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Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel |
"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"
186. Brief
Millport, 30 August 1892.
Mein geliebtes Röschen! Heute morgenbin ich mit
Murray auf der kleinen "Medusa", seinem zoologischen
Expeditionsschiff, hier wohlbehalten angekommen und wohne mit ihm 4
Tage bei einem Mr. Robertson, Amateur de Zoolgie Marine. Wir
haben einen bösen Tag hinter uns. Gestern verließen wir zu Schiff
Schandon, wo wir bei Murrays Schwager, dem jungen Henderson, einen
sehr hübschen Sonntag verlebt hatten. Ich konnte eine Solo-Wanderung
und 2 Aquarelle leisten. Gestern wollten wir mit der "Medusa" in 2 Seen
Plankton fischen. Aber schon nach der ersten Stunde wurde das Wetter
so schlecht, daß wir die Arbeit aufgeben mußten. Wir wollten nun direkt
hierher fahren. Allein gegen Abend wurde der Sturm so heftig, daß wir
den Schutz der Küste aufsuchen und in dem Largs-Kanal vor Anker gehen
mußten! Diese Nacht war sehr romantisch! Aber geschlafen habe ich
wenig. Die "Medusa" ist ein kleines Dampfboot mit 16
Pferdekräften und 3 Mann&nbps;. . . In der kleinen Kajüte
(in der ich nicht aufrecht stehen kann) ist ein kleiner Arbeitstisch zum
Mikroskopieren, aber Platz zum Schlafen nur für 3 Mann. Dabei
schaukelte das kleine Boot, zwischen 2 Ankern liegend, ununterbrochen.
Die Wellen und Regenströme gingen über Deck, und der Sturm heulte
dermaßen, daß an Schlaf nicht viel zu denken war . . .
Montag wahrscheinlich nach London. Weitere Reisepläne hängen von den
Nachrichten über die Cholera ab, die sich uns auszubreiten scheint. Ich
hoffe sehr, endlich bald Nachrichten von Euch zu
erhalten . . . Das Wetter ist heute sehr schlecht, die
graue und nebelhafte schottische Landschaft höchst
melancholisch . . .
Brief 185..........................................................................................Brief 187
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Diese Seite ist Teil von Kurt Stübers online library
erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999
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