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27.2.25

Der Ungeliebte - Kurfürst Carl Theodor in München

Bis 30.3.25 im Bayerischen Nationalmuseum München

(bnm) Das Bayerische Nationalmuseum zeigt anlässlich des 300. Geburtstags des Kurfürsten Karl Theodors von Pfalz-Bayern vom 11. Dezember 2024 bis 30. März 2025 die Ausstellung „Der Ungeliebte. Kurfürst Karl Theodor in München“. Sie versammelt eine Reihe zum Teil erstmals gezeigter Kunstwerke und kulturgeschichtlicher Zeugnisse aus dem Bestand des Bayerischen Nationalmuseums und wirft Schlaglichter auf die Regierungszeit Karl Theodors in München.

Porträtmedaillon von Kurfürst Karl Theodor mit dem ihm 1778 verliehenen Orden vom Goldenen Vlies, Josef Ignaz Scheufel, 1778 Allegorie auf Kurfürst Karl Theodor, München, um 1780Leinenhemd des Kurfürsten Karl Theodors, I. R. Kurz, Mannheim, 1792Schreibzeug des Kurfürsten Karl Theodors, Deutschland, 18. JahrhundertPorträtmedaillon von Kurfürst Karl Theodor mit dem ihm 1778 verliehenen Orden vom Goldenen Vlies, Josef Ignaz Scheufel, 1778

Allegorie auf Kurfürst Karl Theodor, München, um 1780

Leinenhemd des Kurfürsten Karl Theodors, I. R. Kurz, Mannheim, für das Fest des 50jährigen Ehejubiläums 1792, in einem Stück gewebt. "FVr das große IVbeLLeben / ist das HochzeitheMD geweben / In dem frohen IVbeLIahr / fVr das beste FVrstenpaar. / In Mannheim. v.I.R. Kurz.

Schreibzeug des Kurfürsten Karl Theodors, Deutschland, 18. Jahrhundert

Alle Fotos: © Bayerisches Nationalmuseum, Foto: Bastian Krack

Als der letzte altbayerische Wittelsbacher kurz vor dem Jahreswechsel 1777/78 starb, ging die Erbfolge auf Kurfürst Karl Theodor (1724 – 1799) aus der pfälzischen Linie des Hauses über. Damit verbunden war die Verlegung der Residenz des wiedervereinten Kurfürstentums Pfalz-Bayern von Mannheim nach München. Der neue Landesherr erwarb sich zahlreiche Verdienste um die politische und wirtschaftliche Modernisierung seiner ererbten Gebiete, initiierte soziale Reformen und kulturelle Neuerungen.

Zwölf markante Themenfelder vertreten Aspekte seiner Münchner Zeit und ermöglichen ausgewählte Zugänge zur Persönlichkeit des in Bayern seinerzeit nicht sonderlich hochgeschätzten Landesherrn. Als Kunst- und Musikfreund, als Strippenzieher oder Wirtschaftsförderer bis hin zum Misstrauischen oder auch als Starkbierapostel: Die vielschichtige Persönlichkeit des Kurfürsten wird anhand einzigartiger Objekte beleuchtet und hinterfragt. Ist das ihm bis heute vielfach anhaftende negative Image gerechtfertigt und hält es der historischen Betrachtung stand? Was trieb ihn an und gibt es mehr als nur den Englischen Garten, was wir ihm noch heute zu verdanken haben? Neben einer Vielzahl herausragender und außergewöhnlicher, wenn auch nicht immer auf den ersten Blick durch üppige Opulenz bestechender Objekte, hebt sich ein Exponat besonders hervor: das Porträt Karl Theodors als Prinz. Die Ausstellungsgäste begrüßt es direkt am Anfang der Sonderausstellung und ist eine Neuerwerbung des Museums. Es zeigt den jungen Prinzen im Alten von sechseinhalb Jahren und entstand 1731 in Mannheim vom niederländischen Maler Jan Philips van der Schlichten. Der Ankauf des hier zum ersten Mal präsentierten Gemäldes wurde durch die großzügige Unterstützung der Bauer’schen Barockstiftung ermöglicht.

Biografie: Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach erblickte am 10. Dezember 1724 in Drogenbusch bei Brüssel das Licht der Welt. Die Hochzeit mit Elisabeth Auguste, Enkelin des Pfälzer Kurfürsten Karl Philipp, machte ihn zum Herzog von Jülich und Berg. Nach dem Tod Karl Philipps 1742 erbte Karl Theodor den Titel des pfälzischen Kurfürsten.

Am Silvestertag 1777 starb der letzte altbayerische Wittelsbacher Kurfürst Max III. Joseph.

Karl Theodor herrschte nun über sieben Territorien: Über das Kurfürstentum Pfalz, die Herzogtümer Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach, Jülich und Berg sowie Bergen op Zoom und das Kurfürstentum Bayern. Erstmals seit 1329 waren – mit Ausnahme von Pfalz- Zweibrücken – alle Wittelsbacher Lande wieder vereint. Karl Theodor stieg zum mächtigsten Reichsfürst nach dem Kaiser und dem König von Preußen auf.

Karl Theodor war in der Pfalz als aufgeklärter Landesherr äußerst beliebt. In München traf der erfahrene Herrscher ab 1778 auf Ablehnung und Missgunst. Versuche, Bayern gegen die österreichischen Niederlande einzutauschen, verstärkten die Verachtung vieler Untertanen.

Er versuchte, den rückständigen bayerischen Staat zu modernisieren. Viele seiner Bemühungen scheiterten an seiner eigenen Zögerlichkeit sowie am Widerstand von Regierung und Bevölkerung. Gleichzeitig sind grundlegende Reformen, etwa in Verwaltung, Schulwesen und Justiz, heute vergessen.

Auch die zweite Ehe Karl Theodors mit Marie Leopoldine von Österreich-Este blieb kinderlos. Als der Kurfürst am 18. Februar 1799 ohne legitime Nachkommen starb, war die Freude in Bayern groß. Das Erbe Karl Theodors trat noch am gleichen Tag Max IV. Joseph von Pfalz-Zweibrücken an.

Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München, noch bis 30.3.2025

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