"composition no. 91 (fermate)"
"composition no. 91 (fermate)"
Konzert
für Trompete solo
und Ensemble
Besetzung:
Flöte, Oboe, Bassklarinette (B), Kontrafagott
Percussion:
1 kl.Tr., 3 Becken, 1 Gong, 1 Xyl., 1 Gl.sp., Schellen,
2 Holzblocktr.("Jam blocks"), Ratsche
2 Violinen,Viola,Violoncello
(oder Steichorchester)
Trompete (B) solo
2022
Spieldauer: 11.31 Minuten
Kommentar
Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm, niemand bespricht unsern
Staub. Niemand. Gelobt seist du, Niemand. ... Es ist Zeit, daß man weiß!
Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt, daß der Unrast ein Herz
schlägt. Es ist Zeit, daß es Zeit wird.
(Celan aus ‚Psalm‘ und (‚Es ist Zeit ...‘) aus ‚Corona‘)
Die Komposition „composition no. 91(fermate)“ lässt sich nicht von den Weltereignissen
während der Entstehungszeit trennen - dem Krieg in der Ukraine und den Auswirkungen
auf die ganze Welt, getrieben von den - auch damit verbundenen - immer größer
werdenden Dringlichkeiten der Klimakrise, die auch Europa inzwischen für alle spürbar
erreicht hat.
Die Skizzen zur Komposition zeigen Spuren, die, davon berührt, tiefer gehen, in ihrer
Ästhetik vielen Filmszenen Andrei Tarkowskis verwandt.
Hinweise auf Cy Twomblys "Lepanto"-Zyklus und seine Art des tracing finden sich im
Skizzenkonvolut, aber auch Celan - sein Echo ist unüberhörbar in der Musik. Sein
Gedicht ‚Engführung‘ mit seiner Art der Verknüpfungen, seinem Wiederholen und erneut
Ausdeuten, weist hin auf alles das, was uns heute noch nicht gelingt, um die Welt vor
unserm Unvermögen zu bewahren.
Das Wort ‚Corona‘ ist im italienischen Sprachraum das Wort für ‚Fermate‘, es steht für
„Haltepunkt am Ende einer musikalischen Phrase ... keiner Vergänglichkeit unterworfen
.... zwingt zum Gedächtnis“. Tarkowski, Twombly, Celan ...
(Vgl. Barbara Wiedemann)
Es ist die Musik selbst, die sich hier spiegelt und spielt ... sich erinnert ... es wieder und
wieder versucht.
Wo stehen wir selbst?
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