"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"
47. Brief
Heidelberg, 8. September 1870.
Mein liebstes Röschen! Du wirst wohl erstaunt sein,
einen Brief von mir aus Heidelberg, statt aus Bonn, zu bekommen. Aber
das Kriegsgetümmel, in dem ich seit vorgestern lebe, hat mir alle Lust, nach England zu ziehen, gründlich verdorben, und ich werde
nun meine diesjährige Herbstferien-Reise auf eine sehr bescheidene
kleine Rhein-Reise beschränken.
Ein paar Tage werde ich hierbleiben, um meine
hiesigen Bekannten zu besuchen, auch Professor Arnold, den Vater der
Frau Gegenbaur . . . In 3 oder 4 Tagen denke ich den
Rhein hinab nach Bonn zu gehen, von dort direkt nach Berlin. Schreibe
mir hierher (Adresse Darmstädter Hof).
Ich bin wohl und munter, ganz voll von dem
großartigen, traurigen Eindrücken des Kriegslebens. Die beifolgenden
ersten Tagebuch-Blätter schicke, nachdem Du sie der Mama (und
vielleicht auch Frau Gegenbaur) vorgelesen hast, an meine Mutter. Ich
will ihr nur mit ein paar Zeilen melden, daß ich hier bin.
Alles Denken und Sprechen dreht sich hier natürlich,
wie alles, was man sieht, um den Krieg. Auch ich habe jetzt keinen Sinn
für andere Reisezwecke . . .
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