"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"
41. Brief
Jena, den 6. August 1869.
Wie froh bin ich, heute früh einen Brief von Dir
bekommen zu haben, nach dem ich mich schon wieder sehr gesehnt hatte.
- Ich weiß nicht, es ist mir noch kein Mal so schwer geworden, die
Trennung von Dir, mein lieber Ernst, wie das wohl kommen mag?? Abends
bin ich immer allein, sitze in meinem Zimmer oder stehe am Fenster und
weine ein Stückchen; es hilft aber alles nichts, ausgehalten muß es nun
einmal werden. Ich bin nur froh, daß Du wohl und munter bist. Mir geht
es ziemlich. Schultze hat mich ein paarmal besucht und mir
Sodawasser zu trinken verordnet. Der gute liebe Gegenbaur kommt öfter
und erzählt mir manches, natürlich meistens von dem Zustande seiner
Frau, mit der es ja jetzt dauernd besser zu gehen scheint. Hoffentlich ist
nun die schwerste Zeit endlich überstanden. Deinen Reisebericht habe
ich heute Mutter und Clara vorgelesen und werde ihn abend an Gegenbaur
schicken, der sehr nach Dir frug und Dich herzlichst grüßen
läßt . . .
Vor einigen Tagen kam wieder ein dickes Packet aus
Leipzig. Was drin ist, weiß ich nicht. Heute kam ein Brief von Deinem
alten Freund Gude aus Magdeburg, der sehr langweilig an Dich schreibt,
darunter sehr komisch: "Dein lieber Bruder Karl hat mir die Verlobung
seiner Tochter von Wildbad aus angezeigt, worüber ich mich recht
freue; ich werde ihm in diesen Tagen antworten . . .
Das ist doch stark; wie ist der gute Mensch nur dazu gekommen? Ich habe
sehr gelacht. Ernst Reimer schrieb einen jubelnden Brief, daß er seine
liebe Marie wiederhabe und seine Kinder. Wie werde ich aber jubeln,
wenn ich meinen lieben, einzigen Ernst wiederhabe, den besten Mann auf
der Welt! Du gutes Geschöpfchen mit Deinem Magenpflästerchen, das hat
mich amüsiert. Hoffentlich werde ich bald wieder wohl und kann wieder
recht lieb sein mit Dir, mein lieber, süßer Mann!
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