"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"
193. Brief
Potsdam, 23. September 1894.
Meine geliebte Agnes! Aus Deiner soeben
eingetroffenen Karte von gestern ersehe ich, daß Du ebenso ahnungslos
wie ich die nun schon realisierte Geburt unsers ersten Enkelchens noch
für weiter ausstehend hieltest. Deine Postkarte ist in Jena um 8 Uhr
abgestempelt, also kurz nachdem die kleine Prinzessin in Leipzip
bereits das Licht der Welt erblickt hatte. Gut, daß das große
Ereignis glücklich vorüber ist. Ich bin nur sehr begierig, Näheres von
Dir zu erfahren. Gewiß fährst Du heute abend bereits nach Leipzig.
Schreibe mir nur recht ausführlich, wie alles gegangen ist und wie
unser kleines Enkelchen sich benimmt. Im Grunde ist es für Dich gut,
daß Du der angreifenden Sorgen und Anstrengungen bei der Geburt
überhoben wurdest. Du kannst nun mit mehr Ruhe dort hilfreiche Hand
leisten.
Meine Reise verlief gut. In Magdeburg hatte ich 1
Stunde Aufenthalt, die ich mit meinem alten (82jährigen) Lehrer Gude
gemütlich verplauderte. Der 70. Geburtstag meines Bruders verlief sehr
hübsch und gemütlich . . , teils feierlich, teils
heiter . . . Ich arbeite tüchtig an meinem
Buche . . .
Brief 192..........................................................................................Brief 194

zurück zum Inhaltsverzeichnis