"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"
187. Brief
Millport, 1. September 1892.
Meine geliebte Silberbraut! Gestern endlich, gerade
als wir in die "Medusa" stiegen, erhielt ich über Edinburgh Deinen sehr
ersehnten ersten Brief vom 24. Er hat eine Woche
hierher gebraucht! Ich bin sehr froh zu hören, daß es Euch gut geht, und
hoffe das Beste von Eurer Kur. Ich sehne mich sehr nach meinem
allerliebsten Weibchen und unserer stillen "Villa Medusa". Der
zoologische Dampfer "Medusa" ist zwar auch interessant, aber nichts
weniger als "gemütlich"! . . . Heute wieder solcher
Sturm, daß unsere beabsichtigte Dampfer-Exkursion nach "Loch Fyne"
unterbleiben muß. Die stürmische See läßt kein Boot ausfahren. Dabei ist
es so kalt, daß in allen Zimmern das Kaminfeuer brennt.
Nachdem ich die zoologische Sammlung der Bibliothek
des alten Mr. Robertson mit Murray durchgesehen habe, überlege ich, wie
ich in dieser ungemütlichen Cholera-Zeit am sichersten und raschesten
nach Hause komme. Schreibe mir ja bald nach Köln (postlagernd), wie
lange Ihr noch in Kissingen zu bleiben gedenkt, und ob Ihr etwa noch 8
Tage in Oberhof bleiben wollt. Oder wollen wir und (etwa am 10.?) in
unserem lieben Jena wieder treffen? Die zweite Hälfte September sind
wir doch am besten wieder zu Haus . . . Überdies ist
mir der Aufenthalt unter dem lieben British people bei seiner formellen
Steifheit diesmal besonders ungemütlich. Lipsiusī Tod hat mir sehr leid
getan! Auf frohes Wiedersehen . . .
Brief 186..........................................................................................Brief 188

zurück zum Inhaltsverzeichnis