Bemerkenswerte Protagonisten im Bereich der Klimaskepsis - und ihre Geschichten


Dieser Text ist nur ein Anhang zu meiner kritischen Betrachtung der Klimaskeptiker-Argumente.
Dort werden die Argumente der u.g. Personen den Argumenten der Klimaforschung gegenübergestellt - und meines Erachtens als Unwahrheiten widerlegt, die bestenfalls aus bestimmten weltanschaulichen Gründen, oft aber auch nur aus handfesten wirtschaftlichen Interessen verbreitet werden. Auf jeden Fall sind einige Hintergründe über Klimaskeptiker gut zu wissen, um ihre Argumente besser einordnen zu können. Ich konzentriere mich hier v.a. auf deutsche Klimaskeptiker und habe nur nach Laune einige Dinge aufgelistet, über die ich mich bei meinen Recherchen mal aufgeregt, mal amüsiert habe - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Über angloamerikanische Vertreter gibt es viele eigene Quellen im Internet; aktuell (2015) interessant die Kampagne der amerikanischen NGO 350.org gegen Exxon, bei der auch andere Kliamskeptiker am Pranger stehen. Mittlerweile berichtet sogar Spektrum der Wissenschaft, eine vielgelesene und angesehene populärwissenschaftliche Zeitschrift mit amerikanischen Wurzeln (Scientific American), über einen Skandal bei Exxon: demnach warnte eine interne Arbeitsgruppe bereits 1977 (zu Zeiten einer zwischenzeitlichen Abkühlung) vor einer globalen Erwärmung von 2-3K (sic!). Diese Ergebnisse wurden jedoch nicht nur totgeschwiegen, es wurde zudem ordentlich Geld in die Unterstützung von ThinkTanks gesteckt, die der Allgemeinheit das Gegenteil weismachen sollten. Man beauftragte teilweise dieselben Leute, die schon für die Tabaklobby den Carcinogenitätsnachweis von Zigarettenrauch schlechtgeredet und damit jahrelang Gesetze verhindert hatten - diese Leute unterscheiden die Junk Science (der Fachleute) von ihrer eigenen Sound Science (die der Lehrmeinung widerspricht). Für mich die deutsche Krönung dieses Dauer-Skandals war der Auftritt des Sound- Science- Veterans Fred Singer im Bundestag im Jahre 2010 - zu einer Zeit, als längst die Energiewende (wie es zur Zeit aussieht irreversibel) eingeläutet worden war.
Dass die Aufregung um den VW-Abgasbetrug - so unrühmlich sie auch sein mag - weit höhere Wellen schlägt, ist wieder einmal bezeichnend für die Bedeutung, die dem Thema Klimawandel entgegengebracht wird. Solange keine Besitzinteressen betroffen sind, ist den Leuten egal, ob Exxon mit Meinungsmache die Klima-Katastrophen-Politik der letzten vierzig Jahre aktiv mitverursacht hat - die Folgen dieses Wahnsinns sind nicht absehbar. Wenn aber ihr Auto jetzt ein paar Euro weniger wert sein könnte, laufen Heerscharen von Kunden, Medienleuten und Juristen Amok und sicher werden unzählige Gerichte sich mit dem Schadenersatz beschäftigen müssen.
sSehr empfehlenswert ist die Zusammenstellung der wichtigsten Protagonisten und ihrer Geschichten in der Schrift des UBA von 2013 zum Thema.

Ernst-Georg Beck - der rührigste deutsche Klimaskeptiker

Er war - wie ich - Biologielehrer. Auf der einen Seite bezweifelte er die Klimamodelle des IPCC, die aufwändigsten Computerberechnungen unserer Zeit, die von mehreren Teams hochqualifizierter Klimaforscher durchgeführt und in verschiedenen Fachzeitschriften von einem breiten Fachpublikum begutachtet werden. Auf der anderen Seite traute er dem Wasserkastenmodell des Ex-Siemens-Elektroingenieurs Peter Dietze, der sein Modell in einer Tabelle des Tabellenkalkulationsprogramms Microsoft Excel 97 präsentiert. Das Modell wurde in der Fachwelt ignoriert, weil es außerhalb des Internet nur in der Zeitschrift FUSION (siehe < a href="Klima.html#dietze">unten) erschien. Auf der einen Seite zog er aus den Eisbohrkernen Schlüsse über die 400.000 Jahre alte Zusammenhänge von T und p(CO2), auf der anderen Seite zieht er die jüngsten Daten derselben Bohrung in Zweifel und bevorzugte die Werte aus verschiedenen z.T. 180 Jahre alten nasschemischen Analysen. Diese Punkte seien nur exemplarisch genannt; ich verweise hierzu auf die vielen o.g. Reaktionen der Fachwelt. Der Stil seiner Abhandlungen war in höchstem Maße suggestiv, er bediente Ressentiments, seine Texte strotzen vor persönlich beleidigender Polemik.
Dieser Mann verbreitete bis vor Kurzem seine Schriften vor allem im Internet, wo man immer noch die CD bestellen kann; weil seine Aussagen brisant sind, wurde er von Medien und Veranstaltern von Informationsveranstaltungen hofiert: Artikel und Verweise schafften es in in verschiedene Zeitungen, ein spektakulärer Auftritt war zuletzt bei RTL (Klimaschwindel, 06.11.2007, 22:15Uhr). Er wurde auch 2008 noch u.a. an die Universität Bayreuth eingeladen, wobei die Einladung hier zu interessanten Auseinandersetzungen führte (http://www.scienceblogs.de/primaklima). Seine CO2-Datenauswertung veröffentlichte er 2007 in der Zeitschrift Energy & Environment, wo auch Soon & Baliunas ein Organ gefunden haben. Diese Zeitschrift ist nicht in der Zitaten-Datenbank Journal Citation Reports häufig zitierter Zeitschriften gelistet. [http://pubs.acs.org/subscribe/journals/esthag-w/2005/aug/policy/pt_skeptics.html]
Ernst-Georg Beck war Gründungsmitglied der deutschen Klimaskeptikervereinigung EIKE und verstarb 2010.

Fred Singer, die FDP-Fraktion und die umweltpolitische Sprecherin der CDU-Bundestagsfraktion Marie-Luise Dött

Lange habe ich Fred Singer aus dieser Seite herausgelassen, weil seine Schriften (vor allem zitiert bei Beck) auf Englisch abgefasst waren - mit den deutschen Seiten hatte ich genug zu tun. Die amerikanische Lesart des Themas (wie das vieler anderer Themen) schien mir zu Zeiten von G.W. Bush ohnehin allzu offensichtlich interessengesteuert - sowohl was die öffentliche Meinung als auch was die Politik anging - ich hielt die USA in dieser Frage nicht für objektiv. Deshalb bestand für mich kein Bedürfnis nach Auseinandersetzung mit Singer.
Gerade (Oktober 2010) nahmen die Dinge jedoch eine überraschende Wendung. Singer hat es tatsächlich in in den Bundestag geschafft - er wurde zu einer Diskussionsrunde von FDP-Abgeordneten geladen - und da muss ich doch ein paar Zeilen auf ihn verwenden. Vor allem deshalb, weil die ebenfalls anwesende umweltpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Marie-Luise Dött, sich dazu hat hinreißen lassen, seine Ausführungen als "sehr, sehr einleuchtend" zu bewerten. Die FDP hat schon längere Zeit Kontakt mit Singer.
Vor dem Beginn dieser Arbeit hätte ich gedacht "na klar, jetzt versuchen die hartnäckigen Lobbyisten es schon wieder, Stimmung zu machen". Nach all meinen Recherchen ist dies für mich jedoch der politische Offenbarungseid der FPD: sie will der Öffentlichkeit weismachen, es gäbe noch Zweifel - und das, nachdem Wunsch-Koalitionspartner Angela Merkel sich schon als "Klimakanzlerin" hat feiern lassen. Meinungsmache von ganz oben kennen wir ja schon von anderen aktuellen Themen. Der diesbezügliche Artikel von Cordula Meyer ist absolut empfehlenswert [Meyer, Cordula. Die Wissenschaft als Feind. In: Der Spiegel 40 144 2010].
Fred Singer war jahrelang federführend in der TASSC - The Advancement of Sound Science Center. Diese Organisation wurde lange Zeit von der amerikanischen Zigarettenindustrie für Studien bezahlt. Es ist eigentlich unnötig zu erwähnen, dass in diesen Studien der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs geleugnet wurde. Eben dieser Wissenschaftler hat nach dem Misserfolg seiner Tabak-Kampagne neue Geldgeber gefunden: u.a. die amerikanische Ölbranche für sein SEPP.
Um seine Bedeutung in der Szene zu würdigen, müsste ich diesem Mann viele Seiten widmen. Da ich die USA in der Klima-Frage für verloren (sprich: Sachargumenten unzugänglich) halte, und da die Ergebnisse von Singers Informations-Arbeit und mir auch seine persönlichen Motive klar sind, habe ich mir das erspart. Da Beck ihn sehr fleißig zitiert hat, habe ich vermutlich auch die wichtigsten seiner Sach-Argumente bereits berücksichtigt.
Die skandalöse Haltung von Frau Dött jedenfalls war ganz schnell Geschichte. Sie ist kurz nach ihrem faux pas wieder zurückgerudert. Was aber bleibt, sind massive Zweifel an ihrer Sachkompetenz - sie hat sich von einem einzigen Vortrag überrumpeln lassen und ist kurz danach (aufgrund "höherer Einsicht") wieder auf Linie zurückgekehrt. Gerade in der wichtigsten umweltpolitischen Frage hat die umweltpolitische Sprecherin der größten Regierungsfraktion im deutschen Bundestag in meinen Augen ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Über die Rolle der FDP, die Singer eingeladen hat, brauche ich nicht viel zu sagen; ihre Nähe zu Wirtschaftslobbies ist bekannt.
Über die Arbeit von Fred Singer, seine Hintermänner und seine europäischen Verbündeten gab es zur Doha-Klima-Konferenz 2012 auch einen lesenswerten Artikel in der Zeit.

Sallie Baliunas löst einen Wirbel um die Zeitschrift Climate Research aus, in folge dessen der Herausgeber von Storch zurücktritt

Sallie Baliunas ist eine Astrophysikerin, die zunächst (vor der Verleihung des Nobelpreises) Crutzens Theorie des Ozonabbaus durch CFCs kritisierte. Heute bezweifelt sie sowohl das Phänomen der globalen Erwärmung als auch die Treibhausgaswirkung von zusätzlichem CO2.

In einer ihrer Studien behauptet sie, die Temperaturen seien im Mittelalter noch deutlich höher gewesen [Soon, W., Baliunas, S. (2003). Proxy Climatic and environmental changes of the past 1000 years. Climate research 23 89-110].

Wegen dieser Veröffentlichung geben vier Redakteure der Zeitschrift, darunter der Chefherausgeber, ihr Amt auf:
"Unter dem Eindruck anhaltender Kritik an dem Papier von Soon und Baliunas, unter anderem in einer Veröffentlichung der angesehenen Zeitschrift Eos, verfasste der Chefredakteur von Climate Research, Hans von Storch, einen kritischen Leitartikel in eigener Sache. Nachdem der Herausgeber ihm jedoch davon abriet, das Gutachtersystem des Hauses zu kritisieren, ist von Storch von seinem Posten zurückgetreten. "Die Studie war fehlerhaft und hätte nicht veröffentlicht werden dürfen", sagt der Klimaforscher vom deutschen GKSS-Institut für Küstenforschung in Geesthacht. Mittlerweile ist auch bekannt geworden, dass die fragliche Studie mit 53000 Dollar vom American Petroleum Institute unterstützt wurde und die beiden Autoren einen Teil ihres Einkommens vom George-C.-Marshall-Institut beziehen, das seit Jahren in Washington gegen Begrenzungen von Gasausstoß kämpft." [Illinger, Patrick. So viele Meilen bis Kyoto. Süddeutsche Zeitung. München 12.08.2003]

Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Monastersky berichtet über die Kritik am Baliunas-Papier:
"It is absurd to take wetness or dryness as proof of abnormal warmth, the critics argue. "A paper using that kind of methodology could not be published in any legitimate climate-research journal unless something was severely wrong or suspicious with the review process," says Virginia's Mr. Mann, lead author of the Eos paper, whose own studies on climate were heavily criticized by Mr. Soon's team in the Energy and Environment paper.
Mr. Mann and his colleagues also find fault with the Soon-Baliunas definition of a climatic event. Under their method, warmth in China in 850, drought in Africa in 1000, and wet conditions in England in 1200 all would qualify as part of the Medieval Warm Period, even though they happened centuries apart.
And the critics say that the Harvard-Smithsonian team set up a straw man in comparing conditions during the 20th century with those in earlier centuries. The greatest warming has happened during the past few decades, and so taking an average of the entire century, or even half of it, washes out the recent trend, says Mr. Mann. What's more, many of the climate records examined by the team do not include the most recent decades. Mr. Soon and Ms. Baliunas improperly used data sets compiled by other researchers, says Mr. Mann. "Many people feel betrayed by the misrepresentation of their data."
Indeed, scientists contacted by The Chronicle complained about the way their work was cited by the Harvard-Smithsonian team.
Peter deMenocal, an associate professor at Columbia University's Lamont-Doherty Earth Observatory, used sediment records off the coast of Africa as a proxy for ocean-surface temperatures. He says Mr. Soon and his colleagues could not justify their conclusions that the African record showed the 20th century as being unexceptional.
"My record has no business being used to address that question," the Columbia scientist says. "It displays some ignorance putting it in there to address that question."
David E. Black, an assistant professor of geology at the University of Akron, says Mr. Soon's group did not use his data properly in concluding that the Middle Ages were warm and the 20th century ordinary. Mr. Black's record of plankton in ocean sediment collected off Venezuela provides a proxy record of the strength of trade winds from 1150 to 1989. But "winds don't meet their definition of warm, wet, or dry," he points out.
Contrary to what Mr. Soon's team claims about the Venezuelan data, Mr. Black says he found no 50-year period of medieval extremes in his record. "I think they stretched the data to fit what they wanted to see," he says.
Mr. Soon defends his study and says the critics have mischaracterized his work. "Some of the proxy information doesn't contain directly the temperature information," he acknowledges, "but it fits the general description of the medieval warm climatic anomaly."
He says he included information about precipitation because too many scientists have focused on temperature, which is not the only measure of climate. "This is a first-order study to try to collect as much data as possible and try not to make the pretension that we know how to separate the information in the proxy." [Richard Monastersky. Storm Brews Over Global Warming. In: Chronicle of Higher Education, 4 September 2003]

Auch an der Ozondebatte nahm sie teil. Zitat aus wikipedia (Stand 01/2007):
"... Baliunas earlier adopted a skeptical position regarding the hypothesis that CFCs were damaging to the ozone layer, which earned its originators, Paul Crutzen, Mario Molina and Frank Sherwood Rowland, the Nobel Prize for Chemistry in 1995. Her arguments on this issue were presented at Congressional hearings held in 1995 (but before the Nobel prize announcement).
Baliunas' criticism was supported by climate change skeptics such as Fred Singer, Hugh Ellsaesser, Patrick Michaels,Frederick Seitz, and others. ...
Although Baliunas never publicly retracted her criticism of the ozone depletion hypothesis, an article by Baliunas and Soon written for the Heartland Institute in 2000 promoted the idea that ozone depletion, rather than CO2 emissions could explain atmospheric warming" [Baliunas, Sallie und Willie Soon. The trouble with ozone. In: Environment News. The Heartland Institute. Chicago 2000. In: www.heartland.org]
[http://en.wikipedia.org/wiki/Sallie_Baliunas]

Sallie Baliunas wird mehrfach von Ernst-Georg Beck zitiert.
Dr. Hans von Storch hat also versucht, das fehlerhafte Begutachtungssystem bei Climate Research (das das umstrittene Baliunas-Papier nicht geblockt hat) zu reformieren und wurde daran gehindert - woraufhin er zurücktrat. Man kann ihn also nicht als Klimaskeptiker sehen. Er kritisiert lediglich die Art und Weise, wie der Konsens der Klimaforschung dargestellt wird. So lieferte er sich manche Auseinandersetzung mit dem PIK, speziell Prof. Rahmstorf. Von Storch sieht eine Gefahr für die Seriosität der Klimaforschung, all zu viel Alarmismus zu verbreiten, lesenswert hierzu sein Artikel in spektrum.de. Rahmstorfs Gegenrede ebenfalls bei spektrum.de.

Peter Dietze, FUSION und der Dr.-Böttiger-Verlag

Peter Dietze ist Ingenieur für Elektrotechnik und Regelungstechnik und war bei Siemens beschäftigt. Von Publikationen zu Dietzes Wasserkastenmodell in einschlägigen Fachzeitschriften der Klimatologie ist dem Autor nichts bekannt (Stand 2007). Die vorliegende Schrift von Herrn Dietze [Dietze 2004] erschien außer im Internet nur in der Zeitschrift FUSION, die vom Dr.-Böttiger-Verlag über das Internet vertrieben wird. Der Verlag gibt ebenfalls die Zeitschrift der Bewegung "Neue Solidarität" heraus, die von wikipedia (Stand: 01/2007) der Lyndon-LaRouche-Bewegung zugeschrieben wird [http://de.wikipedia.org/wiki/Lyndon_LaRouche]. Tatsächlich enthielt die Homepage des Verlags im Januar 2007 einen Link auf ein Internetforum mit Lyndon LaRouche am 11.01.2007 bei http://www.larouchepac.com.
Zum politischen Hintergrund der vorliegenden Schrift von Dietze ein Zitat:
"Anmerkungen des Herausgebers
Der Artikel von Peter Dietze regt an, darüber nachzudenken, was für unser Volk in seiner gegenwärtigen Lage wichtiger ist:
die Wiedergewinnung des Generationenersatzes durch Sanierung der Geburtenzahl oder die "Rettung" des Globalklimas, zu dem die Industrienationen im äußersten Fall eine Abkühlung um 1/100 °C bis zum Jahre 2050 beitragen könnten.
Manche Mitbürger wagen nicht an ein gerechtes Erziehungsgehalt mit Rentenanspruch und kostendeckendes Kindergeld zu denken, weil das beim besten Willen nicht finanzierbar sei - mit 250 Milliarden Euro bis 2020 könnte man in Deutschland, anstatt 3/1000 °C zu erreichen, manchen erstickten Kinderwunsch wiederbeleben!" [Dietze 2004]

Peter Dietze wird u.a. von Ernst-Georg Beck, Alvo von Alvensleben und John Daly zitiert und trat auch 2008 als Referent bei öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen, z.B. des VDI, auf.

John Daly - "still waiting for greenhouse"

Der gebürtige englische Seefahrer beendete sein Leben 2004 in Tasmanien, wo er u.a. zahlreiche Meeresspiegelmessungen und Erkenntnisse anderer Klimaskeptiker via Internet veröffentlichte (u.a. Host für ein Simulationsprogramm von Peter Dietze). Seine Privatforschung wird in Fachkreisen nicht anerkannt.

John Daly wird u.a. von Ernst-Georg Beck und Alvo von Alvensleben zitiert.

ZDF-Meteorologe Dr. Wolfgang Thüne

Seine Vita reicht von vielfältigen Studien über eine langjährige Tätigkeit als Meteorologe, eine umstrittene Dissertation über "Die Heimat als soziologische und geopolitische Kategorie und als Identitätsimpuls in der Dynamik der modernen Industriegesellschaft" bei Prof. Bossle bis hin zur Propaganda-Zusammenarbeit mit dem einschlägig bekannten ZDF-Kollegen Gerhard Löwenthal (Aktion der Mitte) und einer Mitgliedschaft im Präsidium beim Bund der Vertriebenen. So schaffte er es auch in die Leitung des Referates "Naturwissenschaftlich-technische Grundsatzfragen der Umweltpolitik" beim Umweltministerium Rheinland-Pfalz (bis zur Pensionierung) und in den "Klimabeirat" der Bundesregierung.

Über seinen Doktorvater Bossle, Präsident des privaten Instituts für Demokratieforschung in Würzburg, schreibt Christiane Schlötzer-Scotland in der Süddeutschen Zeitung "Aufstand in der ?Doktorfabrik? - auch CSU verliert Geduld mit Soziologieprofessor Bossle" [In: Süddeutsche Zeitung, Nr.42, 20.02.1992, S. 21]. Otto Köhler schreibt in der Wochenzeitung Zeit über Thünes und andere Dissertationen bei Bossle: "Doktorspiele in Würzburg - jeder Dreck kann hier als Dissertation durchgehen..." [DIE ZEIT 45, 04.11.1988; archiviert unter: http://www.zeit.de/1988/45/doktorspiele-in-wuerzburg/komplettansicht?print=true]

Thüne ist der einzige mir bekannte Klimaskeptiker, der den Treibhauseffekt an sich in Frage stellt. Seit vielen Jahren schreibt Thüne gebetsmühlenartig (und publizistisch erfolgreich) gegen die Lehrmeinung der Klimaforschung an und wird häufig von Ernst-Georg Beck zitiert. Selbst die offene Infragestellung seiner fachlichen Kompetenz in den Mitteilungen der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft 1/1996 konnte ihn nicht bremsen. Wie er neuerdings in seiner Videobotschaft an Dr. rer. nat. Angela Merkel 2008 seine Klimaschutz-Philippika mit IR-Temperaturkarten zu beweisen sucht und dieses Video bei secret.tv publiziert, zeichnet ihn fachlich noch einmal ganz besonders aus.

Dr. Horst-Joachim Lüdecke sieht sich nicht als Skeptiker

Der Professor der Physik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saarbrücken äußert sich in einem Bericht über die Unsicherheiten der aktuellen Forschung. Er orientiert sich formal, methodisch und stilistisch an akademischer Fachliteratur; interessant ist jedoch die Darstellung seiner Motivation und die Auswahl seiner Quellen, die er eigens rechtfertigt: so deutet er eine Voreingenommenheit der publizierenden Klimaforschung gegen Skeptiker an, was s.E. begründet, dass man skeptische Artikel kaum in Fachzeitschriften findet.
Zitate aus seinem Bericht "Klimawandel und menschgemachtes CO2":
"Der Autor sieht sich nicht als "Skeptiker", der einen Einfluß des menschverursachten CO2 auf das Klima abstreitet. Er erhebt keinen Widerspruch gegen Inhalt und Qualität der klimatologischen Fachveröffentlichungen, die unter dem Dach des IPCC erstellt wurden, er ist aber auch kein unkritischer Zeitzeuge, der die vom IPCC politisch propagierte Hypothese über die katastrophale Rolle des anthropogenen CO2 gläubig übernimmt (aus guten Gründen nicht)." ...
"Der vorliegende Beitrag ist daher kein für eine Fachzeitschrift gedachter oder gar geeigneter Aufsatz. Er faßt vielmehr den heutigen Diskussions- und Faktenstand an Hand von leicht erreichbarer Internet-Fachliteratur kritisch zusammen und legt Schwerpunkte auf die umstrittenen, öffentlich geäußerten Folgerungen aus den heute vorliegenden Forschungsmodellen und -ergebnissen und auf die hieraus abgeleitete Politik. Alle im Aufsatz genannten Fakten wurden mit größtmöglicher Sorgfalt überprüft." ...
In seiner Liste von Informationsquellen finden sich neben den bekannten Klimatologen die einschlägig bekannten Seiten von Alvo von Alvensleben, Ernst-Georg Beck und SEPP.
"Dieses Vorgehen des Autors ist angreifbar, es kommt hier aber weniger auf wissenschaftlich umstrittene Details sondern auf das aus vielen Details resultierende Gesamtbild an." ...
"Veranlassung war das Bemühen, studentische Fragen - es handelt sich um Wirtschaftsingenieure, die von Klimaphysik einigermaßen weit entfernt sind - ehrlich und nach bestem Wissen zu beantworten. Wenn der Beitrag als Basis geeignet ist, den heutigen Stand und die zugehörigen Grundlagen einem interessierten Laien zu vermitteln, ist sein Zweck erfüllt.
Es sei nicht verschwiegen, daß der Autor innerhalb des wissenschaftlich zulässigen Interpretationsspielraumes (zur Vermeidung von Mißverständnissen sei wiederholt betont, daß in diesem Aufsatz keine einzige klimatologische Fachveröffentlichung in Zweifel gezogen wird) eine optimistische Haltung einnimmt. Hierzu geben die zahlreichen Irrtümer etablierter Wissenschaftsmeinungen der Vergangenheit genug Anlaß, stellvertretend seien genannt Die Liste ließe sich fortsetzen."
Lüdecke ist Pressesprecher der deutschen Klimaskeptikervereinigung EIKE.

Fritz Vahrenholt - ein RWE-Manager sorgt 2012 für Unruhe

Sein Buch "Die kalte Sonne" hat sich wie erwartet gut verkauft. Lanciert - natürlich - im kalten Winter. Er sprengt zudem mit seinen kontroversen Behauptungen eine Klima-Arbeitsgruppe der Akademie der Technikwissenschaften (ACATECH). Er geht davon aus, dass die Sonnenaktivität sich abschwächt und dass dies einen viel stärkeren Effekt hat als der zunehmende Treibhauseffekt - die Klimaforscher steigen daraufhin aus der AG aus. So vereitelt Vahrenholt einen Versuch der Klimaforscher, mit der Wirtschaft in Dialog zu treten.

Lord Christopher Monckton

Ein konservativer Politiker, der z.Zt. seine Mission in der Klimaskepsis sieht. Er ist in den Medien im angloamerikanischen Raum omnipräsent, stellt sich aber auch gerne dem Gegenwind. Eine sehr schöne Gegendarstellung seiner beliebtesten "Argumente" von Peter Hadfield bei youtube (Monckton bunkum Teil 1, weitere Teile siehe dort)

Richard Lindzen - gesellschaftswissenschaftliche Interpretationen eines Klimaforschers

Aus der Zusammenfassung einer Veröffentlichung des MIT-Wissenschaftlers aus 1996: "Despite the absence of a significant scientific basis for most predictions, the public has been led to believe that there is an overwhelming scientific consensus that the issue is a matter of immediate urgency requiring massive control of energy usage. The first part of this paper will briefly describe this situation. The thought that scientists would allow such an abuse of science is difficult for most laymen to believe. However, I suggest that what is happening may, in fact, be the normal behavior to be expected from the interaction of science, advocacy groups, and politics.
A study of an earlier example of such an interaction, the interaction of genetics, eugenics and immigration law during the early part of this century, reveals almost analogous behavior." [Lindzen, Richard. Science and Politics: Global Warming and Eugenics. In: Risks, Costs, and Lives Saved, R.W. Hahn, editor, Oxford University Press, New York, 1996]


Trittbrettfahrer - oder: die Rolle der Medien


Von der allgemeinen Verunsicherung profitieren nicht nur die Kreise, die eine Beschränkung der CO2-Emisionen verhindern wollen. Auch Buchverlage, Printmedien und das Fernsehen gieren nach provokanten Aussagen, die gegen den (unbequemen) Mainstream anecken. Es gilt ein großes interessiertes Laienpublikum zu befriedigen, das teils nach geldwerten Argumenten gegen CO2-Restriktionen sucht, teils die Warnungen des IPCC nicht wahrhaben will.

Welt-Topstory

Die Welt macht gerne mit Klimaskeptiker-Thesen auf, erhebt die abstrusesten Geschichten zur "Welt-Topstory". So auch zu Becks m.E. letzter großen Meldung von einer in etwa 2020 kommenden Eiszeit, eine Meldung, die ihrer Meinung nach den Klimaforschern "mächtig einheizt".

Focus Magazin und Bild-Zeitung

Im kalten Winter 2009/10 verkaufte sich die Titelgeschichte des Focus vom 11.01.2010 besonders gut, vor allem nach der Werbung im ZDF-Morgenmagazin. Dort durfte in der Presseschau eine Focus-Redakteurin süffisant verkünden (sinngemäß): die Klimaforschung sei sich ja immer noch uneins über die Klimaerwärmung. Es drohe eine kleine Eiszeit, weil die Sonnenfleckenzahl sich dramatisch vermindert hätte.

Tatsächlich sind nun vom 11-jährigen Zyklus, der nur geglättet sinusförmig verläuft, ganze zwei Jahre unterdurchschnittlich verlaufen. Eine Vorhersage des laufenden wie der nächsten Zyklen lässt sich dadurch auf keinen Fall zuverlässig vorhersagen. Es wird aber der Eindruck vermittelt, die ganze Diskussion um Treibhausgas-Emissionen sei obsolet - diese wackelige Argumentation ist dem Focus eine ganze Titelgeschichte wert. Der Artikel ist gemäß dem vollmundigen Werbesversprechen des Chefredakteurs Peter Markwort natürlich angereichert mit "Fakten, Fakten, Fakten" - die sich bei näherem Hinsehen z.T. leider nur als wissenschaftliche Binsenweisheiten entpuppen (z.B. Infographik über den solaren Fusionsprozess) - die tragen zwar nicht viel zur Aufklärung des Problems bei, suggerieren dafür aber eine seriöse wissenschaftliche Berichterstattung. Für den naturwissenschaftlichen Durchschnitts-Bildungsbürger eher schwer zu durchschauen. Bei näherem Hinsehen zeigt sich dann überraschenderweise, dass der Redakteur Odenwald allerdings auch ganz seriös so manches Pro und Contra gegenüber stellt und damit am Ende einen brauchbaren Artikel schafft - nur leider wird das von den meisten Blog-Teilnehmern überlesen, die nur die bombastische Schlagzeile lesen und dann wieder im Blog ein klimaskeptisches Feuerwerk abbrennen.

Die Rechnung geht also wieder einmal auf - die Auflage wird's danken.

Ein Deja-Vu gab's diesen Winter (Februar 2012) mit Fritz Vahrenholts Medien-Coup "Die kalte Sonne" (siehe < a href="Klima.html#aKalteSonne">hier). Pikanterweise war und ist der SPD-Politiker nicht nur in großen Unternehmen der Energieversorgung (Shell, RWE) tätig, sondern war in den 90er Jahren auch Umweltsenator in Hamburg. Bei genauerem Hinsehen ein Sturm im Wasserglas - die Bild-Zeitung überinterpretierte in ihren Schlagzeilen Vahrenholts Aussagen total, Zitat: "die CO2-Lüge [...] Steht die Menschheit vor einer selbst­gemachten Klima-Katastrophe? Oder ist die globale Erwärmung nur eine große CO2-Lüge hysterischer Wissenschaftler? Ein Autorenteam um Hamburgs Ex-Umweltsenator Fritz Vahrenholt gibt Entwarnung!" [Weber, Prof. Werner (TU Dortmund). Die CO2-Lüge - Renommiertes Forscher-Team behauptet: Die Klima-Katastrophe ist Panik-Mache der Politik. In: Bild 06.02.2012. URL: http://www.bild.de/politik/inland/globale-erwaermung/die-co2-luege-klima-katastrophe-ist-panik-mache-der-politik-22467268.bild.html]. Wer bei der Welt nachliest, findet heraus, dass Vahrenholt gar kein wirklicher Leugner des anthropogenen Treibhauseffekts ist. Selbst der Bild-Artikel endet in der Aussage: "Wir schlittern also in eine jahrzehntelange SonnenFLAUTE hinein. Und die kommt uns wie gerufen! Denn sie wird die CO2-Erwärmung eine ganze Weile lang neutralisieren und unserem Globus vermutlich eine Abkühlungsphase bescheren. Erst ab 2040 könnte es wieder wärmer werden. Und bis 2100 steigen dann die Temperaturen womöglich um ein halbes bis ein Grad an. Klar ist: Dagegen sollten wir etwas tun. Der Weg weg von Öl/Gas/Kohle hin zu mehr erneuerbarer Energie ist richtig! Aber die maßlosen Hitze-Prognosen des Weltklimarats sind reine Angstmache!" [ebd.].
Das Stichwort "CO2-Lüge" bedeutete bei der Bild-Zeitung früher etwa Anderes. Insofern hat auch dieses Blatt in der Klima-Frage eine Kehrtwende vollzogen - selbst wenn das mancher Leser erst 'mal überlesen haben wird. Die Auflage der Bild-Zeitung sowie die deutschen Stammtische danken wieder einmal herzlich.

Horx, Reichholf und die "Welt"

Ich zitiere hier ein paar Stellen aus einem Artikel des Klimaforschers Stefan Rahmstorf, der sich neben seiner Arbeit am PIK und in diversen Gremien (u.a. IPCC) immer wieder genötigt sieht, sich mit den Klimaskeptikern auseinander zu setzen:

"Ein Newcomer unter den "Klimaskeptikern" ist der Zukunftsforscher Matthias Horx, der in einem Welt-Essay (13. März 2007) das alte Argument vorbringt: "Das Klima hat sich schon immer geändert." Das stimmt, aber die Fakten von Horx stimmen großenteils nicht oder sind irreführend dargestellt. So schreibt er, vor 500 Millionen Jahren habe die CO2-Konzentration sensationelle 28 Prozent betragen (tatsächlich waren es 0,7 Prozent), und vor 300000 Jahren sei die Sauerstoffkonzentration 30 Prozent gewesen (in Wahrheit ist das tausendmal länger her).
Dann behauptet er: "Mindestens viermal in der Urgeschichte kam es zu ausgedehnten Wärmeperioden. Vor 400000 Jahren dauerte die "Global Warming" - Phase 30000 Jahre". Hier spricht Horx von den vier Warmphasen (Interglazialen), die in den letzten 400000 Jahren zwischen den Eiszeiten aufgetreten sind.
In einem solchen Interglazial, nämlich dem Holozän, leben wir seit dem Ende der letzten Eiszeit vor 10000 Jahren. Horx suggeriert aber, diese "Wärmeperioden" seien wärmer als das heutige Klima gewesen, und ein "global warming", wie die Erde es derzeit erlebt, sei etwas ganz Normales. Die Klimadaten geben dies allerdings nicht her: sie legen im Gegenteil nahe, dass die globale Durchschnittstemperatur in den vorherigen Interglazialen der im Holozän vergleichbar war. Am besten belegt ist dies für die letzte Warmzeit vor 120000 Jahren, das Eem. Damals war es in der Arktis zwar mehrere Grad wärmer als heute (und der Meeresspiegel wegen der kleineren Eisschilde 4 bis 6 Meter höher), die globale Mitteltemperatur war aber nach gegenwärtigem Wissensstand nicht spürbar wärmer. Dies liegt an der Ursache dieser Warmphasen, den Erdbahnzyklen, die die Sonneneinstrahlung zwar umverteilen (im Eem wesentlich mehr Sommersonne in der Arktis), aber eben nicht global erhöhen.
Im nächsten Satz behauptet Horx: "Auch in den letzten 3,5 Millionen Jahren taute die Antarktis, wie der Jenaer Geowissenschaftler Lothar Viereck-Götte anhand von Bohrkernen herausfand, mehrmals auf und wieder zu."
Wenn die Polizei einen Brand untersucht und handfeste Beweise für Brandstiftung vorlegt, könnte man diese auch kaum mit dem Argument entkräften: Feuer hat es auch schon gegeben, bevor es Menschen gab.
Eine wissenschaftliche Sensation - wenn es denn stimmen würde. Viereck-Götte sagt dazu nur lapidar, Horx habe seine "Ergebnisse falsch dargestellt". Tatsächlich zeigen seine Daten lediglich, dass an einer Stelle der Antarktis ein bestimmtes Eisschelf mehrfach vorgestoßen und wieder zurückgegangen ist. Ein unspektakuläres Stück Routinearbeit der Klimawissenschaften, das Horx zur Beförderung seiner Thesen zum "Abtauen der Antarktis" aufbauscht.
Horx rechtfertigte seinen Fehler mir gegenüber damit, er habe diese Information aus den Medien übernommen. Hier stellt sich die Frage: Ist der nach Pressekodex erforderlichen "sorgfältigen Recherche" damit Genüge getan, dass man aus anderen Zeitungsartikeln etwas abschreibt? Oder sollten fünf Minuten investiert werden, um die Originalquelle zu prüfen? Ohne eine solche Überprüfung setzen sich Fehler über Jahrzehnte immer weiter fort, wie der oben genannte Mythos, Vulkane würden mehr CO2 ausstoßen als der Mensch.
Die Essenz von Horx' Artikel ist ja gerade, dass die auf mehr als einem Jahrhundert sorgfältigster Forschung beruhenden Aussagen der Klimatologen nicht zuverlässig seien. Da verwundert es schon, dass Horx offenbar nicht einige Minuten zu investieren bereit ist, um die Zuverlässigkeit seiner eigenen Aussagen zu prüfen.
Am Ende bringt Horx sogar das ebenso alte wie falsche Argument, das Klima ließe sich nicht voraussagen, weil wir "nicht einmal Regen und Sonnenschein für Kleindettelhausen in 7 Tagen" vorhersagen könnten. Ich weiß nicht, ob Horx selbst nicht zwischen Wetter und Klima unterscheiden kann, oder ob er einfach nur hofft, dass seine Leser dies nicht können. Egal - um zu einem Interview mit Maybrit Illner und in diverse Talkshows geladen zu werden, hat das Sammelsurium von Falschaussagen gereicht."
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"Der Fall Reichholf
Mit falschen und irreführenden Klimakurven arbeitet auch Josef Reichholf, dessen Buch "Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends" derzeit in vielen Buchläden ausliegt. Die Kernthese des Buches ist, dass die Klimaentwicklung im letzten Jahrtausend wesentlich unsere Geschichte geprägt hat. Überraschenderweise erfährt man jedoch praktisch nichts über den wissenschaftlichen Kenntnisstand zu dieser Klimaentwicklung. In der Fachliteratur gibt es inzwischen ein Dutzend Rekonstruktionen des Klimaverlaufs auf der Nordhemisphäre über diese Zeit, die auf den Daten aus Baumringen, Korallen, Eisbohrkernen, Sedimenten und der Gletscherausdehnung beruhen. Sie alle sind im neuen IPCC-Bericht diskutiert. Bei Reichholf werden diese Studien nicht erwähnt. Er diskutiert zwar, dass historische Ereignisse wie die Vorstöße der Mongolen wohl mit bestimmten Klimabedingungen zusammenhängen müssten - auf eine Überprüfung dieser Hypothese anhand von Klimadaten wartet der Leser jedoch vergeblich. Dafür liefert Reichholf reichlich Belege für sein Unverständnis elementarer Zusammenhänge im Klimasystem, zum Beispiel wenn er über die Eiszeiten schreibt: "Die Niederschläge hatten global stark abgenommen, weil so viel Wasser an beiden Polen in Eis gebunden war."
Ausführlich wird die Geschichte der Landverluste durch Sturmfluten an der Nordsee behandelt - aber ohne deren Ursache zu erwähnen, die nacheiszeitliche Landabsenkung um über 1 mm/Jahr. Nach seinem Credo "warm ist gut" führt Reichholf diese Landverluste stattdessen auf das schlechte Wetter während der "Kleinen Eiszeit" zurück. Dass einige der verheerendsten Fluten, zum Beispiel die Julianenflut 1164 und die Marcellusflut 1219, während der mittelalterlichen Warmphase stattfanden, stört ihn dabei nicht.
Die einzige scheinbare Klimakurve des letzten Jahrtausends findet man auf Seite 231. Dort steht eine Grafik mit der Überschrift "Sonnenaktivität und Klima über das letzte Jahrtausend". Man wundert sich, dass nur eine Kurve gezeigt ist, und nicht eine Klima- und eine Sonnenkurve verglichen werden. Die Achsenbeschriftung lautet "Wärme-Index", und in der Bildunterschrift liest man, dass die "Klimaerwärmung gerade das angenommene Niveau des Hochmittelalters erreicht".
Schaut man bei der angegebenen Quelle nach (wie bei Reichholf üblich ein populärwissenschaftlicher Artikel, keine Originalquelle), stellt man fest: Es handelt sich um 14C-Daten aus Baumringen, die Rückschlüsse auf die vergangene Sonnenaktivität erlauben. Doch Reichholf hat die Kurve verändert: Im Original reichen die Daten bis 1955, bei Reichholf ist dieselbe Kurve so gestreckt, dass sie bis zum Jahr 2000 reicht. Dies ist nicht unwichtig: Bekanntlich hat die Sonnenaktivität seit 1955 nicht zugenommen, weshalb sie nicht an der aktuellen Erwärmung beteiligt sein kann. Bei Reichholf sieht es dagegen so aus, als habe die Sonnenaktivität bis 2000 deutlich zugenommen. Zudem wird den Lesern nahegelegt, es handele sich um eine Temperaturkurve. Wie oben erwähnt, zeigen aber alle Temperaturkurven, dass es heute auf der Nordhalbkugel deutlich wärmer ist als im Mittelalter - obwohl die Sonnenaktivität nicht höher ist. Da Sonnenaktivität und Temperatur im letzten Jahrtausend gut korrelieren, ist gerade der gegenläufige Trend von beiden in den letzten Jahrzehnten wichtig. Was von Reichholf suggeriert wird, ist das Gegenteil dessen, was Stand der Klimaforschung ist. Im Text behauptet Reichholf sogar, dass "der Erwärmungstrend seit der Jahrtausendwende zumindest gestoppt, wenn nicht sogar etwas rückläufig" sei - wohl kaum eine seriöse Beschreibung der Messdaten (Abb. 1). Die Monate Januar und April 2007 waren übrigens global die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Ähnliches trifft auch auf sein eigenes Fachgebiet zu. Viele Biologen erforschen detailliert die Auswirkungen des Klimawandels auf Tier- und Pflanzenarten. Sie kommen überwältigend zu dem Schluss, dass die globale Erwärmung in Zukunft zu einer massiven Gefährdung der Artenvielfalt führen wird. Dies spiegelt sich auch in den durch die Biologen erarbeiteten Übersichtsberichten wie dem Millennium Ecosystem Assessment 10 oder dem IPCC-Bericht, an denen jeweils über tausend Experten jahrelang gearbeitet haben. Reichholf behauptet nun in den Medien einfach das Gegenteil, ohne jedoch in der Fachliteratur selbst dazu etwas publiziert zu haben. Es gehört zum guten Stil seriöser Wissenschaftler, sich nicht mit Thesen an ein Laienpublikum zu wenden, die man nicht zuvor in der begutachteten Fachliteratur publiziert und damit Fachkollegen zur kritischen Diskussion gestellt hat.


Abb. 2. Temperaturverlauf in Mitteleuropa im Frühjahr/Sommer als Mittelwert der Wetterstationen Basel, Potsdam, Utrecht und Wien, bekannt als Baur'sche Reihe. Die Punkte zeigen jährliche Werte, die dicke Linie den nicht-linearen Trend (geglättet über 20 Jahre). Der Biologe Josef Reichholf behauptet dagegen, die Frühjahr/Sommer-Temperaturen in Mitteleuropa hätten seit 1960 um etwa 1°C abgenommen und lägen heute noch unter dem Wert des Jahres 1760. Angeblich beruht seine Kurve auf denselben Wetterstationen.

Eine weitere falsche Kurve findet sich in einem Reichholf-Aufsatz im Buch "Die Zukunft der Erde". Er zeigt dort den Temperaturverlauf in Mitteleuropa nach den Wetterstationen Basel, Utrecht, Potsdam und Wien - die bekannte "Baur'sche Reihe". Nach Reichholfs Abbildung liegen die Frühjahr/Sommer-Temperaturen heute niedriger als im Jahr 1760, sie zeigen insgesamt einen Abkühlungstrend, und zwischen 1960 und 2000 haben sie sogar um 1°C abgenommen. Nicht nur Klimatologen dürfte dies seltsam vorkommen. Trotz ausführlicher Korrespondenz konnte Reichholf die Entstehung dieser Kurve nicht nachvollziehbar erklären. Sie beruhe auf einer Tabelle in einem Buch aus dem Jahr 1982, ergänzt durch neuere Daten vom Hohenpeißenberg. Auf meine Frage, wieso Reichholf den Hohenpeißenberg benutze und nicht einfach durchgehend die gleichen Stationen zeige, antwortete er mir, dies sei ihm "zu zeitaufwendig" gewesen. Der korrekte Verlauf der Baur'schen Reihe ist in Abb. 2 gezeigt - sie ähnelt in keiner Weise der Reichholf'schen Grafik.
Der Fall Reichholf ist insofern interessant, als er als Professor der TU München den Regeln der "guten wissenschaftlichen Praxis" verpflichtet ist, die "Verfälschungen von Daten und Quellen" verbieten und zur Arbeit lege artis verpflichten. Ansonsten zeigt der Fall nochmals die schon erwähnte Liebe der Medien zu provokanten, aber haltlosen Behauptungen statt zu solider Arbeit: Reichholf wurde unter anderem mit Interviews in "Spiegel" und "Focus" belohnt."
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"Werden Fehler korrigiert?
Wenn Falsches publiziert wurde, wird es korrigiert? Dies verlangt nicht nur der Pressekodex sondern auch die intellektuelle Redlichkeit. Im Dezember 2006 regte ich Reichholf gegenüber an, seine falsche Darstellung der Baur'schen Reihe zu korrigieren. Auch Horx fragte ich im Mai 2007, ob er seine falschen Aussagen nicht richtig stellen wolle. Beide haben darauf nicht reagiert. Beide haben übrigens neue Bücher auf dem Markt, die es durch Medienaufmerksamkeit zu verkaufen gilt.
Auch die Welt-Redaktion bat ich um eine Korrektur, nachdem das Blatt (21.3.) geschrieben hatte: "Die Sicherheit über den Anteil der Menschheit an der Erwärmung ist auch im neuesten Klimabericht gar nicht höher ausgewiesen als im letzten von 2001. Reklamiert wird nach wie vor eine 66-prozentige Wahrscheinlichkeit. Auch wenn in sämtlichen Pressekonferenzen und vor allem den Medien unisono von einer 90-prozentigen Sicherheit die Rede war." Man muss nur im IPCC-Bericht nachsehen: dort ist schon in der Zusammenfassung deutlich hervorgehoben, dass wir heute 90% sicher sind, und dass dies ein wichtiger Unterschied zum letzten Bericht ist. Mein Vorschlag, die falsche Aussage zu korrigieren, löste in der Welt-Redaktion "Befremden" aus. Sie könne sich doch nicht "von den eigenen Autoren distanzieren", schrieb mir die stellvertretende Chefredakteurin Andrea Seibel. Der Autor des betreffenden Beitrags, Uli Kulke, fällt übrigens immer wieder durch falsche Aussagen auf, mit denen der Klimawandel heruntergespielt werden soll.
In der FAZ dagegen korrigierte Wissenschaftsredakteur Christian Schwägerl eine Woche später in einem eigenen Artikel wesentliche Falschaussagen des oben zitierten Beitrags von Christian Bartsch, auch wenn dies nicht explizit als Korrektur deklariert war. Allerdings durfte Bartsch am 24. Juli nochmals mit weiteren Falschaussagen nachlegen."

[Rahmstorf 2007]

Den Artikel können sie hier im Original lesen.



Zu meiner kritischen Betrachtung der Argumente der Klimaskeptiker siehe hier.

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