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Petites Aventures au bord de la mer op. 33
Kleine Abenteuer aus neuen Klängen
Motive aus nur zwei oder drei Tönen, durch Pausen getrennt, tauchen aus dem Nichts auf, plötzlich und eruptiv angerissene Akkorde zerfasern, zerflattern wie Papierfetzen im Wind; länger liegende Klänge changieren zwischen Mezzopiano und Pianissimo und auch zwischen den Farben einzelner Instrumente. Die kleine Sekunde, manchmal verstrebt in einen imaginären Terzklang und also einen Wechsel von Dur und Moll auch wiederum nur andeutend, taucht immer wieder auf, hallt in einer elegisch getönten Landschaft. Was hier beschrieben wird, ist das klingende Ergebnis der „Petites Aventures au bord de la mer“ des Bremer Komponisten Erwin Koch-Raphael, musikalische Reminiszenz eines Tages am Meer bei Ebbe, wo die Wellen fragmentierte Gegenstände zurückließen, zusammenhanglos, „objets trouvès“; zwischen Stille und Stille ist das einzelne Ereignis ein Teil der Ewigkeit.
Mit den „Kleinen Abenteuern“ von Erwin Koch-Raphael eröffnete das Dresdner Musica-Viva-Ensemble unter der Leitung von Jürgen Wirrmann sein Gastkonzert im Sendesaal von Radio Bremen vielversprechend: Es gehört Mut dazu so leise, zerbrechliche, oft einstimmige Musik zu schreiben, wo jeder Klang tatsächlich ein „Abenteuer“ ist, und mehr, eine Herausforderung, diese auf jede überflüssige Opulenz verzichtende Komposition intensiv wahrzunehmen und innerlich nachwirken zu lassen. ...
(Hartmut Lück, Weserkurier, 04.02.1988)
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