Der Geizige Dramenbehandlung in Sek.1  

Begriffsklärungen in Auszügen

Komödie

Volker Meid: Sachwörterbuch zur Deutschen Literatur, © 2000 CD-ROM-Ausgabe: Philipp Reclam jun., Stuttgart. S. 580/1

Komödie, Theaterstück komischen Inhalts mit gutem Ausgang. Das Wort K., gebildet aus griech. 'komos' festlicher Umzug mit Gesang, Gelage und 'oide' Gesang, verweist auf den Ursprung der K. im orgiastischen Dionysoskult.

[...]Unterscheidungen nach strukturellen, inhaltlichen oder intentionalen Gesichtspunkten sind üblich (Typen-, Charakter-, Situations-, Intrigen-, Konversationskomödie; satirische, gesellschaftskritische, didaktische K., Unterhaltungskomödie [Boulevardkomödie])

[...] Komische Szenen enthält bereits das mittelalterliche geistliche Spiel. Das St. Pauler Neidhartspiel (um 1350), ein kurzer Schwank, steht am Beginn des weltlichen Schauspiels im dt. Sprachgebiet. Seit der Mitte des 15. Jh.s entwickelte sich mit dem Fastnachtsspiel eine neue komische Gattung, die sich aus einer Reihe loser Szenen zu einem geschlossenen Handlungsspiel verdichtete (Hans Sachs)

[...] Neue Entwicklungen wurden gegen Ende des 16. Jh.s durch die ital. Commedia dell’arte und die Englischen Komödianten eingeleitet (Jakob Ayrer, Heinrich Julius v. Braunschweig).
Im Barock diente die K., nun (teilweise) einer klassizistischen Poetik unterworfen, der Belustigung der höheren Stände. Ein höfischer Rahmen repräsentiert die gesellschaftliche Norm, an der soziales Fehlverhalten gemessen wird: Im Verkennen des angemessenen Platzes in der gesellschaftlichen Hierarchie, in der Diskrepanz zwischen Schein und Sein besteht die Komik ... Gegen Ende des Jh.s zeigen sich Ansätze zu einer K., die die Moral enger auf die bürgerliche Praxis bezieht (Christian Reuter). Zugleich begann der Einfluss Molières auf die dt. K. [...] Typenkomödien, in denen ein durch eine Figur personifiziertes Laster ... verspottet und dem Gelächter preisgegeben wird ...

Ivo Braak: Poetik in Stichworten - Hirts Stichwortbücher Verlag Ferdinand Hirt 1972, S. 239-41

Komödie (gr. komodia von komos lustiger, ritueller Umzug als Bestandteil des Dionysos-Kults, und ode Gesang; lat. comoedia, ital. commedia, Ez. comedie) ist Gegenstück zur Tragödie. Erwächst aus der Haltung der Komik (im Ggs. zu dem aus dem Humor entstandenen Lustspiel). An die Stelle tragischer Erschütterung tritt komische Befreiung; an die Stelle des pathetischen Heroismus realistische Entlarvung menschlicher Schwächen. Die Komödie hat desillusionistischen Grundcharakter: in Verfall begriffene oder überholte geschichtliche bzw. soziale Erscheinungen bilden den Hintergrund; sie sieht aus der Nähe, ist mit der alltäglich erfahrbaren Realität verbunden. Das Komische beruht dabei auf dem Kontrast zum allgemein Gewohnten: diese Aufdeckung des Risses durch die Welt" führt die Komödie auf ihrem Höhepunkt in die Nähe des Tragischen (Möglichkeit des Kippens"), doch folgt in Erkenntnis der Unlösbarkeit des Widerspruchs die befreiende Lösung im reinigenden Dennoch" des Lachens.

Im Ggs. zur Tragödie lebt die Komödie aus dem Bezug auf die gesellschaftliche Situation der jeweiligen Zeit. Mit dem Verfall einer Gesellschaft schwindet auch die darauf zugeschnittene Komödie. Voraussetzung für ihre Entstehung und Wirkung ist daher eine in (Vor-)Urteilen und Wertungen gleichgesinnte Gesellschaft. Ein zu großer Anteil zeitgebundener Anspielungen kann Verständnis und Wirkung in späterer Zeit beeinträchtigen.

Charakterkomödie

Im Mittelpunkt steht eine Figur, die auf Grund ihrer Eigenart den Zuschauer zunächst verblüfft und in ihrer scheinbaren Mächtigkeit täuscht. Indem sich diese Mächtigkeit schrittweise von Szene zu Szene in nichts auflöst, löst sich auch die Dissonanz. Dies anzuschauen, erheitert.

Geschichtliche Entwicklung führte von der Typenkomödie zur Charakterkomödie; so auch im Schaffen des Meisters der Charakterkomödie: MOLIERE (von z. B. Les precieuses ridicules [Die lächerlichen Preziösen] 1659, zu z.B. Le Tartuffe, 1669, L'Avare [Der Geizige], 1668).

Intrigenkomödie

Nach der oft listig angelegten Verwicklung bezeichnet (frz. intrigue Ränkespiel). Im Ggs. zur Charakterkomödie hat die Handlung Vorrang. Bspe der Weltliteratur: SHAKESPEARE, Kaufmann von Venedig, Die lustigen Weiber von Windsor, Viel Lärm um nichts, Wie es euch gefällt, Was ihr wollt (alle vermutlich zwischen 1595 und 1600); CALDERON, Die Dame Kobold,1636; BEAUMARCHAIS, Figaros Hochzeit,1784.—In dt. Dichtung auch LESSINGS Minna von Baruhelm, 1767, hierher zu rechnen.

Situationskomödie

Akzentuierung durch Komik der Situationen, die dadurch entsteht, daß nur der Zuschauer von ihrem Unwert weiß. Situationskomik ist im Volksstück beliebtestes Strukturelement; von KLEIST aber auch mit Wendung bis an die Grenze des Tragischen benutzt in Amphitryon, 1807.


(cc) Klaus Dautel

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