Ständehaus".

Ansicht des
Ständehauses mit dem charakteristischen Rundturm an der
Ecke. Dieser Rundturm wurde als Motiv beim Neubau der Stadtbücherei
1991 wieder aufgenommen.
Bild: Landesmedienzentrum
BW #LMZ038025

Innenansicht des Parlamentsrunds.
Bild: Landesmedienzentrum
BW #LMZ990338

Grundriss des Ständehauses
in Höhe des Erdgeschosses. Zum Garten hin liegt das Halbrund
des Sitzungssaals der II. Kammer, zur Straße hin am Eck der
Rundbau, der die Silhouette des Parlamentsgebäudes prägte.

Das Ständehaus vor dem 2. Weltkrieg. Abb. aus: Badische Heimat
1/1991 S. 182

Modell des Ständehauses, Ansicht der Rückseite mit dem Sitzungssaal
des Landtags. Badisches Landesmuseum Karlsruhe, aus der Ausstellung
"900 Jahre Baden" 2012.
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