Abriss

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Die fraglichen Umstände des Abrisses

Am 31.5.1983 hatte die Taunus-Zeitung den Sprecher der Tübinger Hölderlin-Gesellschaft, Professor Uvo Hölscher, noch mit den Worten " Diese Stadt (Bad Homburg) bot sich durch ihre neu entfalteten Aktivitäten besonders für eine Tagung an " (TZ 51.5.1983) zitiert. Fast genau fünf Monate später setzte die Stadt ihren Aktivitäten ein jähes Ende, als sie den Abriss des Hölderlin-Hauses beschloss.

Zwei Gutachten

Nachdem 1982 die ersten Untersuchungen der Bausubstanz vorgenommen worden waren, kamen zwei Gutachten 1983 unabhängig voneinander zu dem Schluss, diese sei miserabel. Ein vom Bezirkskonservator, Herr Dr. Reiter, in Auftrag gegebenes Gutachten bescheinigte: " die Bausubstanz der alten Dichterklause sei so schlecht, dass eine Restaurierung in keinem Verhältnis zu den Kosten stünde. " (TZ 27.10.1983) (Die Kostenschätzungen waren mittlerweile von anfangs knapp 500..000 DM auf 1,4 Millionen Mark für die Restaurierung geklettert. )Dieser Sachverhalt und die Tatsache, dass nach Worten von Dr. Reiter "das Hölderlin-Haus allenfalls durch literatur- und heimatgeschichtliche Aspekte interessant sei, nicht aber aus kunst- und baugeschichtlichen Gründen" (27.10.1983) veranlasste ihn, den Denkmalschutz aufzuheben. Bereits am 27.6.1983 hatte laut Bauakte das Landesamt für Denkmalpflege mit Bezug auf das Schreiben vom 17.5.1983 (Gutachten des Ing. Büros Hofman) keine Bedenken mehr gegen einen Abbruch.

Neben dieser Feststellung war für die Stadt vor allem der Kostenfaktor ein weiterer Grund, den Abriss des Hauses zu beantragen, da nach Worten der Stadtverwaltung die Wirtschaftlichkeit eines Hauses die Entscheidungen der Stadt mitbestimme. In diesem Falle sei diese nicht mehr gegeben, da die Sanierungskosten von weit über einer Millionen Mark in keinem Verhältnis zum Nutzen ständen.
Als einen weiteren Grund nannte man, dass das Hölderlin-Haus gar kein Kulturdenkmal mehr darstelle, da nach einer Sanierung außer wenigen Balken nichts mehr original gewesen wäre. (TK 29.10.1983)Auch war von einem "Neubau unter minimaler Verwendung vorhandener Teile" (FAZ 2.11.1983)seitens des Stadtbaurates Weber die Rede. Der Landeskonservator stimmte in dem Punkt mit der Stadt überein, dass das alte Haus mit seinen schlecht geschnittenen Zimmern für keinen der beabsichtigten Verwendungszwecke geeignet sei. Nach seinen Worten " wäre alles eine verkrampfte Sache geworden ",(Quelle nicht feststellbar 27.10.1983) da weder die Musikschule in den zu kleinen Zimmern Platz gefunden hätte noch das Stadtarchiv hätte untergebracht werden können.

Trotz einiger Hoffnungen ließ sich das Schicksal des Hölderlin-Hauses nicht mehr abwenden, und am 31.10.1983 erfolgte dann der "Antrag auf Abbruchgenehmigung" durch die Stadt; ironischerweise im Behördendeutsch "Bau-Antrag" genannt. Als Antwort erfolgte direkt am nächsten Tag, dem 1.11.1983, der Vermerk des Magistrats, der Abbruch-Bauschein könne ausgestellt werden. Diese verdächtig schnelle Abwicklung des Antrages stieß auf viel Kritik und wurde im Laufe des Protest immer wieder verurteilt.
Feststellen ließ sich in der Bauakte, dass der "Umlaufbogen" zum Abriss mit minimaler Besetzung bearbeitet und nur vom Amtsleiter unterschrieben worden war. Dies lässt einige Fragen offen. Festzustellen ist, dass die Stadt brisanterweise zugleich Antragsteller und Antragbewilliger, in ihrer Funktion als Bauaufsicht, war.

Eiliger Abriss

Am Morgen des 2.11.1983 fand das Hölderlin-Haus sein Ende unter der Schaufel eines Abrissbaggers. Dem Taunus-Kurier zu folge wurde hierbei versucht, möglichst schnell vollendete Tatsachen zu schaffen, indem man zumindest einen erheblichen Teil des Hauses einriss, sich dann jedoch mit dem weiteren Abbruch Zeit ließ.

Die Trümmer des Hauses wurden schicksalsgleich ganz in die Nähe des Hessenparks entsorgt. Hierhin hatten einige Protestierende in einem letzten Rettungsversuch das Hölderlin-Haus umsiedeln wollen.
So fanden die letzten verbleibenden Mauern, in denen Hölderlin im Homburg von gestern gewohnt hatte, ein unrühmliches Ende auf einer Müllkippe von heute.

 

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Copyright 1999 [Olaf Deussen] - Aktualisiert am: 30 Januar 2000

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