| |
|
Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel |
"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"
238. Brief
Berlin, 20. Mai 1907.
Mein liebes Röschen! Die ersten beiden Tage meiner
schwedischen Pfingstreise zur Linné-Feier sind gut
verlaufen . . . Am Samstag waren die Züge nicht
überfüllt, ich traf pünktlich in Berlin ein. Das Hotel "Habsburger Hof",
das mir Hans empfohlen hatte, ist im Umbau. Ich blieb deshalb in dem
kleineren Hotel "Hollstein" . . . Zufällig ist es
dasselbe Haus, in dem Tante Bertha 1871 wohnte, und wo ich mit meinen
Eltern im Juni den Einzug der aus Paris zurückkehrenden Truppen ansah
(Kaiser Wilhelm I., Bismark, Moltke, Roon an der Spitze). Mein lieber
Vater (Ritter des Eisernen Kreuzes von 1813!) hatte daran große Freude,
1/2 Jahr vor seinem Tode. - Mittags besorgte ich zunächst die Reise-
Billets bis Stockholm (hin und zurück von Berlin 99 Mark).
Dann besichtigte ich das neue (mir noch unbekannte) Museum für
Meereskunde - sehr interessant und lehrreich! Nachmittag ein
Spaziergang im Tiergarten, der im schönsten jungen Frühlingsschmuck
prangt. Abends eine Anzahl mitgenommener Briefe beantwortet.
Pfingstmontag nachmittag 2 Ausstellungen besucht: Das Kolonial-
Museum (schöne Bilder aus den deutschen Kolonien) und die große
Berliner Kunstausstellung. In dieser wenig hervorragende Bilder,
Massen von Skulpturen, die größte mein "Denkmal der
Naturwissenschaft" von Harro Magnussen, das Du aus derAbbildung in
der Illustrierten Zeitung kennst. Es wirkt aber durch die schönen Farben
des bunten Marmors viel besser. Die Frauen-Figur (mit Fackel in der
rechten, Gorilla-Schädel in der linken Hand) sieht in Bronze gut aus.
Mittag . . . große Familien-Chronik: 4 Generationen
(zum erstenmal!) persönlich beisammen. Mein Urgroßneffe (Wolfgang
Ernst Strande aus Itzehoe) 9 Monate alt, sehr
niedlich . . . Heute, Pfingstmontag, fahre ich in 12
Stunden über Stralsund, Saßnitz, Trelleborg nach Malmö. Morgen in der
Universität Lund (Linné-Fest), mittag nach Stockholm.
Donnerstag und Freitag Linné-Feier in
Upsala . . . Ich bin wohl und munter und hoffe
die Strapazen der Festwoche gut zu überstehen. In Stockholm werde ich
wohl 25.-27. sein. Hoffentlich geht es Dir und den Kindern gut. Grüße
alle recht herzlich, liebe Frau, und halte Dich tapfer (vorsichtig mit
Kleidung im Garten!)
Brief 237..........................................................................................Brief 239
 zurück zum Inhaltsverzeichnis
Diese Seite ist Teil von Kurt Stübers online library
erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999
|
|
Diese Seite wurde seit dem (17-Apr-2008) mal besucht. |
|
|