Durch die Übersetzung gestaltet sich die Lektüre einer Moliere-Komödie für SchülerInnen der Klasse 8 - trotz der weit größeren historischen Distanz - leichter als die deutscher Klassiker (vergleiche "Wilhelm Tell“ oder "Götz v. Berlichingen“).
Nach Überwindung von Einleseschwierigkeiten ist der Inhalt leicht verständlich; die Personenzahl überschaubar; Freude an Situations-, Charakter- und Sprachkomik stellt sich ein; vieles wird als komisch und erheiternd empfunden, es regt sich aber auch Protest und damit Diskussionsbedarf wegen der überzogenen Verhaltensweisen Harpagons und auch wegen des unbefriedigenden Schlusses (gibt es einen besseren?).
Leicht erfasst werden können die Hauptthemen des Stückes: Der Geiz, die Liebe, die sich hieraus ergebende Rivalität zwischen Vater und Sohn. Thema ist damit auch der Generationenkonflikt: das Verhältnis zwischen Vater und Kindern, die Rolle/Verhaltensweisen eines egoistischen, tyrannischen, grausamen Vaters ohne Gefühle; seine Unmenschlichkeit auch anderen gegenüber.
Das Thema Geld, Besitz und dessen Stellenwert, die Frage nach dem Lebensglück- und Sinn kann erkannt und problematisiert werden: Harpagon ist der Geizige par excellence, der nur für sein Geld lebt - ein Geiziger, der weder zu seiner eigenen Freude und Lust noch zu der seiner Mitmenschen lebt. An ihm wird Geiz als Krankheit dargestellt: Harpagon leidet unter Misstrauen und Verfolgungswahn; er gerät darüber in Selbstwidersprüche, gelangt an die Grenze des Wahnsinns, leidet an seiner Bewusstseinsspaltung (siehe v.a. Monolog IV,7).
Der Schluss der Komödie löst dieses Problem nicht, trotz happy end in Liebesangelegenheiten.
Obwohl Distanz zur damaligen Zeit und vieles - in der komisch-grotesken Überspitzung des Stückes - heute als nicht mehr nachvollziehbar empfunden wird, lassen sich doch Aktualisierungen und der Bezug zu den SchülerInnen herstellen (“Geiz ist geil“).
Das Genre Komödie entlastet den Umgang mit "großer Literatur“. Die in diesem Alter vorhandene Lust am Übertreiben und am Klamauk findet Nahrung und Rechtfertigung in der Art und Weise, wie Moliere das Thema behandelt.
Und schließlich ist die Materiallage reichhaltig, es gibt vergnügliche Verfilmungen und Aktualisierungen (z.B. Thaddäus Trolls schwäbische Version "Der Entaklemmer‘, die Verfilmung mit dem hektischen Luis de Funes als Harpagon) oder Parallelgeschichten (z.B. Oskar Maria Grafs Kalendergeschichte "Das Hochzeitsgeschenk").
ein Drama, insbesondere eine Komödie, kennenlernen
den Schriftsteller Moliere (17.Jh) kennenlernen
Kenntnisse der Struktur des klassischen Dramas erwerben (Exposition - Krise - Lösung)
die Gattung Komödie und insbesondere Charakter- bzw. Typenkomödie kennenlernen
Mehr über Theatergeschichte und Dramaturgie lernen:
Bühnenformen (offene versus Guckkastenbühne), Dialog, Monolog und Beiseitesprechen, Situationskomik (Übertreibung) und Stegreiftheater ("Commedia dell‘Arte‘)
Die zentralen Konflikte erkennen können: Geiz und Liebe, Alt und Jung, Herrschaft und Dienerschaft
Erfassen von Figurenkonstellationen und der aus Gegensätzen entstehenden Beziehungsdynamik
In der Lage sein, Ereignisse knapp und präzise zusammenzufassen (Szenen-Inhalte)
Personencharakteristik wiederholen und vertiefen
Kennen und unterscheiden lernen von "innerer‘ und "äußerer Handlung‘
Visualisieren von Textvorlagen: Standbildern erstellen, die dann mittels Computer zu einer (animierten) Präsentation zusammengefügt werden
Szenisches Gestalten von Mini-Dialogen: Sprech- und Bewegungsübungen
Ästethische Urteilsfähigkeit fördern durch Vergleich von Textvorlage und medialen Umsetzungen (Bühnen-Inszenierung, Adaptionen, Verfilmung)